Computer sind die Spielzeuge von heute. Carsten Bünger erklärt Schülern die Spielregeln für sicheres Surfen

Winsen. Ein freundlicher Klassenraum in der Hanseschule Winsen: vor der Tür ein Regal mit ordentlich aufgereihten Kinderschuhen. Drinnen ein Wandbild mit ziemlich kleinen bunten Handabdrücken und eine Reihe von Fotos: Mädchen mit geflochtenen Zöpfen und Jungen mit braven Gesichtern. Die augenscheinlich behütete Welt von Grundschülern. Doch ihre liebsten Spielzeuge sind nicht mehr Puppe, Teddybär und Auto, sondern Computer, Laptop oder Smartphone. Deshalb unterrichtet heute nicht die Lehrerin die Viertklässler, sondern der Beauftragte für Jugendsachen der Polizeiinspektion Harburg, im Präventionsteam zuständig für Mediensicherheit. „Kinder sind heute immer früher mit Medien ausgestattet, und die meisten sind schon mit neun oder zehn Jahren im Internet unterwegs“, sagt Kriminalhauptkommissar Carsten Bünger.

Dass ein grundsätzlicher Unterschied zwischen einer Spielkonsole und der vernetzten Welt besteht, sei den meisten aber gar nicht bewusst. „Das Internet ist kein Spielgerät, sondern Teil des realen Lebens“, stellt der 48-Jährige klar. Je früher Jungen und Mädchen lernen, dass persönliche Daten nicht ins Internet gehören, desto besser. Für den kindgerechten Einstieg ins Thema sorgt ein Theaterstück der Präventions-Puppenbühne der Polizeidirektion Lüneburg. Die Schüler erleben mit dem kleinen Helden des Schauspiels eine Reise durch das weltweite Netz. Ohne es zu bemerken oder zu wollen, gibt der Junge beim Surfen vermeintlichen neuen Freunden persönliche Daten preis. Und muss zu seinem Erschrecken feststellen, dass und einige seine Informationen missbräuchlich für sich nutzen, ohne dass er noch Einfluss nehmen könnte.

„Wie hat euch das Puppentheater denn gefallen?“, fragt Bünger. Ein Dutzend Finger schießen in die Höhe. Richtig toll fanden sie „Netz-Dschungel“, darüber sind sich fast alle einig. Nur ein Schüler bemängelt, dass im Stück anstelle von Menschen Tier-Figuren Chatpartner des Jungen sind. Die exotischen Arten sollen die weltweite Reichweite des Internets symbolisieren. „Papagei, Pinguin und Giraffe im World Wide Web – das ist doch unrealistisch“, kritisiert der Neunjährige, der regelmäßig im Internet unterwegs ist.

Realität ist, dass mehr als die Hälfte seiner Klassenkameraden fast täglich online geht, um Spiele zu spielen, Videoclips anzuschauen und nach für sie interessanten Informationen zu suchen. „Ich bin oft auf der Fan-Seite des HSV“, verrät ein Blondschopf. Ein Mädchen mit Pferdeschwanz installiert sogar selbstständig Programme. Da staunt selbst Bünger. Insgesamt hat er seit Ende vergangenen Jahres in den Grundschulen Handeloh, Brackel und Klecken mit mehreren Hundert und Schülern aus 3. und 4. Klassen über deren Internet-Erfahrungen gesprochen. Anderswo, sagt er, sei der Prozentsatz der Kinder, die das Netz nutzen, noch deutlich höher als hier in Winsen.

Zum Glück hat noch keiner der Schüler, mit denen er bisher zu tun hatte, schlimme Folgen von Datenmissbrauch erleben müssen. Damit das so bleibt, erarbeitet er im Klassengespräch geduldig die entscheidenden Vorsichtsmaßnahmen und hält sie auf einem Plakat fest: niemals mit dem richtigen Namen anmelden, sondern einen Nickname verwenden. Nur mit Bekannten chatten. Misstrauisch bleiben, aufs Bauchgefühl hören. Im Zweifel sofort den Chat beenden und die Eltern ins Vertrauen ziehen.

In Signalrot leuchten die Warnungen: keine Angaben zu Name, Adresse, Telefonnummer, Geburtsdatum, Passwörtern. Keine Fotos einstellen, keine Webcams nutzen. „Und niemals verraten, welche Schule ihr besucht, welche Hobbys ihr habt und vor allem nicht, wo und wann ihr sie ausübt!“, appelliert Carsten Bünger. „Sonst könnte ein Mitschnacker auf uns warten“, erinnert sich ein Junge an die Ermahnung seiner Eltern. Häufig ahnen die Erwachsenen gar nicht, was ihre Kinder im Netz treiben und welche Gefahren dort lauern könnten. „Es kommt darauf an, Laptop und Smartphone nicht nur zu verschenken, sondern die Kinder beim Umgang mit den Geräten zu begleiten und ihnen ein Vorbild zu sein“, weiß Bünger, selbst Vater zweier halbwüchsiger Söhne.

Bevor er in die Klassen geht, lädt er die Eltern ein, sich das Theaterstück bei einem Informationsabend anzuschauen und sich zum Thema Mediensicherheit für Kinder informieren zu lassen. Die wichtigste Voraussetzung müssen Väter, Mütter und Lehrer aber selbst schaffen – ein gutes Vertrauensverhältnis zu den Schutzbefohlenen. Damit die Kinder sich ihnen anvertrauen, wenn sie sich doch einmal im Netz-Dschungel verirren sollten.

Infos bei Carsten Bünger unter Tel. 04181/285107 oder carsten.buenger@polizei.niedersachsen.de