Bei einer allgemeinen Polizeikontrolle in Hittfeld haben zehn Kommissaranwärter aus ganz Niedersachsen ihren ersten Einsatz geleistet

Hittfeld. „Guten Tag, allgemeine Verkehrskontrolle, Führerschein und Fahrzeugschein bitte.“ Ein Satz, den Kimberley Witt wohl etliche Male schon gesagt hat – aber erst jetzt auch vor richtigem „Publikum“. Die junge Frau aus Oldenburg durchläuft gerade ihre Ausbildung zur Polizeikommissarin und ist gerade zum ersten Mal bei einer Polizei-Großkontrolle im Einsatz. Am frühen Dienstagabend, von etwa 16 bis 20 Uhr, hat die Polizeiinspektion Harburg an der Landesstraße 213, Höhe Schulzentrum Hittfeld, Autofahrer und Fahrzeuge überprüft.

Unter den insgesamt 30 Einsatzkräften sind auch zehn Studenten der niedersächsischen Polizeiakademie, die derzeit im Landkreis Harburg ein praktisches Modul durchlaufen. Drei Monate, noch bis 19. Dezember, lernen sie an den verschiedenen Dienststellen im Kreis den Polizeialltag kennen. In ihrer theoretischen Ausbildung haben sie den Ablauf solcher Kontrollen geübt, einschließlich möglicher Reaktionen von Autofahrern. „Ich war schon ein bisschen aufgeregt“, sagt Kimberley Witt. „Das ist schon was anderes als an der Akademie. Hier hat man es mit normalen Bürgern zu tun, und jeder verhält sich anders.“ Die ganze Zeit nur zuschauen – das gibt es denn auch nicht. „Nur beim ersten Mal ist der Kollege, der mich anleitet, vorangegangen. Danach habe ich selbst die Autofahrer angesprochen, so wie wir es geübt haben.“

Doch die Aufregung hat sich schnell gelegt. „Hier sind sehr viele nette Bürger dabei“, sagt die 21-Jährige. „An der Akademie werden wir auf schwerere Fälle vorbereitet, etwa Autofahrer, die total uneinsichtig sind und unseren Anweisungen nicht folgen.“ Nach etwa einer Stunde hat Kimberley Witt schon einige Autofahrer verwarnt oder belehrt, die keine Warnwesten dabei hatten oder bei deren Verbandszeug das Verfalldatum überschritten war. „Im großen und ganzen lief es so, wie ich es mir vorgestellt habe“, so ihre Bilanz.

Die Polizeianwärter stehen am Anfang ihres zweiten Ausbildungsjahres, ihre Ausbildung ist ein dreijähriges duales Studium, das mit dem Bachelor abschließt und sich somit an Abiturienten und Fachabiturienten richtet. Auch Realschüler können sich für eine Ausbildung bei der Polizei bewerben: Sie besuchen zunächst zwei Jahre lang eine Fachoberschule mit dem Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung mit Ziel Fachabitur, und sie absolvieren in dieser Zeit Praktika bei der Polizei. Dann können auch sie das dreijährige Studium antreten.

Die theoretische Ausbildung umfasst nicht nur die Vorbereitung auf den Polizeialltag, sondern zum Beispiel auch Selbstverteidigung und Sport. Im praktischen Teil in den Dienststellen lernen die Anwärter den Streifen- und Einsatzdienst kennen, in einem weiteren Modul die Ermittlungsarbeit. Die Ausbildung ist für alle einheitlich, erst danach entscheidet man sich für eine bestimmte Fachrichtung, ob Verkehrspolizei, Kriminalpolizei, Reiterstaffel oder Bereitschaftspolizei. Kimberley Witt, die zurzeit der Polizeiwache Tostedt zugeteilt ist, möchte nach ihrem Abschluss am liebsten zunächst zur Bereitschaftspolizei und danach zur Kripo. „Ich könnte mir aber auch vorstellen, an der Akademie zu unterrichten“, sagt sie.

Doch Ausbildung ist natürlich nur ein Teil dieser Kontrolle. „Ob defekte Beleuchtung, fehlende Warnwesten oder Alkohol – alles wird überprüft“, sagt Polizeisprecher Jan Krüger. „Letztlich geht es um mehr Sicherheit im Verkehr.“ Darüber hinaus erhoffen sich die Beamten auch Hinweise zur Aufklärung von Einbruchsdelikten. „Einige neue Ansätze“ habe die Kontrolle gebracht, sagt Einsatzleiter Polizeirat Wilfried Reinke abschließend, ohne nähere Details zu benennen. Zu beobachten ist, dass unter den kontrollierten Fahrzeugen auch zahlreiche Transporter sind, ebenso Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen.

Insgesamt sind 345 Fahrzeuge überprüft worden. Bei etwa jedem zehnten Auto war die Beleuchtung zu beanstanden, was für die Autofahrer ein Verwarngeld nach sich zog. Wer keine gültigen Papiere dabei hatte, erhielt die Auflage, diese in den nächsten Tagen der Polizei vorzulegen. Im Sinne der Verkehrssicherheit gab es auch eine gute Nachricht: Nur eine kontrollierte Person war durch Alkoholkonsum aufgefallen: Eine Frau war mit 1,25 Promille unterwegs, bei ihr wurde eine Blutprobe entnommen und ein Strafverfahren eingeleitet.

Mehr zur Ausbildung unter www.polizei-studium.de