Seit September ist Janina VietsAltländer Apfelkönigin. Auch der Bundeskanzlerin überreichte sie schon leckere Früchte

Mienenbüttel. Janina Viets steht in voller Altländer Tracht mit Jan Köpke und Vater Claus Viets in der Halle am Maschsee in Hannover und wartet darauf, dass Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel ihren Stand auf dem Bürgerfest anlässlich der Deutschen Einheit passieren. Sie kommen. Die 26-Jährige hält ihnen den Apfelkorb voll mit Roten Boskoop-Äpfeln hin, den Lieblingsäpfeln von Angela Merkel. Es funktioniert. Gauck bemerkt auf Platt, dass der Apfel ja ein bisschen sauer sei, und Angela Merkel sagt: „Ein Volltreffer!“

Gut gepokert. Die Idee hatte Jan Köpke, Erfinder der Apfelmajestät. Er wusste, dass Boskoop die Lieblingsapfelsorte von Angela Merkel ist, und so entstand der kleine Plausch mit der hohen Prominenz. Damit ist das Alte Land um eine werbewirksame Anekdote reicher und Janina Viets hat ihre Aufgabe voll erfüllt. Denn in ihrer Funktion soll die junge Frau die Obstwirtschaft auf unterschiedlichen Veranstaltungen unterstützen. Es geht darum, das Einmaleins des Obstanbaus zu erklären und für das Alte Land, das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Nordeuropas, zu werben.

Für Janina Viets ein Leichtes. Überspitzt formuliert war ihre Wiege eine Apfelkiste. Schon in ihrer Kindheit war sie auf dem Obsthof eingebunden. Sie war dabei, wenn ihr Vater die Bäume beschnitt und lief während der Ernte durch die Plantagen. Sie weiß, wann der Spargel und wann die Erdbeeren reif sind und wie schnell das Wetter für den Obstbauern vom Freund zum Feind werden kann. Regelmäßig hilft sie im Hofladen aus und berät die Kunden über unterschiedliche Apfelsorten, obwohl sie seit anderthalb Jahren in Göttingen Volkswirtschaftslehre und Sport studiert.

Ungläubig halten Kunden ihr die Autogrammkarten neben das Gesicht

Auch an diesem Sonnabend steht sie im Geschäft in Mienenbüttel, nur wenige Meter von der Autobahnabfahrt entfernt, und verkauft die Früchte vom Obsthof Viets, weil die Eltern übers Wochenende verreist sind. Die Kunden erkennen Janina Viets, in Jeans, hohen Stiefeln, offenen braungelockten Haaren und ohne Tracht oft gar nicht als die Altländer Apfelkönigin und halten ungläubig die Autogrammkarten neben ihr Gesicht.

Schon länger hatte Jan Köpke die einzige Tochter unter sechs Kindern in der Familie Viets als mögliche Amtsträgerin ins Auge gefasst. Ihr Vater Claus Viets baut seit vielen Jahren Obst in Mienenbüttel an. Vorher hatte er einen Obsthof mitten im Alten Land. Nachdem die Vorgängerin Mandy Brockelmann als Altländer Apfelkönigin zurückgetreten war, kam die Studentin ins Spiel.

Sie musste mit zahlreichen Bewerberinnen konkurrieren. „Aber fachlich konnte Janina gegenüber den anderen natürlich punkten“, sagt Jan Köpke. Er ist sehr zufrieden mit der neuen Trägerin des Amtes, das Janina Viets nun so lange ausführen kann wie sie möchte. Anders als bei der Blütenkönigin ist die Amtszeit nicht auf ein Jahr begrenzt. „Janina kann gut erklären“, sagt Jan Köpke. Wie steht es um die Sortenvielfalt? Worauf kommt es beim Anbau an? Wie werden die Früchte gelagert? Warum wirft mein Baum im Garten keine Früchte ab? Solche Fragen muss die Altländer Apfelkönigin häufig beantworten. Zu ihrem Amt gehört auch, Kindern signierte Autogrammkarten zu überreichen und für Fotos bereit zu stehen.

Die gelernte Industriekauffrau selbst sieht sich als Augenöffner. Mit ihrer Funktion will sie dazu beitragen, dass die Menschen mehr Obst essen und der inländische Obstmarkt gestärkt wird. „Es geht auch darum, unsere Ressourcen zu schützen“, sagt sie. „In Hannover kennen die Menschen gerade noch das Alte Land, aber in Berlin können sie oft nichts damit anfangen.“ Das kann sie nun ändern. Im nächsten Jahr stehen bereits zwei Termine in Berlin an: Im Januar geht es zur Grünen Woche, im Februar muss sie auf der Fruit Logistica präsent sein und und kurz darauf folgen die Obstbautage in Jork. Hinzu kommen Hoffeste und andere Veranstaltungen, auf denen die Apfelkönigin dabei ist.

Jede Woche nimmt Janina Viets einen Beutel Äpfel mit nach Göttingen

Zahlreiche Verpflichtungen. Janina Viets stemmt das Pensum mühelos, obwohl ihr Terminkalender schon fast überquillt: Montags bis donnerstags sitzt sie von morgens bis abends im Vorlesungssaal, das Wochenende verbringt sie auf dem Obsthof, bestreitet als passionierte Spielerin in der Zweiten Damenmannschaft beim TuS Jahn Hollenstedt Handballspiele und ist für die Jugendfeuerwehr Rade als stellvertretende Jugendwartin und Betreuerin unterwegs.

Aber was tut man nicht alles aus Liebe zum Apfel. Und die ist offenbar groß. Jedes Wochenende nimmt Janina Viets einen Beutel unterschiedlicher Sorten vom Obsthof ihrer Eltern mit nach Göttingen und knabbert sich so durch die Woche. Auch ein heißer Apfelpunsch kommt im Winter in ihrer Wohngemeinschaft öfter auf den Tisch. Ihr Lieblingsapfel: Topaz. Ansonsten hält sie es mit dem Obst so: „Es muss nicht immer perfekt aussehen, um richtig gut zu schmecken.“

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