Neubaugebiet Fischbeker Heidbrook: Große Koalition plant deutlich weniger Wohneinheiten, als zunächst vorgesehen

Fischbek . Die ersten Investoren für das Neubaugebiet Fischbeker Heidbrook haben bereits angeklopft. In der jüngsten Stadtplanungsausschusssitzung erläuterte Karen Pein, Projektkoordinatorin der IBA Hamburg, die das Gelände der ehemaligen Röttiger-Kaserne im Auftrag der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) vermarktet, den Sachstand der Planungen für das Neubaugebiet mit rund 800 Wohneinheiten. Für den Vollsortimenter, der am nördlichen Rand des Plangebietes an der Bundesstraße 73 angesiedelt werden soll, gebe es bereits einen Investor. Der plane mit 1800 Quadratmetern Verkaufsfläche.

„Den Plänen muss jetzt erst einmal die Bodenkommission zustimmen“, so Pein. Namen könne sie zum jetzigen Zeitpunkt im Ausschuss noch nicht nennen. Angedacht seien in dem mehrgeschossigen Gebäude an der B 73 außer dem Vollsortimenter auch weitere Verkaufsflächen für ergänzende Angebote sowie in den oberen Stockwerken 20 Wohneinheiten im öffentlich geförderten Wohnungsbau und weitere Wohnungen im freien Wohnungsbau. Die Architektenwettbewerbe für die mehrgeschossigen Wohnhäuser im Zentrum des Neubaugebietes seien ausgewertet. Den Zuschlag habe, sagt Karen Pein, das Hamburger Architektenbüro Wiking-Froh wegen seiner anspruchsvollen Fassadengestaltung, der durchdachten Platzierung der vier Gebäudegruppen in vier- und siebengeschossiger Bauweise und wegen der Eingliederung einer Kita erhalten. Nach den Architektenplänen, so berichtete die Planerin der IBA den Mitgliedern des Ausschusses, seien auch Tiefgaragen vorgesehen. „Eine ruhige und kraftvolle Markierung der Quartiersmitte“, nennt Karen Pein den Entwurf.

Zwischen der Auftragsvergabe an die IBA Hamburg und der Sitzung des Stadtplanungsausschusses aber hat sich der politische Wind in der Bezirksversammlung Harburg geändert. Das könnte dazu führen, dass der von Pein jetzt vorgestellte Entwurf und die übrigen Pläne für den Fischbeker Heidbrook ganz schnell wieder in der Schublade verschwinden und von der neuen großen Koalition einkassiert werden. Denn, was Karen Pein am Dienstagabend in der Ausschusssitzung nicht wissen konnte, das Neubaugebiet ist einer der zentralen Punkte des Koalitionsvertrags zwischen SPD und CDU. Eigentlich sollte in dieser Sitzung der Stadtplanungsausschuss die bisherigen Planungen abnicken. Eine Abstimmung aber war aber bereits im Vorwege verschoben worden. „Die CDU hat das ganze Verfahren von Anfang an kritisch begleitet. Wir können die Einwendungen, die während der öffentlichen Auslegung der Planunterlagen eingereicht wurden, verstehen. Im Koalitionsvertrag werden Dinge stehen, die einige Änderungen mit sich bringen“, deutete CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer in der Sitzung an.

Laut Koalitionsvertrag wird es bei der Vorgabe der SPD, 800 neue Wohneinheiten bauen zu lassen, nicht bleiben. Anzahl, Dichte und Höhe der Bebauung wird deutlich herunter geschraubt werden. SPD und CDU haben sich auf einen Kompromiss zwischen 800 und 450 geeinigt. Eine genaue Zahl will der CDU-Chef derzeit nicht nennen. Dank des Koalitionsvertrages dürften auch die Einwendungen, die während der öffentlichen Auslegung des Planentwurfs im Sommer eingereicht worden sind und nach jetzigem Stand von der BSU fast durchweg für unerheblich erklärt wurden, mehr Gewicht bekommen. Kritik gab es unter anderem an den Plänen, den vorhandenen Sportplatz zu überplanen. Eine Sanierung, so die Argumentation der Vertreterin der BSU in der Ausschusssitzung, sei zu teuer, da der Platz zu kaputt sei. Im Übrigen gebe es genügend Sportplätze in der näheren Umgebung. Auch die Uwe-Seeler-Sporthalle brauche keine eigene Erschließung an die Bundesstraße, da man davon ausgehe, dass die Halle sowieso kaum ausgelastet würde. Das sieht die Harburger CDU und damit jetzt auch ihr Koalitionspartner SPD anders. Ein weiterer Knackpunkt war bislang, dass aus Sicht der CDU-Fraktion bei den derzeitigen Voraussetzungen die künftigen Bauherren in ihrer Planungsfreiheit bei den Einfamilienhäusern im Bezug auf Fassaden und Dächer zu sehr eingeschränkt seien. Auch dafür scheinen die Koalitionäre einen Kompromiss gefunden zu haben.

„Es liegt in der Natur der Dinge, dass wir mit der CDU in der Vergangenheit nicht einer Meinung darüber waren, wie der Fischbeker Heidbrook aussehen soll. Aber wir werden uns zusammenraufen“, so Frank Richter (SPD). Der Ausschussvorsitzende bat aus diesem Grund um „Verschiebung der Entscheidung zu dem Planverfahren“. Unklar blieb auch nach der Sitzung, wie der Bezirk Harburg unter den neuen politischen Voraussetzungen mit den Einwendungen der Gemeinde Neu Wulmstorf und des Landkreises Harburg umgehen wird. Gemeinde wie auch Landkreis befürchten durch die neuen Verkaufsflächen in dem Neubaugebiet einen Kaufkraftabfluss aus Neu Wulmstorf. Auch bei diesem Einwand hatte die Fachbehörde abgewinkt. Es finde lediglich, so die Argumentation aus Hamburg, eine Verlagerung von Verkaufsflächen aus dem Fischbeker Ortskern ins Neubaugebiet statt.