Die Freiwillige Feuerwehr in Jesteburg zieht sich aus der Organisation zurück. Es fehlen passende Räume im Ort

Jesteburg. Wird es in Jesteburg keine Möglichkeit mehr geben, Blut zu spenden? In den vergangenen Tagen überraschte die Einwohner diese Nachricht der Freiwilligen Feuerwehr: „Nach mehr als 25 Jahren: Jesteburger Feuerwehr zieht sich aus Blutspende zurück“. Seit einem Vierteljahrhundert führen die Feuerwehrleute ehrenamtlich gemeinsam mit dem Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) drei bis vier mal im Jahr die Sammelaktion durch – nun ist das Kapitel, zumindest für die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, abgeschlossen.

Es sind viele Faktoren, die zu der Entscheidung geführt haben. Zum einen ist da der zeitliche Aufwand für die Helfer zu nennen. Viele arbeiten in der Stadt und haben lange Arbeitszeiten und Wege, zu Hause wartet außerdem die Familie. Ihr Engagement bei der Feuerwehr umfasst nicht nur die Einsätze, sondern auch Ausbildung, Übungen und die Sicherung bei Veranstaltungen. „Wenn man sich dann für die Blutspende auch noch einen Tag frei nehmen muss, ist für viele das Limit erreicht“, sagt Pressesprecher Philipp Wolf. Trotzdem schafften es die Helfer bisher immer, genügend Freiwillige zu finden, die sich um den reibungslosen Ablauf der Blutspende kümmerten. Zwar koordiniert das DRK die Termine und stellt einen Arzt und das medizinische Personal, um die Organisation vor Ort – passende Räumlichkeiten, die möglichst barrierefrei sein müssen, das stärkende Büffet und das ganze Drumherum – kümmerte sich in Jesteburg bislang die Freiwillige Feuerwehr.

Damit ist definitiv Schluss und der Blutspendedienst des DRK steht in Jesteburg vor einem Problem. Am drängendsten ist zur Zeit die Frage, wo Spender in Zukunft zur Ader gelassen werden können. In der Grundschule ist dies nicht mehr möglich. Die Direktorin Jeanette Saxer ist nicht glücklich darüber, dass sie keine Räume mehr zur Verfügung stellen kann. „Wir haben täglich einen großen Mittagstisch für 80 Kinder, bis 17 Uhr ist hier richtig Hochbetrieb. Irgendwann müssen dann ja auch noch die Putzfrauen rein, die sind teilweise erst um halb zehn Uhr abends fertig.“

Dass das Ganze nicht mehr rund lief, zeigte sich schon beim letzten Blutspendetermin in der Schule, den Saxer kurzfristig wegen einer Veranstaltung absagen musste. Glücklicherweise konnte man kurzfristig auf die DRK-Kindertagesstätte am Sandbarg ausweichen. Allerdings war dies eine Notlösung, die Räume sind im Grunde zu klein und haben zu viele Stufen, über die man stolpern könnte. Direkt neben der Kita liegt die alte Grundschule am Sandbarg. In den Augen von Grundschulleiterin Saxer, aber auch aus Sicht von Holger Schölzel, Fachbereichsleiter für Bürgerangelegenheiten bei der Samtgemeinde, eine Ausweichmöglichkeit. Gern würde er die Alternativen mit dem DRK besprechen, bisher hat allerdings noch kein Verantwortlicher des Blutspendedienstes mit ihm Kontakt aufgenommen.

Jürgen Engelhardt, Abteilungsleiter für die DRK Ortsvereine in Springe, kennt das Raumproblem in Jesteburg: „In dieser Woche wird sich unser Referent mit dem Ortsverband zusammensetzen und über mögliche Alternativen zur Grundschule sprechen“, sagt er. Jesteburg ist nicht der erste Ort, dem ein Spendenlokal wegbricht. Engelhardt: „Wir versuchen dann in Rathäusern, Dorfgemeinschaftshäusern oder Veranstaltungshallen neue Orte zu finden“. Wenn alle Stricke reißen, könnte ein Blutspendemobil das Raumproblem vorläufig lösen.

Er denkt zunächst an die eigenen Räumlichkeiten des DRK vor Ort. Die befinden sich in der alten Feuerwache, die besteht aber hauptsächlich aus einer Halle und zwei kleinen Räumen. Aus Sicht von Philipp Wolf von der Freiwilligen Feuerwehr sind das aber nicht die passenden Voraussetzungen für eine Blutspende. „Wenn 60 Personen da sind, gibt es einen großen Platzbedarf, das wird da nicht gehen“, vermutet er.

Ebenso möglich wäre es, die Spender in der alten Grundschule am Sandbarg unterzubringen. Aus Sicht der Feuerwehr ebenfalls nicht optimal, da die Schule nicht mehr genutzt wird. Ebenfalls möglich wäre eine Unterbringung in der neuen Oberschule. Die fällt zwar in die Verantwortung des Landkreises, „aber da könnte man ganz sicher Gespräche führen“, ist Gemeindevertreter Holger Schölzel optimistisch. Er könnte sich auch vorstellen, dass die Termine im neuen Jugendhaus stattfinden.

Er wartet jetzt auf den Anruf vom DRK, denn die Jesteburger geben gern ihr Blut für den guten Zweck. Beim letzten Termin Ende September waren 86 Spender vor Ort, zwölf von ihnen waren Erstspender. Für Jürgen Engelhardt vom DRK ist klar, dass am 26. Januar Jesteburger zur Ader gelassen werden können: „Der Termin steht!“