Diskussion beim Grünkohlessen. Betriebe wollen Flüchtlingsunterkunft nicht gefährden. Teilnahme an Bautage-Messe im April abgesagt

Harburg. Bislang waren die Vertreter des Harburger Handwerks bei ihrem jährlichen Grünkohlessen unter sich geblieben. Von dem neuen Bezirkshandwerksmeister Peter Henning wurde diesem Traditionstreffen nun mehr Inhalt eingehaucht. Henning: „Wir haben erstmals Bezirkspolitiker eingeladen, um mit ihnen in den Dialog zu treten und um bei ihnen mehr Sensibilität für die Bedürfnisse des Handwerks herzustellen.“ Zum Grünkohlessen im Sportpark Jahnhöhe des HTB am Vahrenwinkelweg waren etwa 120 Teilnehmer angemeldet.

Eigentlich sollte das etwas heikle Thema nicht angesprochen werden, war trotzdem aber auf die Tagesordnung gekommen: Die Handwerksbetriebe hatten abgestimmt, sich kommendes Frühjahr nicht an der Bautage-Messe auf Harburgs Schwarzenberg-Festplatz zu beteiligen. Da gibt es derzeit die Situation, dass auf dem Festplatz Wohncontainer für Flüchtlinge als Erweiterung der Zentralen Erstaufnahme (ZEA) aufgestellt sind. Während der Wintermonate, bis 31. März, sollen Flüchtlinge dort leben können. Danach sollen sie innerhalb des Bezirks in andere Wohnunterkünfte umziehen, die in der Zwischenzeit eingerichtet werden. So lautet die Ansage der Hamburger Innenbehörde.

Die Handwerksbetriebe wollen sich aber nicht auf das Versprechen verlassen und stehen nun in der Kritik, die ZEA nur als Vorwand zu nutzen, um sich nicht an der Messe beteiligen zu müssen. Henning weist die Darstellung zurück: „Der Winter kann lang und kalt werden. Und es könnte sein, dass die Flüchtlingsunterkunft nicht geräumt und die Messe auf dem Festplatz aufgebaut werden kann. Handwerksbetriebe wollen dann nicht die Buhmänner sein, die nach dem Messeaufbau verlangen, weil sie im Vorwege bereits viel Geld für Werbung, Einladungen und Messeteilnahme bezahlt haben. Wir sind dafür, dass Flüchtlingen geholfen wird. Das Handwerk selbst ist bekannt dafür, seit Jahrzehnten erstklassige Integrationsarbeit in der Eingliederung ausländischer Mitarbeiter zu leisten. Wir meinen, dass die Messe kommendes Jahr ausgesetzt werden kann.“

Grünen-Politikerin Regina Marek schlug als Ausweich-Veranstaltungsort für die Bautage den Bereich der Außenmühle vor. Im Gespräch ist auch der Harburger Rathausplatz. Bezirksamtsleiter Thomas Völsch hält die ganze Diskussion für überflüssig, weil der Schwarzenberg für die Messe zur Verfügung stehen werde und sich das Handwerk wie bisher beteiligen sollte.

Das Hauptanliegen des Handwerks in der nach dem Grünkohlessen geführten Diskussion mit Bezirkspolitikern bestand darin, in Zukunft Sicherheit für Betriebsansiedlungen zu bekommen. Durch die Bank hatten alle politischen Vertreter dem Handwerk Unterstützung zugesagt. Carsten Schuster (FDP): „Die Stadt München hat vorbildliche Arbeit geleistet, Handwerksbetriebe in der Stadt zu halten.“ Hamburger Betriebe werden häufig vom niedersächsischen Umland mit niedrigen Gewerbesteuersätzen abgeworben.

Henning: „Harburg zählt 1400 Handwerksbetriebe mit 12.700 Beschäftigten und 450 Auszubildenden. Es werden 1,8 Milliarden Euro Umsatz generiert. Im Gegensatz zu Großunternehmen versteuern Handwerksbetriebe und Beschäftigte ihre Einkünfte in der Region. Das Handwerk hat großes Wachstum. Wir leiden unter Fachkräftemangel und bemühen uns um Abiturienten und Studenten.“