CDU und SPD in der Bezirksversammlung wollen eine Anlage im Landschaftsschutzgebiet nicht unterstützen

Neugraben. Der Vorstand des Sportvereins F.C. Süderelbe will einen zweiten Sportplatz bauen, und zwar im Landschaftsschutzgebiet neben dem eigenen Sportplatz am Kiesbarg in Neugraben. Seine Begründung: Mit fast 800 Mitgliedern sei der F.C. Süderelbe einer der mitgliederstärksten Fußballvereine im Hamburger Raum. Aber nicht nur das.

Der Verein macht sich seit Jahren stark in Sachen Integrationsarbeit vor allem mit Kindern und Jugendlichen. Für diese ehrenamtliche Arbeit und das soziale Engagement, von dem auch viele Kinder und Jugendliche aus dem benachbarten Problemquartier Neuwiedenthal profitieren, gab es bereits mehrere offizielle Auszeichnungen. Und weil immer mehr junge Kicker immer mehr Platz brauchen, braucht der Verein jetzt einen weiteren Platz. Und der soll mitten im benachbarten Landschaftsschutzgebiet in unmittelbarer Nähe zum Naturschutzgebiet Fischbeker Heide angelegt werden.

Weil ein Sportverein eine solche Ausgabe nicht aus der Portokasse wuppen kann, schickte Joachim Stoltzenberg vom Vereinsvorstand einen Brief an alle Fraktionen in der Harburger Bezirksversammlung. In diesem Brief wirbt Stoltzenberg bei der Politik um Unterstützung für das Vorhaben. Rückendeckung bekommt der Sportler von Bündnis90/Die Grünen und von der Linken. Beide Fraktionen brachten jetzt zur Sitzung der Bezirksversammlung einen entsprechenden Antrag auf die Agenda. Die Mehrheit aus SPD und CDU allerdings steht dem Anliegen mehr als kritisch gegenüber und sorgte dafür, dass die Anträge in den zuständigen Fachausschuss verwiesen wurden.

Und damit dürften sie politisch begraben sein. Insbesondere die Argumentation der Grünen, die Abgeordnete Dr. Gudrun Schittek begründete den Antrag ihrer Fraktion, sorgte für einige Verblüffung bei den Sozialdemokraten und den Christdemokraten. „Es hat uns doch überrascht, dass Frau Schittek als Grüne allen Ernstes dafür plädiert, ein Landschaftsschutzgebiet zu bebauen, und zwar ohne dass es tatsächlich eine Notwendigkeit für diesen Platz gäbe und das damit begründet, die Grünen seien nicht nur für grüne Themen ansprechbar“, sagte Ralf-Dieter Fischer, CDU-Fraktionschef.

„Wir als Grüne sind nicht nur für Grünerhalt zuständig, sondern auch für soziale Gerechtigkeit, insbesondere wenn es um Kinder und Jugendliche geht. Dieser Verein betreut etwa 500 Kinder und Jugendliche aus 24 Nationen. Es ist wichtig, hier den sozialen Anspruch zu erfüllen“, so Schittek. Zudem habe sie sich persönlich, sagt die Bezirksabgeordnete, davon überzeugen können, dass auf der angedachten Fläche im Landschaftsschutz „nichts besonders Schützenswertes" wachse. „Dort gibt es auch kein schützenswertes Gewässer.“ Derzeit werde die Fläche, so Schittek, „als Hunde-Auslaufwiese genutzt. Ich finde es durchaus vertretbar, wenn hier ein Sportplatz angelegt wird“. Und im Antrag der Fraktion Die Linke heißt es: „Die Investitionen in die soziale Infrastruktur sollten sich an den tatsächlichen Bedarfen orientieren.“ Es sei nicht akzeptabel, so die Argumentation der Fraktion, dass der F.C. Süderelbe „bei einem stark gestiegenen Bedarf und einem absehbar in der Zukunft weiter steigenden Bedarf nicht in die Lage versetzt wird, auch eine angemessene Trainingskapazität zur Verfügung zu stellen“. Joachim Stoltzenberg hatte in seinem Schreiben an die Fraktionen darauf hingewiesen, dass der Verein mit den beiden Neubaugebieten Elbmosaik und Fischbeker Heidrook weitere Mitglieder erwarte.

Aus Sicht der Mehrheit aber spricht noch ein weiterer Punkt gegen den neuen Platz. „Inzwischen sind in der nächsten Umgebung des Kiesbargs mehrere neue Kunstrasenplätze fertig gestellt worden. Es gibt Sportplätze am Jägerhof und einen Rasenplatz am Neumoorstück. Dem Verein wurden auch Spielzeiten auf mehreren wenig belegten Plätzen angeboten, darunter auch Plätze in Neuwiedenthal“, so SPD-Fraktionschef Jürgen Heimath. Damit zu argumentieren, so Heimath weiter, der Verein betreue auch Kinder aus Neuwiedenthal, aber Ausweichplätze in Neuwiedenthal abzulehnen „halte ich doch für ziemlich fragwürdig“.

In der Sitzung der Bezirksversammlung im Harburger Rathaus hatte Holger Stuhlmann, Sozialdezernent der Bezirksverwaltung, den Abgeordneten berichtet, dass der F.C. Süderelbe mehrere Angebote der Verwaltung, seine Jugendlichen auf anderen Plätzen kicken zu lassen, abgelehnt hatte. „Ich möchte ganz klar stellen: Die Arbeit, die dieser Verein gerade im Bereich der Jugend leistet, verdient allen Respekt. Es macht aber wenig Sinn, einen Sportplatz zu erweitern oder einen neuen Platz anzulegen, wenn es zahlreiche und auch zumutbare Ausweichmöglichkeiten für den Verein gibt“, sagt Ralf-Dieter Fischer.

Christ- und Sozialdemokraten wollten den Antrag des Sportvereins nicht in der Bezirksversammlung ablehnen. Ob der Antrag im Fachausschuss aber neue Mehrheiten finden wird, ist fraglich.