Beratungsstelle knüpft Kontakt zu Arbeitgebern – und sucht Job-Umsteiger, die Beruf und Familie verbinden wollen

Lüneburg . Kleine Gruppen, große Flexibilität: Wer früh nach der Geburt wieder arbeiten möchte, muss nicht zwangsläufig auf einen Krippenplatz warten. Tageseltern sind eine beliebter werdende Alternative. Auch für Unternehmen ist das Angebot interessant. Über Kooperationen mit Tagesmüttern können Firmen ihre Mitarbeiter bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen.

„Es ist nicht nötig, dass Betriebe eigene Räumlichkeiten für eine eigene Tagespflegestelle vorhalten“, sagt Dagmar Oertzen, Leiterin der Fachberatung Kindertagespflege beim Evangelischen Kindertagesstättenverband in Lüneburg. „Möglich ist auch, dass Firmen mit Tageseltern kooperieren und Mitarbeiter ihre Kinder dort betreuen lassen. Auch das kann einen großen Beitrag für mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeuten. Wir beraten Unternehmen in dieser Hinsicht gern und vermitteln zwischen Firmen und Tagespflegepersonen.“ Anders als in vielen Krippen können Eltern ihren Nachwuchs hier auch nur tageweise betreuen lassen anstatt die ganze Woche.

Wobei das Thema Vereinbarkeit an dieser Stelle nicht endet. Familie und Beruf zu vereinbaren, kann auch einen Jobwechsel bedeuten – und selbst als Tagespflegeperson tätig zu werden. So haben es Raika Oettle-Baumgärtel und ihr Mann Sven gemacht, Stephanie Else und Silvia Bertelsmann.

Silvia Bertelsmann, 38, war Friseurin, als die beiden ersten Kinder kamen. Schnell stand für sie schnell fest: „Der Beruf ist nicht familienkompatibel. Vor allem in den Ferien hatte ich Probleme.“ Sie sattelte um und wurde Tagesmutter, erst in den eigenen vier Wänden, später in einer angemieteten „Kinderwohnung“. Seit 2001 ist die dreifache Mutter jetzt Tagesmutter für jeweils fünf Kinder – und glücklich mit ihrer Entscheidung.

Wenn Stephanie Else, 47, früher gewusst hätte, wie gut ihr die Tätigkeit als Tagesmutter gefällt, „hätte ich den Schritt schon eher gemacht“, sagt sie. Die gelernte Erzieherin hat Jugendarbeit im Schichtdienst geleistet, abends und am Wochenende. Als sie merkte, wie sehr ihre Arbeit die Familie belastet, zog sie die Notbremse. Und gründete die Kindertagespflege „Kinderfroh“ in der Souterrain-Wohnung ihres Hauses. „Das hat uns allen gut getan.“

Sven Baumgärtel, 35, arbeitete im Schichtdienst am Hamburger Flughafen, als die erste Tochter zur Welt kam. „Ich habe darunter gelitten, sie kaum zu sehen“, sagt er. Als seine Frau ihn auf das Thema Tagesvater anstupste, war der gelernte Koch zwar zunächst skeptisch. Doch die Realität hat ihm gezeigt: Die Arbeit macht ihn mehr als zufrieden – und heute betreibt das Paar seit fünf Jahren gemeinsam die Großtagespflegestelle „Die Sternschnuppen“, seit 2012 in Mieträumen am Kreideberg. Ehefrau Raika, 35, arbeitet halbtags als Steuerfachangestellte, „für die sichere Basis“. Ihre Entscheidung, sagen die beiden, bereuen sie an keinem Tag. „Wir sind absolut glücklich.“ Einig sind sich die Tageseltern, dass ihre Tätigkeit wie jede Selbstständigkeit nicht nur die Freiheiten der eigenen Flexibilität mit sich bringt, sondern auch das Risiko, dass es zumindest zeitweise kein festes Einkommen gibt. „Tagespflege ist perfekt als Zweitverdienst in einer Familie“, sagt daher auch Beraterin Dagmar Oertzen. Einen Informationsabend über die Arbeit in der Kindertagespflege bietet die Fachberatung Kindertagespflege am Donnerstag, 20. November, 19.30 Uhr im Gemeinderaum Bei der St. Johanniskirche 2 an. Um vorherige Anmeldung wird gebeten unter Telefon 04131/355 13 oder E-Mail info@tmlg.de. Hier können sich auch interessierte Firmen melden.