Nach ersten Erkenntnissen entstand das Großfeuer im Binnenhafen im Bereich des unsortierten Schredder-Vormaterials

Harburg. Aller Qualm hat sich verzogen. Die 2. Hafenstraße im Gebiet der Harburger Seehäfen in Heimfeld-Nord sah gestern wieder aus wie gewohnt: Lastwagen rollten übers Kopfsteinpflaster zu den Umschlagbetrieben oder machten sich be- oder entladen auf den Rückweg. Dass hier am Sonnabend ein Großfeuer auf dem Gelände des Metall-Recyclingunternehmens „TSR Recycling GmbH & Co. KG“ wütete und erst am Sonntag die Löscharbeiten von mehreren am Einsatz beteiligten Feuerwehren eingestellt werden konnten, ließ sich am Montag vor Ort schon nicht mehr erkennen. Und der Geschäftsführer hielt den Zugang zum Recyclingplatz gesperrt, wo mit schwerem Gerät noch Aufräumarbeiten liefen und Brandermittler der Kripo ihrer Arbeit nachgingen.

Zahlreiche etwa fünf Meter hohe Schrottberge, sortiert nach den unterschiedlichsten Metallen, von Stahl über Aluminium bis Kupfer, lagern auf dem Gelände an der 2. Hafenstraße. Von der Straße aus versperrt eine Betonmauer die Sicht auf den Sortier- und Umschlagplatz. Eine Schredderanlage ist auf dem Gelände vorhanden, um die Metalle für die Rückgewinnung von Rohstoffen zu zerkleinern. Erste Untersuchungen sehen die Brandursache laut Unternehmenssprecherin Jenny Großkopf im Bereich des noch unsortierten Schredder-Vormaterials, das brennbare Anhaftungen enthalten kann. Abnehmer sortenreiner, zerkleinerter Metalle sind unter anderem Stahlwerke mit ihren Hochöfen.

TSR ist in Hamburg – außer in Harburg – mit Metall-Recyclingplätzen auch noch auf der Veddel an der Hovestraße vertreten sowie an der Breslauer Straße auf Steinwerder im Hamburger Hafen. Das Unternehmen stellt sich als „The Metal Company“ mit europaweiter und sogar weltweiter Ausrichtung vor. Es hat seinen deutschen Hauptsitz in Bottrop und gibt an, seit mehr als 120 Jahren das Metall-Recycling technisch entwickelt zu haben. So werde auch Jahr für Jahr der Kohlendioxyd-Ausstoß um mehr als acht Millionen Tonnen verringert.

Durch das Feuer am Wochenende dürfte die Umweltbilanz des Unternehmens zumindest am Standort Hamburg deutlich getrübt worden sein. Mehr als 40 Meter hoch hatte sich eine schwarzgraue Rauchsäule gen Himmel erhoben und sich über den Süden Wilhelmsburg und angrenzende Hamburger Stadtgebiete ausgebreitet. Das Feuer war am Sonnabend gegen drei Uhr erstmals gemeldet worden. Am Sonntag gegen zehn Uhr war der Löscheinsatz beendet.

Von den Grünen meldet sich Dr. Peter Krämer, Kandidat für die Bürgerschaftswahl im Wahlkreis 17 (Süderelbe) zu Wort. Er fragt: „Ist Hamburgs Hafen noch sicher? Welche Folgen hat das Feuer für den Wohnungsbau in Hafennähe.“ Er moniert, dass erst zehn Stunden nach Ausbruch des Feuers im Webportal „Katwarn“ eine SMS zur Katastrophenwarnung erschien (das Abendblatt berichtete). Im Gebiet des Harburger Binnenhafens wie auch im Westen Wilhelmsburgs sei die Wohnbebauung an Störfallbetriebe deutlich herangerückt. Krämer: „Angesichts einer hohen Anzahl von Störfällen, darunter das Feuer auf einem mit radioaktiven Brennstäben beladenen Seeschiff im Mai 2013 im Hamburger Hafen, frage ich den Senat, wie er in Zukunft die Zivilbevölkerung vor Schaden schützen will?“