Sanierung womöglich teurer als Neubau. Bürgermeister will weitere Untersuchungen

Rosengarten-Nenndorf. Das Rathaus der Gemeinde Rosengarten ist in die Jahre gekommen. 36 Jahre ist es her, dass das Gebäude an der Bremer Straße in Nenndorf eingeweiht wurde. Kein Alter für ein Gebäude, könnte man meinen. Doch es gibt erhebliche Brandschutzmängel, die dringend behoben werden müssen. Mehr noch: Das Haus ist möglicherweise reif für den Abriss.

Zu diesem Ergebnis ist das Gebäudemanagement der Landkreisverwaltung Harburg gekommen. Die Gemeinde Rosengarten hatte die Gebäudewirtschaft vor einigen Jahren an die Kreisverwaltung abgegeben, um sich so das Expertenwissen des Kreises heranzuziehen. Dietmar Stadie, ehemaliger Bürgermeister, hatte es noch in seiner Amtszeit angeschoben, dass sich der Dienstleister mit dem Zustand der öffentlichen Gebäude in der Gemeinde Rosengarten auseinandersetzt. Nach Informationen des Hamburger Abendblatts kommt das Gebäudemanagement des Landkreises nun in seiner Einschätzung zu dem Schluss, dass ein Abriss des Rathauses das Beste sei.

Denn: Eine Sanierung wäre offenbar noch teurer. Nach ersten Schätzungen soll eine Sanierung etwa 4,5 Millionen Euro kosten. Es hakt an vielen Ecken. Der Baustandard aus den 70er-Jahren entspricht längst nicht mehr der heutigen Zeit. Sowohl die Heizungs- als auch die Lichtanlage sind veraltet. Die Mitarbeiter leiden unter Raumnot, zum einen, weil sich die Verwaltungsmannschaft in den vergangenen Jahrzehnten vergrößert hat, zum anderen, weil die Büroräume von Anfang an unklug aufgeteilt wurden. Beispielsweise fehlt es heute an Besprechungsräumen.

Zudem müssen die Fenster ausgetauscht werden. Das Gebäude verschwendet wertvolle Energie, was wiederum die Finanzen der Gemeinde und auch das Klima belastet. Doch wenn man sich der Fenster annimmt, tut sich gleich eine nächste Baustelle auf. In der Fassade soll Asbest als Material verwendet worden sein. Unter Umständen muss daher mit der Fenstersanierung auch gleich die gesamte Fassade des Rathauses erneuert werden.

All diese Punkte treiben die Kosten für eine Sanierung massiv in die Höhe, so dass ein Abriss und Neubau nach der Untersuchung des Gebäudemanagements des Landkreises sogar günstiger wäre. Etwa 4,2 Millionen Euro soll es kosten, das alte Rathaus dem Erdboden gleich zu machen und ein neues hochzuziehen – 270.000 Euro weniger als eine Sanierung, so die Informationen des Abendblatts.

Dirk Seidler, Nachfolger des ehemaligen Bürgermeisters Dietmar Stadie und erst seit zwei Wochen im Amt, will die Zahlen nicht kommentieren. „Es gibt eine erste Einschätzung, aber um belastbare Zahlen zu haben, müssen noch weitere Untersuchungen erfolgen“, sagte er. Der Bürgermeister verweist darauf, dass es letztlich eine politische Entscheidung ist, was mit dem Gebäude geschieht. „Und dafür muss die Politik erst einmal ein ordentliches Fundament haben“, sagte er.

Fraktionen und Verwaltung wissen, dass viele Bürger empfindlich darauf reagieren könnten, wenn ihr Rathaus von der Bildfläche verschwinden sollte. Das Thema ist emotional besetzt. Der stellvertretende Bürgermeister Volkmar Block tendiert deshalb mit seiner Grünen-Fraktion bereits dazu, erst einmal andere Wege zu gehen, bevor der Kran mit der Abrissbirne anrückt. „Um die Lage besser einschätzen zu können, sollten zunächst andere Meinungen eingeholt werden“, sagte auch er.

Klar ist, dass die Brandschutzmängel schnell behoben werden müssen. Dazu drängt auch Dirk Seidler. „Das sind wir unseren Mitarbeitern und den Besuchern des Rathauses schuldig“, so der neue Bürgermeister. Die Kosten für die Nachbesserungen im Brandschutz belaufen sich auf schätzungsweise 90.000 Euro. Während Seidler davon ausgeht, dass der Diskussionsprozess pro oder kontra Abriss des Rathauses Anfang nächsten Jahres in den Gremien startet, sollen die Brandschutzmaßnahmen kurzfristig in den nächsten Wochen erfolgen. „Hier geht es um Auflagen, die schnell erfüllt werden müssen“, sagte Bürgermeister Dirk Seidler, „gleichgültig ob das Rathaus am Ende abgerissen oder saniert wird.“