2020 soll der Logistikpark in Neuland baureif sein. Geplant ist ein „Klima Modell Quartier“. Doch zunächst muss nach Kleinsttieren gesucht werden

Neuland. Die winzige Tellerschnecke haben die Biologen auf dem Baufeld an der Autobahn1 nicht gefunden. Jetzt wollen sie die Sumpfwindelschnecke und die Moosblasenschnecke suchen. Beide sind nicht größer als etwa zwei Millimeter. Aber im Gegensatz zur Tellerschnecke – wäre sie denn da – sind die beiden winzigen Tierchen voraussichtlich nicht in der Lage, den geplanten Logistikpark in Neuland zu stoppen. Allerdings sind beide Schneckenarten stark gefährdet. Dennoch soll noch in diesem Jahr, so das ehrgeizige Ziel der Planer, der Beschluss für die öffentliche Auslegung für das „Klima Modell Quartier“ gefasst werden.

In der jüngsten Sitzung des Stadtplanungsausschusses im Harburger Rathaus stellten Vertreter der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt den aktuellen Planungsstand für das 33,8 Hektar große Plangebiet und das Lärmgutachten vor. Baureif soll die neue Industriefläche im Jahr 2020 sein. Modellcharakter wird dieser moderne Logistikpark aus mehreren Gründen haben. 20 Prozent der Planfläche soll als Grünfläche angelegt werden. Trotz der relativ hohen Hallen soll es keine Verschattung der benachbarten Wohnbebauung oder der Kleingärten geben. „Das erreichen wir mit einer bestimmten vorgegebenen Anordnung der Hallen, die dort gebaut werden können“, erklärte Beate von Boxberg vom Harburger Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung.

Die Vorgaben für die Außenbeleuchtung, so von Boxberg weiter, seien so gefasst, dass weder die Nachbarn noch Tiere wie beispielsweise Insekten gestört würden. „Zum Beispiel müssen die Außenleuchtkörper geschlossen werden. Es wird auch nicht erlaubt, ultraviolettes Licht zu benutzen“, sagt die Planerin. Angestrebt werde auch eine äußere Begrünung der Hallenwände. Die 29,9 Hektar, die nach Abzug der Grünflächen tatsächlich noch bebaut werden dürfen – auch das wird im Bebauungsplan Neuland23 festgesetzt – werden um etwa 2,50 erhöht. „Diese Erhöhung bildet eine Art Schwamm, der Regenwasser aufsaugen wird. Geplant ist, das gesamte Regenwasser voll zu bewirtschaften“, sagt Beate von Boxberg. Das heißt, das Regenwasser wird in den Kreislauf der Logistikhallen zurückgeführt.

Nach derzeitigem Untersuchungsstand soll die Bebauung keine Auswirkungen auf die vorhandenen Wettern in dem Gelände haben. Das, so Beate von Boxberg, werde in einer „nächsten Phase aber noch vertieft überprüft“. Auch in Sachen Lärmschutz wollen die Planer dieses neuen Logistik Parks neue Wege gehen. Inzwischen liegt die schalltechnische Untersuchung des Hamburger Gutachterbüros Lärmkontor vor. Die Gutachter kommen bei ihrer Bestandsaufnahme zu dem Ergebnis, dass hier in Neuland „ein unmittelbares Nebeneinander von sensibler Wohnnutzung und gewerblicher sowie industrieller Nutzung" bereits vorhanden ist. Die Richtwerte sind schon jetzt ausgeschöpft oder gar überschritten.

Zudem kommt der Lärm aus Richtung der Autobahn. Aus diesem Grund sollen die zulässigen Höchstwerte, die generell für solche Logistik Parks gelten, um wenige Dezibel unterschritten werden. Am Tag dürfen also höchstens 62, in der Nacht höchstens 48 Dezibel erreicht werden. Verwunderlich war allerdings die Aussage von Marion Krüger vom Lärmkontor im Ausschuss, dass die Gutachter davon ausgehen, die Logistik-Unternehmen, die sich hier ansiedeln sollen, würden keine zusätzliche Lärmbelastung durch den Verkehr produzieren.

Insgesamt 6,4 Hektar Ausgleichsfläche schlagen die Planer für die Bebauung der Grünfläche neben der Autobahn vor. Das Besondere: Alle Flächen liegen verteilt auf die Gebiete Neuland und Gut Moor. Entschieden ist jetzt schon, dass ein Teil der nördlich von der Fläche stehenden Windkrafträder dem Logistik Park zum Opfer fallen wird. Auch wenn ihre Laufzeit teilweise noch für rund zehn Jahre gilt, würden sie die Bebauung erheblich beeinträchtigen. Es dürften, bleiben die Räder stehen, nur ein Teil der Hallen gebaut werden.

„Wer sich für diesen neuen Logistikpark interessieren, und wer am Ende hier investieren wird, ist natürlich noch nicht klar. Daher können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch keine genaueren Pläne dazu zeichnen, wie die Hallen aussehen oder in welcher Anordnung sie gebaut werden. Das kommt mit der Feinplanung“, sagt Planerin von Boxberg.