Harburg Die Strukturen für eine ehrenamtliche Flüchtlingshilfe in Harburg nehmen zunehmend Gestalt an. Die Ev.-Luth. Trinitatiskirchengemeinde plant, möglichst noch vor Weihnachten ein Café für Flüchtlinge zu eröffnen. „Refugio“ wird der Name lauten, was „in der Zuflucht“ bedeutet. Um das Café, das in dem früheren Jugendkeller unter dem Kirchturm der St.-Johanniskirche an der Bremer Straße seinen Platz haben wird, kümmert sich Michael Schade. Dazu sucht der 64-Jährige noch Verstärkung von ehrenamtlichen Helfern. Zunächst soll das „Refugio“ an einem Tag in der Woche öffnen.
Alle Leistungen in dem Café sind kostenlos. Alle Mitarbeiter sind ehrenamtlich tätig. Auf diese beiden Grundsätze haben sich Michael Schade und Pastorin Birgit Duskova geeinigt. Was am Ende auf die Speise- und Getränkekarte kommt, hängt von Spenden ab. Ein einfaches Reisgericht mit etwas Fleisch am Abend könnte bei den Flüchtlingen großen Anklang finden, sagt Birgit Duskova. Denn das in Deutschland typische kalte Abendessen mit Brot und Wurst sei den meisten Kulturkreisen fremd.
In dem Café geht es um mehr als die bloße Bewirtung. Als Treffpunkt biete es den Menschen die Möglichkeit, aus der bedrückenden Atmosphäre der Notunterkünfte zu entfliehen, sagt Michael Schade. Das „Refugio“ wird seinen Gästen kostenloses Internet bieten – in Form eines WLAN-Netzes. Birgit Duskova ist davon überzeugt, damit ein wesentliches Bedürfnis der Flüchtlinge zu erfüllen. „Viele Flüchtlinge haben ein Smartphone, dafür geben sie ihr letztes Hemd her“, weiß die Pastorin. Es bedeute oft die einzige Möglichkeit, mit Familienmitgliedern und Bekannten in Kontakt zu bleiben. Gratis ins Internet zu gelangen, bedeutete ihnen deshalb sehr viel.
Das „Refugio“ will seinen Gästen auch Hilfeleistungen bieten. Welche genau, hängt von den Fähigkeiten der ehrenamtlichen Helfer ab, die das Café für sich gewinnen kann. Deutschunterricht sei dort genau so möglich wie eine Rechtsberatung in Asylfragen. Michael Schade und Birgit Duskova suchen Helfer mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten – vom Jurastudenten für Rechtsberatung bis zur Küchenhilfe, die Salat schneidet. „Jede Gabe kann fruchtbar gemacht werden“, sagt Birgit Duskova.
Der Billardtisch, der noch in dem früheren Jugendkeller steht, soll nicht im Café bleiben. Stattdessen wird das „Refugio“ ein Klavier bekommen. Unter den Flüchtlingen in Harburg seien mehrere Musiker, weiß Birgit Duskova. Die könnten Konzerte geben.
Die meisten der mehr als 14.000 Flüchtlinge, die bis Ende des Jahres in Hamburg leben werden, stammen aus Syrien, Afghanistan und den nordafrikanischen Staaten Ägypten, Algerien und Marokko. Die Mehrheit von ihnen sind Muslime.
Ob für sie ein Café unter dem Kirchturm einer christlichen Kirche ein Hindernis darstellt, mag Birgit Duskova nicht voraussagen. „Das Refugio steht allen Konfessionen offen“, betont sie, „es geht hier nicht um Missionierung.“
Der christlich-muslimische Dialogkreis in Harburg, in dem Birgit Duskova die Evangelisch-Lutherische Kirche vertritt, hat bisher noch nicht über gemeinsame Formen der Hilfe für Flüchtlinge gesprochen. „Wir bilden Beratungsstellen, die muslimischen Gemeinden lassen den Geldbeutel herumgehen“, erklärt die evangelische Pastorin. Um das geplante Café „Refugio“ geht es bei dem Treffen am Mittwoch, 29. Oktober, 18 Uhr, im Jugendkeller an der Bremer Straße 9. Helfer, die zu dem Team stoßen möchten, sind willkommen
Wer ehrenamtlich im Café mitarbeiten möchte, meldet sich bei Michael Schade, Telefon 01577/200 49 18.
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