Harburger Kulturtag. Künstler aus dem Atelier Freistil zeigen im Treffpunkt Hölertwiete ihre Baumbilder

Harburg. Es war einmal eine Eiche, deren Lebensweg der Autor Dieter Wehrbrink so anschaulich niederschrieb, dass Künstler aus dem Atelier Freistil dazu wunderbare Illustrationen malten – so könnte man sie zusammenfassen, die Geschichte hinter der Ausstellung „Eine Eiche erzählt“. Damit präsentieren das Atelier Freistil und der Treffpunkt Hölertwiete sich in diesem Jahr erstmals beim Harburger Kulturtag. Eine Kooperation, die Sinn macht, schließlich haben die beiden Einrichtungen viele Gemeinsamkeiten.

Im Treffpunkt Hölertwiete, ein Kooperationsprojekt von alsterdorf-assistenz-west, BHH Sozialkontor und Leben mit Behinderung Hamburg kommen jung und alt, Familien und Singles, Menschen verschiedener Nationalitäten mit und ohne Behinderung seit 2011 zum gemeinsamen Kochen, Essen, Spielen oder Tanzen zusammen. „Außerdem zeigen wir regelmäßig Ausstellungen, auch von Künstlern aus dem Atelier Freistil“, so Treffpunkt-Leiterin Sabrina Wendt. Das vor vier Jahren eröffnete Atelier Freistil derweil bietet Raum für kreative Arbeit und künstlerischen Austausch und wird neben der Elbe-Werkstätten GmbH ebenfalls von Leben mit Behinderung Hamburg getragen. In einem Gebäude am Hausbrucher Försterkamp arbeiten auf 250 Quadratmeter derzeit 30 Künstler. „Viele unserer Beschäftigten kommen selbst regelmäßig in den Treffpunkt“, sagt Sabine Garcia, stellvertretende Leiterin des Ateliers Freistiel. So entstand schließlich die Idee für den Kulturtag ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen.

Ümmü Burul aus Wilhelmsburg, eine der Künstlerin aus dem Atelier Freistil, erinnert sich noch gut wie alles anfing. Im Frühjahr kam Hobbyautor Dieter Wehrbrink, ebenfalls regelmäßiger Gast im Treffpunkt Hölertwiete, in die Ateliergemeinschaft und las dort seine Geschichte „Eine Eiche erzählt“ vor. „Es ging um eine Eiche, die Sonne und Wolken“, sagt sie. Die Eiche berichtet aus ihrem Leben, erzählt davon, wem sie begegnet und welches Wetter sie erlebt. „Das ist eine schlichte aber stimmungsvolle Geschichte, bei der viele Bilder im Kopf entstehen“, so Sabine Garcia.

Während Dieter Wehrbrink sie vorlas, fertigten die Künstler deshalb passende Skizzen an, aus denen später Gemälde wurden. Einige Künstler gingen zur Inspiration noch mal raus in die Natur, andere nahmen sich Vorlagen zur Hand. Rund zehn Baumbilder von acht Künstlern werden im Treffpunkt Hölertwiete zum Kulturtag zu sehen sein. Dass sie von Menschen mit Behinderungen stammen, macht sie übrigens nicht weniger anspruchsvoll. „Deswegen wollen wir auch nicht das Schild ‚Künstler mit Behinderungen’ tragen. Wir sind ganz einfach Künstler“, sagt Sabine Garcia. „Man weiß zunächst ja nichts über den Maler. Im ersten Moment ist man also alleine mit dem Bild und das finde ich schön. Im Sinne der Inklusion ist das ein sehr guter Schritt.“

Begleitend zur Ausstellung hat der Treffpunkt Hölertwiete außerdem ein buntes Rahmenprogramm organisiert. Zunächst hält Sabrina Wendt um 12.30 Uhr gemeinsam mit einigen Künstlern die Eröffnungsrede. Um 15 Uhr liest Dieter Wehrbrink seine Geschichte „Eine Eiche erzählt“ vor. Abschließend gibt es zwischen 16 und 18 Uhr Musik von dem Duo Claudia & Kai. Mit Saxophon, Gitarre und Gesang spielen sie Blues, Soul und Balladen in Akustikversion. „Und dann gibt es bei uns noch einen Waffelstand“, grinst Sabrina Wendt mit dem Wissen, dass das ein nicht zu verachtendes Argument ist.

Wem die Arbeiten im Treffpunkt Hölertwiete gefallen haben, der sollte sich anschließend unbedingt noch Zeit für die Jahresausstellung vom Atelier Freisteil nehmen. Unter dem Titel „hin und weg!“ sind im Försterkamp 11 Malereien, Zeichnungen und Drucke der 30 Künstler und Künstlerinnen zu sehen, die während des letzen Jahres entstanden sind. Die Ausstellung ist erstmals nicht nur während der Vernissage am 7. November von 18 bis 23 Uhr, sondern auch am Kulturtag zwischen 12 und 20 Uhr geöffnet.

Harburger Kulturtag am 8. November 2014: Treffpunkt Hölertwiete & Atelier Freistil, „Eine Eiche erzählt“, Hölertwiete 5, 12 bis 20 Uhr. www.treffpunkt-hoelertwiete.de , www.atelier-freistil.de