Kreis erwägt, die einzige weiterführende Schule in der Gemeinde Rosengarten zur Außenstelle der IGS umzuwandeln

Rosengarten-Nenndorf. Vor kurzem jagte an der Oberschule Rosengarten in Nenndorf eine Auszeichnung die nächste. Erst wurde sie zur Comenius-Schule ernannt, dann zur MINT-Schule. Das zeigt: Die Schule bedient sowohl sprachliche als auch naturwissenschaftliche Neigungen der Schüler. Die neue Leiterin Marthe Pünjes hat alles dafür getan, um der Schule ein sicheres Zukunftspaket zu schnüren und sie im positiven Sinne ins Gespräch zu bringen. Es funktionierte. Die Bildungsstätte erholte sich wieder, nachdem zuvor oft von einer Schließung die Rede war. Doch nun kommt wieder Unruhe auf.

Die Mitglieder des Kreisschulausschusses denken darüber nach, die Oberschule in Nenndorf aufzuheben und in eine Außenstelle der Integrierten Gesamtschule (IGS) in Hittfeld umzuwandeln. Darüber beraten sie am Mittwoch, 12. November, im Kreishaus, Schlossplatz 6, in Winsen. Grund dafür ist die angespannte Raumsituation der IGS. Weil sich so viele Schüler angemeldet haben, wurden für die Fünft- und Sechstklässler jeweils fünf Klassen gebildet. Auch am Gymnasium Hittfeld waren die Neuanmeldungen mit 130 Schülern so zahlreich, dass die Fünftklässler auf fünf Klassen aufgeteilt wurden. Die Kreisverwaltung glaubt, dass das kein kurzzeitig aufflackender Zuspruch ist. Sie geht davon aus, dass sowohl das Gymnasium als auch die IGS in Hittfeld langfristig fünfzügig sein werden.

Das zieht aber eine akute Platznot nach sich. Die IGS bräuchte 2400 Quadratmeter mehr, um die Schüler unterrichten zu können. Eine Erweiterung würde 5,6 Millionen Euro kosten. Eine Menge Geld, das der Landkreis nicht hat, da er schon zwölf Millionen Euro für die Unterbringung von Flüchtlingen aufbringen und mehr als zwei Millionen Euro in die Übernahme des Krankenhauses Salzhausen stecken muss. Damit steht die Erweiterung der IGS in Hittfeld auf der Kippe.

Bei der Suche nach Alternativen kamen die Oberschule Meckelfeld und die Oberschule Rosengarten als eventuelle Außenstelle der IGS zur Sprache. Ausgerechnet die Oberschule Rosengarten, die den Kampf um den IGS-Standort verloren hatte, könnte also möglicherweise zur Außenstelle der IGS in Hittfeld umgewandelt werden. Als Grund führt die Kreisverwaltung die Schülerzahlen an. Denn eigentlich müsste die Oberschule mit ihrem gymnasialen Angebot pro Jahrgang 75 Schüler haben. Diese Vorgabe erreicht die Schule nicht. „Es ist eine Ermessensfrage der Politik, ob sie die Schule dennoch weiterführen will oder nicht“, sagt Johannes Freudewald, Pressesprecher des Landkreises.

Bei Marthe Pünjer, Leiterin der Oberschule Rosengarten, spürt man so langsam Frust aufkeimen. „Immer wieder wird uns etwas vor die Füße geworfen“, sagt sie. Erst seit etwa einem Jahr ist sie im Amt und erneut damit beschäftigt, die Eltern zu beruhigen. Sie ist von der Oberschule Hollenstedt an die Schule in Nenndorf gewechselt mit dem Ziel, den Standort zu sichern. Die 33-Jährige hat nicht damit gerechnet, dass ihre Einrichtung schon wieder mit Änderungen konfrontiert wird. Sie will nur eines: Alles soll bleiben wie es ist. „Wir wollen nicht schon wieder eine andere Schulform, sondern die Oberschule gut weiterentwickeln“, sagt sie.

Dafür kämpfen auch der Elternrat und der Schulverein. Sie hoffen, dass sich Verwaltung und Politik darauf einigen, Container an der IGS Hittfeld aufzustellen. Sie haben zahlreiche Unterschriften gesammelt, um gegen die erwogene Aufhebung der Oberschule zu protestieren. „Es muss endlich Ruhe in die Schule kommen“, sagt Elternratsvorsitzende Sandra Petersen.

Sie hat miterlebt, welchen Wandel die Schule zum Positiven gemacht hat, seitdem Marthe Pünjer an der Spitze steht. Das sieht sie jetzt wieder gefährdet. Petersen gibt den Politikern die Schuld für die Raumnot an der IGS. Sie hätten sich verkalkuliert, sagt sie. „Ich sehe nicht ein, dass wir das jetzt ausbaden müssen.“ Tatsächlich hatten Politik und Verwaltung im Kreis in der Diskussion zum IGS-Standort die Investitionen für Hittfeld als weitaus geringer eingestuft als für Rosengarten. Eine Fehleinschätzung, wie sich inzwischen herausgestellt hat. Aber nicht zuletzt wegen dieser Kalkulation fiel die Wahl auf Hittfeld und nicht auf Rosengarten. Daraufhin etablierte sich die Oberschule Rosengarten mit gymnasialem Zweig.

Dass diese wieder abgewickelt werden könnte, hat auch Dietmar Stadie, Rosengartens ehemaliger Bürgermeister, auf den Plan gerufen. .„Bitte tragen Sie unbedingt Sorge dafür, dass die Gemeinde Rosengarten (...) und unsere äußerst engagierte Oberschule nicht den Preis für Fehlentscheidungen der Vergangenheit zu zahlen hat und ihr einziges eigenständiges weiterführendes Schulangebot verliert“, appellierte er kurz vor seinem Ruhestand an Landrat Rainer Rempe.