Dank des Sonderprogramms des Bundes kann die Heimatvereinigung Finkenwerder die Sanierung in Auftrag geben

Finkenwerder. Die Hilfe aus Berlin kommt in der sprichwörtlich allerletzten Minute auf Finkenwerder an. Erleichterung und große Freude herrschen dieser Tage bei der Heimatvereinigung Finkenwerder. Dem Verein gehört das Kinau-Haus am Neßdeich, bekannt auch unter dem Namen Gorch-Fock-Haus. Dank eines Sonderprogramms der Bundesregierung kann der Verein im nächsten Jahr die Grundsanierung des alten Hauses in Auftrag geben. Das denkmalgeschützte ehemalige Elternhaus der Dichterbrüder Johann (Gorch Fock), Jacob und Rudolf Kinau muss dringend grundsaniert werden. Wie viele Finkenwerder Häuser senkt sich das Haus.

Seit der Verein das völlig heruntergekommene Haus von der jüngsten Kinau-Schwester im Jahr 1983 geerbt und übernommen hatte, investierte er bereits weit mehr als 100.000 Euro in das Gebäude, um es als Museum für die Nachwelt zu erhalten. Rund 1200 Gäste besuchen jährlich das Haus am Neßdeich. Aber Feuchtigkeit im Keller und unter dem Dach macht dem Gebäude arg zu schaffen. Zuletzt musste das ganze Dach erneuert werden.

„Bei uns war im Grunde der Ofen aus. Wir haben zwar mit 310 Leuten relativ viele Vereinsmitglieder. Der Beitrag, den jedes Mitglied leistet, ist aber mit zehn Euro sehr gering. Viele von uns müssen mit einer geringen Rente auskommen, Extraeinzahlungen in die Vereinskasse für besondere Ausgaben sind da kaum drin. Das Haus rutscht regelrecht vom Deichfuß nach hinten ab. Wir müssen es gegen das Absacken stützen“, sagt Peter Wlodasch, Vorstandsmitglied und ehemaliger Bauingenieur.

Seit das Alte Land nach der großen Sturmflut im Jahr 1962 verkehrlich an Finkenwerder angeschlossen wurde, rollten immer mehr Fahrzeuge durch das ehemalige Fischerdorf. „Vor allem der Schwerlastverkehr hat vielen alten Häusern am Neßdeich zugesetzt, die ursprünglich mal zum Küstenschutz aufgebaut worden sind“, sagt Werner Marquart. Marquart ist eines der Gründungsmitglieder des Vereins Finkenwerder Heimatpflege. Er kannte noch die Kinau-Schwester. Heute ist der Rentner Ehrenvorsitzender des Vereins, der sich um den Erhalt der plattdeutschen Sprache verdient macht.

Vor einigen Tagen kam dann die Nachricht: 400.000 Euro Sondermittel bekommen die Finkenwerder für die Grundsanierung ihres Hauses aus Berlin. Damit sind die Heimatvereinigung, aber vor allem das Kinau-Haus, gerettet. Insgesamt 29 Millionen Euro hatte die Bundesregierung an Sondermitteln für den Denkmalschutz zu verteilen. Dass Hamburg mit rund 1,5 Millionen Euro aus dem Sondertopf so reich bedacht worden ist, dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass mit Johannes Kahrs (SPD) und Rüdiger Kruse (CDU) zwei Berichterstatter aus Hamburg für Denkmalschutz-Projekte in Hamburg geworben haben.

Ein bisschen Werbung für das Kinau-Haus bei den beiden Bundestagsabgeordneten hat Vereinsmitglied Ralf Neubauer gemacht, SPD-Bezirksabgeordneter in Mitte aus Finkenwerder. Wie berichtet, fließen aus Berlin unter anderem auch rund 300.000 Euro aus diesem Sonderprogramm in die Restaurierung der Arp-Schnitger-Orgel in Neuenfelde.

„Irgend etwas muss immer repariert werden bei einem so alten Haus“, sagt die erste Vereinsvorsitzende, Jutta Haag. „Wir stellen auch jedes Jahr wieder Förderanträge, aber jeden geförderten Euro müssen wir als Verein gegenfinanzieren. Und das fällt uns in jedem Jahr schwerer. Mit diesen 400.000 Euro können wir endlich die längst dringende Grundsanierung des Hauses im nächsten Jahr in Angriff nehmen“, sagt sie. Bei der Nachgründung des Kinau-Hauses müssen auch die Decken aufgenommen werden und dann wird sich beispielsweise zeigen, ob etwa die Balken durch das Absacken des Hauses Schaden genommen haben.

Wlodasch: „Im Endeffekt können wir jetzt noch nicht abschätzen, wie hoch der eigentliche Sanierungsbedarf an dem Gebäude ist. Vieles wird man erst bei der Nachgründung sehen.“ Hinzu kommen die Auflagen, die das Hamburger Denkmalschutzamt bei solch alten Häusern macht.

Das Finkenwerder Kinau-Haus hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zum Mekka der Freunde der plattdeutschen Sprache entwickelt. Hier finden unter anderem Lesungen statt, die Vereinsmitglieder machen Führungen durch das Erdgeschoss des Hauses. Das Obergeschoss ist als Wohnung vermietet, so sichert sich die Heimatvereinigung Fineknwerder ein kleines festes Einkommen für den Erhalt des Kinau-Hauses.

Zur festen Institution sind unter anderem die Plattsnacker-Abende in dem Heimatmuseum geworden. Der Verein organisiert Ausfahrten. Und wer seine Hochzeit in geschichtsträchtiger Atmosphäre feiern möchte, kann dies ebenfalls im Kinau-Haus am Neßdeich6 tun.