Die bekannte Folklore-Formation von der Elbinsel Finkenwerder wird beim Pudong-Festival für bestes Image geehrt

Finkenwerder/Shanghai. Mehr als 17.000 Kilometer binnen einer Woche haben die Mitglieder der Finkwarder Speeldeel gerade zurückgelegt, um mit ihrer norddeutschen Folklore auch die Menschen in Fernost zu begeistern. Zum ersten Mal haben sich Hamburgs Kulturbotschafter an der Pudong Lujiazui International Folk Fitness Dance Conference in Hamburgs Partnerstadt Shanghai beteiligt – und gleich für viel Furore gesorgt.

Schon bei der Eröffnungszeremonie des Festivals, das im chinesischen Fernsehen über Hundert Millionen Zuschauer live verfolgt haben, wurde die Speeldeel von einer fachkundigen Jury mit dem „Best Image Award“ ausgezeichnet. „Das war eine große Ehre für unsere junge Truppe und eine Bestätigung dafür, dass unser Auftritt in den traditionellen Kostümen bei den Chinesen sofort Eindruck hinterlassen hat“, so Speeldeel-Sprecherin Maren Barth.

Der Tanzwettbewerb wurde bereits zum dritten Mal im Stadtteil Pudong ausgerichtet, der Hafencity von Shanghai, diesmal als Teil des Internationalen Kunstfestivals der gewaltigen Handelsmetropole. 16 Formationen aus zwölf Ländern, darunter Ägypten, Finnland, Irland, dem Irak, Schweden, Österreich und den USA, waren beteiligt und sorgten damit für neue Bestmarken.

Bei der Premiere vor vier Jahren im Rahmen der Expo 2010 waren es noch 14 Team aus sieben Ländern gewesen, darunter als deutscher Vertreter das Tanzteam Bachmaier aus Bayern. 2012 hatten dann 15 Formationen aus neun Ländern gemeldet, darunter die Sorbische Volkstanzgruppe Zeisig aus der Lausitz.

Nun also vertrat die Speeldeel von der Elbinsel Finkenwerder die deutschen Farben – und das mit Bravour. „An jedem Tag gab es bei durchschnittlich 25 Grad eine Tanzshow an verschiedenen prominenten Plätzen der Stadt“, berichtet Maren Barth. So sind die Folkloregruppen am Oriental Pearl Tower, einem der Wahrzeichen Shanghais, ebenso aufgetreten, wie auf der Nanjing West Road, der ältesten Einkaufsstraße der Stadt. Aber auch auf der South Binjiang Avenue am Ufer des Huangpu River, wo die Millionenmetropole einst ihren Ursprung hatte. Und von wo aus man noch heute den besten Blick auf das urbane Stadtbild hat.

„Doch nicht nur deshalb hat sich die lange Reise auf jeden Fall gelohnt“, sagt Maren Barth. Hatte es anfangs bei dem einen oder anderen noch Bedenken gegeben, es könne in Fernost größere Probleme mit der Verständigung geben, so war diese Skepsis schnell gewichen. Barth: „Überall wurden wir überaus herzlich empfangen. Und auch die Kontaktaufnahme zu den anderen Gruppen auf und hinter der Bühne klappte hervorragend.“ Denn wo die Sprache nicht hätte weiterhelfen können, seien die Musik und das Interesse an der Kultur und den Tänzen der anderen Gruppen zur Brücke zum gegenseitigen Verstehen geworden. So entstanden neue Freundschaften und Kontakte praktisch auf jeden Kontinent und sogar bis Australien.

„Unvergesslich bleiben werden außerdem die Auftritten im Hotelfoyer, wo sich die Tänzer der einzelnen Formationen immer wieder begegnet sind“, sagt Maren Barth. Und zwar nicht nur für die Künstler selbst, sondern auch für die Hotelangestellten und andere Hotelgäste. Denn kaum zurückgekehrt von ihren Tanz-Auftritten, seien die Instrumente sofort wieder ausgepackt worden, um weiter Musik zu machen. „Es war jeden Tag im Wortsinn ein buntes Treiben in den Farben der verschiedenen Trachten, es wurde gelacht, getanzt und gesungen und gern auch mal ein Tänzchen mit der Konkurrenz gewagt“, so Barth.

Neben den Auftritten im Rahmen des Festival sei aber auch genügend Zeit zum Erkunden der Stadt geblieben. „Shanghai ist eine kraftvolle und überaus lebendige Metropole, die eigentlich nie zur Ruhe kommt“, umschreibt die Speeldeel-Sprecherin ihre Eindrücke. Bei Nacht sei die Stadt besonders sehenswert durch die prachtvoll beleuchtete Skyline. Den besten Ausblick habe man vom 101 Etagen hohen Shanghai World Financial Center. Von dort oben werde der Sonnenuntergang zu einem besonderen Erlebnis. Vor allem dann, wenn das Wasserdorf Zhujiajiao und die alte, von Mauern umgebene Tempelanlage Chenghuang Miao in atmosphärisches Rot getaucht würden. „Die Mitglieder der Finkwarder Speeldeel hätten jedenfalls nichts dagegen, auch 2016 wieder beim Tanzfestival in Pudong dabeisein zu können“, sagt Maren Barth.