Haushaltsausschuss bewilligt fehlende 300.000 Euro für Restaurierung der berühmten Neuenfelder Schnitger-Orgel

Neuenfelde. Die Restaurierung der Arp-Schnitger-Orgel in Neuenfelde ist ein Mammutprojekt – handwerklich sowieso, finanziell genauso. Mit 780.000 Euro sind die Arbeiten veranschlagt. 480.000 davon haben die Neuenfelder bislang über Spenden gesammelt. Jetzt hat der Haushaltsausschuss des Bundestages beschlossen, die fehlenden 300.000 Euro aus dem Denkmalschutzsonderprogramm zu finanzieren. Das freut die Neuenfelder und auch ihren Wahlkreisabgeordneten Metin Hakverdi, der dem Auschuss angehört und sich dort für die Orgel stark gemacht hatte.

„Man muss den vielen Spenderinnen und Spendern danken, ohne die die Restauration der Arp-Schnitger-Orgel nicht möglich wäre. Der Bundestag hat letztlich nur die letzten 40 Prozent draufgelegt. Ich freue mich sehr für die vielen Engagierten vor Ort, dass es nun geklappt hat“, sagt Hakverdi, dem es außerdem gelang, 400.000 Euro für die Sanierung des Wilhelmsburger St.-Maximilian-Kolbe-Kirchturms einzuwerben. Der Gesamtetat des Bundes-Sonderprogramms beträgt lediglich 20 Millionen Euro. Davon gehen 700.000 nach Wilhelmsburg und Neuenfelde.

„Dass es Metin Hakverdi gelungen ist, diese hohe Summe zu uns nach Neuenfelde zu bringen, freut mich sehr. Das ist eine sehr gute Botschaft für unsere Region“, sagt auch der Bürgerschaftsabgeordnete für Süderelbe, Matthias Czech. Im Rahmen seiner Sommertour durch den Wahlkreis hatte Hakverdi zusammen mit Czech auch Neuenfelde besucht, und der Arp-Schnitger-Gesellschaft empfohlen, einen Förderungsantrag beim Bundestag zu stellen. Als dieser vorlag, setzte sich Hakverdi im Haushaltsausschuss dafür ein und schilderte die kulturelle Bedeutung der Orgel für Neuenfelde, Hamburg und ganz Norddeutschland.

Den Kontrakt mit dem Dresdner Orgelrestaurator Kristian Wegschneider hat die Kirchengemeinde bereits im Frühjahr unterschrieben. Im Februar wird Wegschneider mit seinen Leuten nach Hamburg kommen, die zweistöckige Orgel demontieren und in seine Werkstatt nach Dresden bringen. Eineinhalb Jahre später, so ist die jetzige Schätzung, kommt die Orgel zurück. Mehr als 1300 Pfeifen von der Größe einer Kugelschreibermine bis zur Dicke eines Ofenrohrs, 34 Register, zwei Manuale, zahllose Pfeifenblöcke und Windladen sind zu überholen. Ob die geschätzten 780.000 Euro ausreichen, ist auch nicht sicher.

„Es kann durchaus sein, dass noch weitere Notwendigkeiten entdeckt werden, wenn die Orgel erst einmal auseinander gebaut wird“, sagt Hilger Kespohl. Er ist Kantor und Organist der Gemeinde. Als Experte für historische Orgeln ist Kespohl extra nach Neuenfelde gekommen, um von Gemeindeseite aus die Restaurierung zu leiten. „Ich habe genau diese Herausforderung gesucht“, sagt er. Seit 2007 steht Kespohl in Diensten der Neuenfelder Gemeinde. So lange ist er auch dabei, die Restaurierung vorzubereiten.

Kespohl und die Neuenfelder, die in der Arp-Schnitger-Gesellschaft aktiv sind, werden trotz der Bundesmittel weiter Spenden sammeln. „Erstens haben wir zwar schon eine Zusage, aber noch keinen Bescheid“, sagt Kespohl. „Erst in dem Bescheid werden die genauen Bedingungen der Förderung stehen Zweitens ist mit der reinen Orgelrestaurierung noch nicht alles getan. Um die Sanierung nachhaltig und das Kirchenklima orgelfreundlicher zu machen, muss auch in der Kirche einiges umgebaut werden. Gerade, was das Schimmelproblem angeht, gibt es neue Erkenntnisse der Orgelforschung, die wir umsetzen können. Am besten können solche Baumaßnahmen in der Zeit statfinden, in der die Orgel ausgebaut ist“, so Kespohl.

Der legendäre Orgelbauer Arp Schnitger hat diese Orgel im Jahr 1688 fertiggestellt. Ursprünglich war sein Auftrag lediglich gewesen, die bestehende Orgel in der alten Neuenfelder Kirche zu demontieren und sie in die neue Kirche, die an selber Stelle errichtet wurde, wieder einzubauen. Als er dies tat, stellten die Neuenfelder und er bald fest, dass die alte Orgel für die neue Kirche zu klein war und kaum so prächtig klang, wie die Kirche aussah. Die Neuenfelder kommissionierten eine neue Orgel. Die alte wurde nach Stade verkauft. Weil Schnitger bei diesen Arbeiten eine hübsche Neuenfelderin kennenlernte und heiratete, blieb er und wurde als der Neuenfelder Orgelbauer berühmt. Seine „Heimatorgel“ gilt als eine der schönsten und klangprächtigsten in seinem Lebenswerk.

Bevor die Orgel nach Dresden umzieht, wird es noch eine Gelegenheit geben, sie zu hören. Am zweiten Adventssonntag, 7. Dezember, spielt Hilger Kespohl selbst. Was, will er nicht verraten. Es soll ein Hoffnungskonzert werden. Beginn: 16.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.