Harburger Handwerk sucht Fachkräfte. Arbeitslosigkeit sinkt im Oktober leicht. 7378 Menschen im Bezirk ohne Job

Harburg. Das Harburger Handwerk hat auf Zuwachs geschaltet. Daran lässt Peter Henning, seit April Bezirkshandwerksmeister für Harburg, keinen Zweifel. „Die Kunden sanieren ihre Häuser, um Energie zu sparen oder investieren in eine Steuerung für Temperatur, Beregnung, Jalousien oder Licht. Alles lässt sich dann per Handy von unterwegs regeln“, erklärt der Elektromeister und studierte Betriebswirt. Die Aufträge für seine Firmen kann sich der Chef heute teilweise aussuchen. Allein für seine Elektrotechnik-Firma mit 30 Beschäftigten könnte er sofort fünf Gesellen, einen Meister und einen Techniker einstellen, wenn er sie denn bekommen würde.

Der Boom entspricht inzwischen der Lage kurz nach dem Ende der DDR, als viele Firmen im Osten unterwegs waren und Handwerker im Westen kaum mehr nach dem Preis, sondern vor allem danach gefragt wurden, wann sie denn kommen könnten. Dabei gilt die exzellente Lage nicht nur für die Elektrobranche, in der Henning tätig ist. „Die Heizungs- und Sanitärbranche hat ebenfalls gut zu tun“, versichert der Bezirkshandwerksmeister und im gesamten Harburger Handwerk würden Fachleute dringend gesucht. Gute Chancen haben dabei auch Abiturienten. „Sie können neben der Ausbildung zum Gesellen in insgesamt vier Jahren den Bachelor machen und rasch zum Projekt- oder Betriebsleiter aufsteigen oder einen Betrieb übernehmen, den ein Inhaber vor seinem Ruhestand abgeben will.“

Die Einschätzung des Experten bestätigen die Zahlen aus der Herbstumfrage der Handwerkskammer. Danach erwarten mehr als 90 Prozent der gut 1400 Firmen für Winter und Frühjahr 2015 eine bessere oder zumindest eine gleichbleibende Situation. Ingesamt kamen die Firmen, die 2013 rund 12.700 Mitarbeiter beschäftigten, auf einen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro. In diesem Jahr wird ein Plus um 2,5 bis drei Prozent erwartet. Die Firmen profitieren von den niedrigen Zinsen, die Eigentümer investieren statt zu sparen und die steigenden Immobilienpreise machen die Investitionen lohnend. „Wir gehen davon aus, dass sich die Lage in den kommenden Jahren kaum verändern wird. So sind die Chancen im Handwerk besser als in der Industrie,“ ist Henning überzeugt.

Doch trotz der zahlreichen Angebote aus der Branche lag die Zahl der Arbeitslosen im Bezirk Harburg im Oktober noch bei 7378. Offensichtlich weisen viele Arbeitslose nicht die gesuchten Qualifikationen auf, die von Handwerksfirmen erwartet werden. Die Arbeitslosenquote in Harburg ging gegenüber dem September leicht um 0,2 Prozentpunkte auf 9,1 Prozent zurück. Damit sank die Zahl der Menschen ohne Job um 113. Unter den sieben Hamburger Bezirken liegt Harburg damit unverändert auf dem vorletzten Platz vor dem Bezirk Mitte. Zum Vergleich: Die Arbeitslosenquote in Hamburg beträgt im Oktober 7,3 Prozent.

Gesucht werden in Harburg vorwiegend (Fluggeräte-) Elektroniker, Erzieherinnen, Fluggerätmechaniker, Ingenieure sämtlicher Fachrichtungen, Fachverkäufer, Medizinische Fachangestellte, Metallbauer (Konstruktionstechnik), Raumpfleger und Servicekräfte für die Gastronomie. Auch die Gesundheitsbranche ist weiter an Mitarbeitern interessiert.

Harburgs Handwerker wollen nun ihr traditionelles Grünkohlessen am Mittwoch, 5. November, erstmals mit einer Podiumsrunde mit den Spitzenkräften der Parteien in der Harburger Bezirksversammlung verbinden. Dabei sollen die einzelnen Politiker darüber Auskunft geben, was sie für Handwerk und Mittelstand leisten und bewirken wollen. Handwerker, die im HTB Sportpark, Jahnhöhe, dabei sein wollen, können sich bei der Zweigstelle der Handwerkskammer im Harburger Elbcampus anmelden.

„Wir werden an dem Abend auch auf das Thema Gewerbeflächen eingehen“, sagt Klaus Fischer, der Leiter Aufgabenbereich Bezirke bei der Handwerkskammer Hamburg. Die Firmen hätten Bedarf an Grundstücken zwischen 1000 und 7000 Quadratmetern. Doch solche Flächen seien in Harburg knapp. So bestehe die Gefahr, dass expandierende Firmen in den Landkreis Harburg abwanderten, sagt Fischer. Bei der Veranstaltung will die Branche mit den Politikern ins Gespräch kommen und die eigenen Positionen erläutern. „Denn in der Bezirksversammlung“, so Fischer, „sind heute deutlich weniger Handwerker aktiv als in den vergangenen Jahren.“