Tostedts Samtgemeindebürgermeister verlässt die politische Bühne. Auf ihn wartet ein „Gebirge an ungelesenen Büchern“, wie er sagt

Tostedt. Dirk Bostelmann nimmt seinen Hut. Der Todtglüsinger Landwirt verlässt nach acht Jahren als Tostedter Samtgemeindebürgermeister die politische Bühne. Wohin ihn der Weg führen wird, darauf will sich der Christdemokrat nicht festlegen. Aufräumen, etwas Ordnung ins Leben bringen, das stehe an. Und danach? „Auf zu neuen Ufern“, sagt der 62-Jährige, der sich mit etwas Abstand zur verlorenen Stichwahl im Juni ohne Groll ins Private zurückzieht.

Wer Dirk Bostelmann an seiner Seite wusste, konnte sich auf seine Unterstützung verlassen, immer, zu hundert Prozent. Seinen Mitarbeitern, von denen er viele nach seiner Wahl zum Samtgemeindebürgermeister vor acht Jahren eigens auswählte, stärkte er stets den Rücken. „Wir waren ein tolles Team, haben immer gut und solidarisch zusammengearbeitet. Konflikte gab es so gut wie keine“, sagt der Rathaus-Chef. Für seine Gegner hingegen konnte Dirk Bostelmann ein überaus unbequemer Gesprächspartner sein. Dabei ging es ihm, so betont er ausdrücklich, immer um die Sache, um das Wohl der Gemeinde, in der er groß geworden ist.

Nach seiner Kindheit auf dem landwirtschaftlichen Hof seiner Eltern in Todtglüsingen und seinem Abiturabschluss, den er am Ratsgymnasium in Rotenburg absolvierte, studierte er Volkswirtschaftslehre, Wirtschaftsgeschichte mit Schwerpunkt Mittelalter und Germanistik in Hamburg. „Nebenbei war ich immer Landwirt und ab Ende der 70er Jahre nur noch, habe eine Kommanditgesellschaft gegründet, die es noch heute gibt und die von meiner Frau Katharina verwaltet wird“, erzählt Bostelmann. Mit seiner Kandidatur für den Gemeinderat im Jahre 1981 begann dann seine politische Laufbahn. „Ich hatte damals das Gefühl, ich müsste mich an den Angelegenheiten in Tostedt beteiligen. Ich hatte ja auch viel zu kritisieren. Man kann aber nicht immer nur Nein sagen, ohne einen Gegenvorschlag zu haben. So sehe ich das immer noch“, erzählt der Christdemokrat.

Seine Haltung und sein politischer Biss bescherte ihm 1986 das Amt des Fraktionsvorsitzenden, das er bis 2006 ausübte. In dieser Zeit war Bostelmann an vielen richtungsweisenden Entscheidungen beteiligt, die bis heute nachwirken – den Ausbau der Kinderbetreuung zum Beispiel. „Das Thema ist mir immer wichtig gewesen - bis zuletzt“, betont er.

2006 wählten ihn die Tostedter Bürger dann zum Samtgemeindebürgermeister. Eigentlich hätte er auf Wunsch seiner Fraktion schon eine Legislaturperiode vorher für das Amt kandidieren sollen. Doch er lehnte ab. „Ich wollte nicht mit Mitte 50 in den Vorruhestand gehen. Mit war damals schon klar, dass es schwierig ist, eine zweite Amtszeit zu gewinnen. Wie recht ich damit hatte, haben wir ja jetzt im Juni gesehen.“

In den vergangenen acht Jahren hat Bostelmann der Samtgemeinde seinen Stempel aufgedrückt. Vieles trägt seine Handschrift: der sanierte Ortskern beispielsweise, für die er EU-Fördermittel einstrich. Oder der vergrößerte Baggersee des Todtglüsinger SV ebenso wie das Parkhaus am Bahnhof, der Bau des Polizeigebäudes in direkter Nähe zum Rathaus und der Grundsatzbeschluss zum Erhalt des Freibades. Doch nicht immer brachte ihm sein Engagement auch volle Unterstützung ein. In seiner Amtszeit musste sich Dirk Bostelmann sogar zwei Bürgerentscheiden stellen. Einer davon richtete sich gegen die Einrichtung einer Kindertagesstätte mit Krippe am Standort Dieckhofstraße, die ihm auch persönliche Kritik einbrachte. Doch der Wirtschaftsexperte steht zu den Entscheidungen des Rates, die er als Repräsentant mitgetragen hat. „Ich wäre in Sachen Dieckhofstraße übrigens auch nicht anderer Meinung gewesen, wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich mir damit eine weitere Amtszeit sichere.“

Über den Ausgang der Bürgermeisterwahl, die der parteilose Peter Dörsam in einer Stichwahl mit 61,7 Prozent der Stimmen für sich entschied, habe er sich zunächst geärgert und gewundert. „Und ich war damit nicht allein“, betont der Rathaus-Chef. Mittlerweile habe sich seine „Verstimmung“ aber gelegt. „Man muss damit leben können, dass man es nicht jedem recht machen kann. Bald nur noch Privatmann zu sein hat ja auch seine Vorteile.“ Politisch wolle er sich nicht weiter engagieren, sagt er. Ehrenämter habe er ebenfalls keine. Dafür aber ein „ganzes Gebirge an ungelesenen Büchern“ in seinem Haus in Todtglüsingen.

Am 31. Oktober räumt Dirk Bostelmann seinen Schreibtisch im Rathaus. Am 1. November übernimmt der neue Samtgemeindebürgermeister Peter Dörsam dann die Amtsgeschäfte. Von seinen Mitarbeitern hat Bostelmann sich bereits offiziell verabschiedet. Eine kleine Feier mit seinen Fraktionskollegen steht noch an.

„Und in sechs Wochen werde ich mir dann mal in Ruhe überlegen, was ich mit meiner freien Zeit in Zukunft so anstellen will.“