Bezirk geht Deal mit der Stadt ein. Baracke im Binnenhafen kann an neuen Nutzer übergehen. Daneben entsteht ein Bürohaus

Harburg. Die Kuh ist vom Eis, der Deal scheint gemacht. Die alte Fischhalle im Binnenhafen – die der Journalist und Musiker Werner Pfeifer zu einem maritimen Erlebniszentrum umbauen will – kann an neue Nutzer vergeben werden. „Wir haben in der SPD beschlossen, einer Erhöhung der Bruttogeschossfläche für das geplante Bürogebäude auf dem Baufeld zuzustimmen und hier im Ausschuss ein Signal zu geben“, gab Frank Richter (SPD), Vorsitzender des Stadtplanungsausschusses der Bezirksversammlung Harburg, die Richtung vor. Der Ausschuss folgte mehrheitlich und stimmte dem Deal mit der Stadt zu. Auch der Senat soll dem Vernehmen nach bereits signalisiert haben, dem Verkauf der Fischhalle zu einem günstigen Kurs zustimmen zu können, wenn das restliche Grundstück im Gegenzug mit einer erhöhten Bruttogeschossfläche bebaut werden darf. Der Strommast, der auch auf dem entsprechenden Grundstück am Kanalplatz steht, bleibt vorerst von diesem Geschäft ausgeschlossen. Hier ist nach wie vor nicht klar, wer die Kosten für eine unterirdische Verlegung der Leitung finanzieren sollte.

Wie berichtet wartet der Bezirk Harburg seit mehr als einem Jahr auf die Ausschreibungsunterlagen für die Fischhalle. Werner Pfeifer will laut seinem bereits vorliegenden Nutzungskonzept das alte Gebäude umfassend sanieren. Voraussetzung ist, dass er die Fischhalle für einen günstigen Preis kaufen kann. Der Bezirk hatte Pfeifers Konzept zugestimmt. Die Fläche, auf der die Halle steht, gehört der Stadt, wie auch die Halle selbst. Gehakt hatten die Verhandlungen zwischen Bezirk und dem Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) an der Vereinbarung über Kompensationsflächen für die günstig abzugebende Fischhalle. Durch den günstigen Verkauf der Halle, so die Rechnung des LIG, würde die Stadt einen Verlust von rund 400.000 Euro machen. Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner hatte dem LIG im Gegenzug angeboten, die erlaubte Bruttogeschossfläche des ebenfalls auf der Fläche geplanten Bürogebäudes zu erhöhen – um damit den Marktwert des Grundstücks aufzuwerten.

„Das ist ein gutes Signal für das Projekt, für Harburg, für die Vereine, die mitmachen wollen. Und es zeigt, dass es im Binnenhafen möglich ist, auch Altes zu erhalten und neu zu nutzen“, sagte Werner Pfeifer nach der Sitzung. Er werde sich jetzt auf die Ausschreibung mit seinem Konzept bewerben. Pfeifer hofft auf einen möglichst niedrigen Verkaufspreis für das alte Gebäude, das stark sanierungsbedürftig ist. Im Stadtplanungsausschuss wurde Baudezernent Penner zwar von CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer für sein eigenmächtiges Vorgehen bei den Verhandlungen und den unzureichenden Informationsfluss in die Harburger Politik abgewatscht. In der Sache aber folgte der Ausschuss mehrheitlich dem Angebot an den LIG. Die Stadt Hamburg kann das Grundstück nun also mit rund 6000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche, statt der vorher festgelegten 4800 Quadratmetern vermarkten.

Planrechtliche Voraussetzung für den höheren Bau ist eine Befreiung im Bebauungsplan, der die beiden zusätzlichen Geschosse noch nicht zulässt. „Über eine entsprechende Befreiung wird nicht der Regionalausschuss, sondern der Stadtplanungsausschuss befinden, Herr Penner“, sagte Fischer in der Sitzung im Harburger Rathaus. Diese Ansage dürfte für Harburgs Baudezernent überraschend gewesen sein. Bislang hatten die zuständigen Regionalausschüsse Harburg oder Süderelbe derartige Befreiungen auf der Agenda. Im druckfrischen Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU aber ist unter anderem verankert, dass Binnenhafen und Schloßinsel städtebaulich wie auch stadtplanerisch als extrem wichtige Standorte gewertet werden. Die große Koalition hat daher im Zuge der Umstrukturierung der Zuständigkeiten der einzelnen Fachausschüsse vereinbart, dass für die beiden Plangebiete die Zuständigkeit einzig beim Stadtplanungsausschuss liegen soll.

Jetzt sind also die Würfel für die Ausschreibung und Nutzung der alten Fischhalle im Binnenhafen gefallen. Der LIG kann die Halle zum Verkauf ausschreiben. Zeitgleich prüft jetzt der Harburger Gastronom Heiko Hornbacher, ob die Fläche neben der Fischhalle als Interimsquartier für seinen Beach Club geeignet ist. Bis die Stadt die Fläche am Lotsekanal zum Verkauf ausschreibt und bis ein solventer Investor gefunden ist, dürften sicher fünf bis sechs Jahre vergehen. Damit jedenfalls rechnen Harburgs Politiker. Bis dahin, so die Hoffnung der SPD, könnte die Kaimauer am Treidelweg saniert und damit der endgültige Standort für einen Harburger Beach Club geschaffen sein. „Und vielleicht haben wir bis dahin dann auch eine Lösung für den Strommast auf der Fläche neben der Fischhalle gefunden“, so Ralf-Dieter Fischer. Andernfalls müsste sich der Investor, der eines Tages das Bürogebäude am Kanalplatz baut, mit dem Mast arrangieren.