Gemeinde finanziert 1,7 Millionen Euro vor und wird alleiniger Eigentümer des Geländes Am Brettbach

Jesteburg. Der Knoten ist endlich geplatzt. Auf seiner Sitzung am Mittwochabend im Heimathaus hat der Gemeinderat beschlossen, einen Kredit über 1,7 Millionen Euro aufzunehmen, um den Schützen ihren neuen Schießstand vorzufinanzieren. Im Gegenzug verkaufen die Schützen der Gemeinde ihr Grundstück auf dem Festhallengelände am Brettbach und treten alle Rechte, die sie am Gelände haben, ab.

An der Festhalle haben sich Generationen von Politikern abgearbeitet. Mehr als 15 Jahre lang diskutierte man mit dem Schützenverein über die sanierungsbedürftige Festhalle und die Nutzung des dazugehörigen Grundstücks. Sanierung oder Neubau: Immer wieder gab es neue Ansätze, was mit dem Gelände am Ortsrand Jesteburgs geschehen sollte. Letztlich entschied man sich im März 2011, in Abstimmung mit den Schützen, zur Ansiedlung eines famila-Marktes auf dem Festhallengelände.

Alle Seiten waren zufrieden. Die Jesteburger sollten ihren langersehnten modernen Supermarkt erhalten, die Schützen eine neue Schießsportanlage und die Gemeinde einen großen Versammlungsraum, der als Dorfgemeinschaftshaus genutzt werden kann. Bei einem ausgehandelten Kaufpreis von 3,3 Millionen Euro wären zusätzlich rund 1,7 Millionen Euro in den Gemeindehaushalt geflossen. Doch dann funkte im Sommer dieses Jahres die Nachbargemeinde Hanstedt dazwischen. Sie klagte gegen den Bebauungsplan der Gemeinde Jesteburg beim Oberverwaltungsgericht in Lüneburg, mit der Begründung, dass die Ansiedlung eines Vollsortimenters mit einer Verkaufsfläche von weit über 800 Quadratmetern zu viele Käufer aus Hanstedt abziehen könnte. Man berief sich auf das Regionale Raumordnungsprogramm, dass Orten in der Größe Jesteburgs vorgibt, nur im Ortskern neues Gewerbe ansiedeln zu dürfen. In einem Eilentscheid bremste daraufhin das Oberverwaltungsgericht den Start des Projekts aus. Bis zu einem endgültigen Urteil wird der Bebauungsplan für das Gelände nicht wirksam.

Der Eilentscheid trifft nicht nur die Gemeinde, sondern hat auch Folgen für die Schützen, die inzwischen ohne Schießsportstätte und Festhalle dastehen und zurzeit die Anlage des Schützenvereins in Asendorf nutzen müssen. So lange keine Baugenehmigung für famila erfolgen kann, fließt nämlich auch für sie kein Geld. Der Beschluss des Gemeinderats, das Projekt jetzt auf eigene Verantwortung vorzufinanzieren und die eigenen vertraglich geregelten Verpflichtungen gegenüber dem Schützenverein vorzeitig zu erfüllen, eröffnet ihnen endlich die Perspektive auf eine neue Heimat in Jesteburg, die zwischen dem Restaurant Hacienda und den Sportstätten gebaut werden soll. Auch Jesteburg profitiert: das gesamte Gelände geht dann der Gemeinde, sie hat in Zukunft die alleinige Verfügungsgewalt über das Grundstück.

„Es war eine schwierige, aber wichtige Entscheidung“, sagte Samtgemeindebürgermeister Hans-Heinrich Höper nach der Sitzung, „einerseits tragen wir jetzt das ganze finanzielle Risiko, andererseits hätte man möglicherweise über einen sehr langen Zeitraum die Entwicklung Jesteburgs blockiert.“