Mitglieder des Seniorenbeirats engagieren sich für die Belange der Älteren. Eine ihre Forderungen: Ein barrierefreies WC

Harburg. Die Forderung nach einer barrierefreien Toilette steht ganz oben auf ihrer Agenda – und das schon seit Jahren. Parvin Schröder, Dr. Angelika Hege, Günter Lange, Ingrid Schneider, Friedrich-Wilhelm Jacobs und Gertrude Straßberger haben viel gemeinsam. Sie sind alle älter als 60 Jahre und im Ruhestand. Trotzdem haben die Rentner keine Lust auf Müßiggang. Sie wollen in ihrem Bezirk etwas ändern, und dafür engagieren sie sich ehrenamtlich im Harburger Seniorenbeirat. Eine der drängendsten Forderungen des Seniorenbeirates, den die Seniorendelegierten zuletzt 2013 neu gewählt haben, steht eben die Forderung an die Bezirkspolitik und die Verwaltung, endlich ein öffentliches und vor allem barrierefreies WC in der Harburger Innenstadt zu bauen. Senioren, die mit dem Rollator oder dem Rollstuhl in der Innenstadt unterwegs sind, müssen im Notfall zu Karstadt oder in die Arkaden ausweichen.

Die Delegierten aus den Senioren-Einrichtungen des Bezirks – dazu gehören unter anderem Seniorenheime und Seniorentreffs der Arbeiter Wohlfahrt (AWO) oder des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) – wählen alle vier Jahre ihre elfköpfige Seniorenvertretung, zu der auch Vertreter verschiedener politischer Parteien gehören. Ihre Aufgabe ist es, die Belange der älteren Menschen im Bezirk zu unterstützen und zu vertreten. Mitglieder des Seniorenbeirates vertreten die Alten auch in den Fachausschüssen der Bezirksversammlung. „Auch wenn wir hier die verschiedenen Parteien abbilden, machen wir keine parteipolitische Arbeit. Das ist uns ganz wichtig. Wir sehen uns als eine Schnittstelle zwischen den alten Menschen, die hier leben auf der einen Seite und der Politik sowie der Verwaltung auf der anderen Seite“, sagt Friedrich-Wilhelm Jacobs, Vorsitzender des Harburger Seniorenbeirates.

Die Mitglieder des Beirates arbeiten auf der Grundlage des Seniorenmitwirkungsgesetzes. Eines ihrer Angebote sind die regelmäßigen, offenen Beratungen im sozialen Dienstleistungszentrum des Bezirksamtes am Rathausforum 1. „Oft kommen die Menschen her und wollen einfach nur reden. Sie sprechen sich ihre Probleme von der Seele, finanzielle Probleme, wenn die Grundsicherung nicht zum Leben reicht, Probleme mit den Betreuern oder Probleme bei der Suche nach einem Heimplatz“, sagt Ingrid Schneider. Und dann höre sie einfach nur zu und lasse die Menschen reden, sagt sie. Aber natürlich beraten sie und ihre Mitstreiter die alten Menschen, die ins Büro kommen, helfen ihnen, vermitteln sie in konkreten Fällen an andere Hilfseinrichtungen. Jeden Dienstag und Donnerstag ist das Seniorenbüro im Zimmer 3.016 in der Zeit von 9.30 bis 11.30 Uhr besetzt. „Aber es kann auch schon mal weit über 12 Uhr hinausgehen, wenn jemand große Sorgen hat oder einfach nur mal jemanden zu Reden braucht“, sagt Ingrid Schneider.

Beharrlichkeit zeichnet die engagierten Senioren aus. Die brauchen sie, denn mitunter lassen sich die Dinge nicht so schnell bewegen oder gar ändern, wie es den engagierten Senioren gefallen würde. Für die Einrichtung einer barrierefreien Toilette hat der Beirat mittlerweile mehrere Eingaben in der Bezirksversdammlung gemacht. Und es gibt noch mehr Missstände im Bezirk, die sie gerne abgestellt wissen würden. Dafür arbeiten sie beharrlich.

„Gerade wird in Hamburg überlegt, für jede Wohneinrichtung einen bestimmten Heimarzt zu benennen, der im Notfall zuständig ist. Wenn es nämlich einen festen, medizinischen Ansprechpartner gäbe, ließen sich sicher einige Einweisungen in Krankenhäuser für die Senioren verhindern. Aber leider ist es nicht leicht, Ärzte zu finden, die diese Aufgabe übernehmen und die Rufbereitschaft in Kauf nehmen würden“, sagt Dr. Angelika Hege. Einen anderen Missstand benennt Gertrude Straßberger. Die Rentnerin wohnt in einem Seniorenwohnheim und ist dort im Heimbeirat engagiert. Sie weiß aus vielen Einrichtungen zu berichten, dass die Apotheken Medikamente seit einiger Zeit nicht mehr vorsortiert für die Bewohner in die Einrichtungen liefern. „Das heißt, dass das nun die Pflegekräfte machen müssen. Damit geht wertvolle Zeit der Pflegekräfte für die Bewohner verloren“, sagt sie.

Aber es gibt auch ganz profane Probleme für alte Menschen in Harburg, für deren Lösung sich der Bezirks-Seniorenbeirat einsetzt. „Gerade für ältere Menschen mit Sehbehinderung kann Harburg zum gefährlichen Pflaster werden. Hinweisschilder sind oft so angebracht, dass man dagegen läuft. Und in einigen Wohneinrichtungen müssen die Bewohner lange Wege bis zu nächsten Bushaltestelle überwinden, obwohl, wie zum Beispiel am Frankenberg in Marmstorf, der Bus vor der Haustür vorbeifährt“, sagt Jacobs. Ein weiteres konkretes Problem: Die Fußgängerfurt in der Moorstraße zwischen dem Eingang zum Phoenix Center und der Seevepassage kann für alte Menschen, die nicht mehr richtig sehen können oder für Blinde zur echten Falle werden, weil ein Schild mitten drauf steht und es keine ertastbaren Borsteinkanten gibt.

„Ein Thema, dass uns in Zukunft immer mehr beschäftigen wird, sind die speziellen Probleme von Senioren mit Migrationshintergrund. Die Gastarbeiter von früher werden jetzt alt. Und je älter man wird, umso mehr braucht man die eigene Kultur um sich herum“, sagt Parvin Schröder. In ihrer aktiven politischen Zeit arbeitete sie für die Grünen in der Bezirksversammlung. Sie und ihre Kollegen aus dem Seniorenbeirat würden sich aus diesem Grund schon mehr Engagement von Senioren mit Migrationshintergrund wünschen. Bis dahin wird weiter gekämpft für Harburgs erstes barrierefreies WC.