Seit 13 Jahren ist Ursula Sendes Sterbebegleiterin. In einem neuen Lehrgang will sie in Tostedt Ehrenamtliche ausbilden

Tostedt. Der Tod gehört zum Leben. Doch das Thema wird noch immer weitgehend aus dem modernen Leben verdrängt. Viele Menschen sterben einsam, Angehörige sind verunsichert und überfordert. Der ambulante Hospizdienst des Herbergsvereins zu Tostedt und die evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden möchten schwerstkranken und sterbenden Menschen und ihren Angehörigen die bestmögliche Hilfe und Beistand in dieser schweren Zeit anbieten. Anfang 2015 bilden sie deshalb erneut ehrenamtliche Hospizmitarbeiter zu Sterbebegleitern aus. Ein erster Informationsabend ist für Dienstag, 22. Oktober, geplant.

Ursula Sendes arbeitet seit 13 Jahren als Sterbebegleiterin. „Bevor ich anfing, war das Thema Tod ganz weit weg. Doch dann erkrankte ich selbst an Krebs. So kam ich zur Hospizgruppe“, erzählt die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin. Sie gehört zu den Gründungsmitgliedern, vier weitere sind wie Ursula Sendes noch heute in der Gruppe aktiv. Mittlerweile arbeiten 30 Mitglieder im Alter von 18 bis 70 Jahren für die Einrichtung. Viele von ihnen hat Ursula Sendes selbst ausgebildet. Denn wer in der Hospizgruppe mitarbeiten möchte, braucht ein fundiertes Wissen – und er sollte selbst mental gefestigt sein und gut zuhören können. „Als ich damals nach meiner eigenen Ausbildung mit der Arbeit im Hospizdienst anfing, hätte ich am liebsten ein Handbuch gehabt, wo drin steht, wie ich mich in welcher Situation am besten verhalte“, erzählt Sendes. Immerhin passiert in der Sterbebegleitung vieles, das nicht kalkulierbar ist, sagt sie. Sterben sei wie die Geburt eine ganz individuelle Angelegenheit mit unterschiedlichen Ausprägungen.

Ein Schwerpunkt der Ausbildung liege daher in der konkreten Situationsbesprechung. „Außerdem beschäftigen wir uns viel mit dem eigenen Tod, dem eigenen Sterben, betrachten den eigenen Lebensweg mit all seinen Höhen und Tiefen. Denn Selbstreflexion ist für die Arbeit in der Sterbebegleitung sehr wichtig“, sagt Sendes.

Aufgeteilt ist der Kurs in sechs Monate Theorie und sechs Monate Praxis mit integriertem Praktikum. Themen wie Demenzerkrankung, Palliativmedizin und Betreuungsrecht werden besprochen und das Hospiz in Buchholz besucht, die Einrichtung, mit der die Tostedter Hospizgruppe seit Jahren eng zusammenarbeitet.

Vor dem Einführungskurs, der Anfang 2015 beginnt, führt Sendes mit den Bewerbern Einzelgespräche. Sie klopft ab, welche Motivation sie mitbringen, was die Beweggründe für den Wunsch zur Mitarbeit sind. „Jeder, der fühlt, dass die Arbeit die richtige sein könnte, kann sich bewerben. Aber nicht für alle ist sie auch tatsächlich geeignet“, sagt die Sterbebegleiterin.

Nach der Ausbildung gehören Hausbesuche zur täglichen Arbeit. Manchmal habe der Sterbebegleiter dann sogar mehr mit den Angehörigen zu tun als mit den Sterbenden. „Sie sind die, die zurückbleiben und Unterstützung brauchen“, betont Sendes.

Pflege der Sterbenden gehöre nicht zu den regulären Aufgaben des Hospizdienstes. „Es kann zwar vorkommen, dass man dem Sterbenden mal die Lippen befeuchtet, aber mehr nicht. Den Rest übernehmen die Pflegedienste, über die auch häufig der Kontakt zu uns zustande kommt. Wir klären ab, welche Hilfe erwartet wird und sagen, was wir leisten können. Danach sind wir in erster Linie dafür da, zuzuhören und Nähe zu geben“, sagt Sendes. Die Tostedter Hospizgruppe richtet sich dabei am christlichen Grundgedanken aus, arbeitet bereits in der Ausbildung mit biblischen Geschichten wie die „Heilung des Gelähmten“. Doch auch diejenigen, die nicht in der Kirche sind, können in der Gruppe mitarbeiten.

Zu den verpflichtenden Aufgaben der Sterbebegleiter gehört übrigens auch die regelmäßige Teilnahme an Gruppenabenden. „Wir machen Supervision. Ohne die geht nichts“, so Sendes.

Für diejenigen, die mehr über die Ausbildung zum Sterbebegleiter und die Arbeit in der Hospizgruppe erfahren möchten, bietet der Herbergsverein am Mittwoch, 22. Oktober, einen Informationsabend an. Treffpunkt ist um 19 Uhr das Haus der Johannesgemeinde, Himmelsweg 12, in Tostedt.

Nähere Informationen dazu gibt es auch unter den Telefonnummern 04182/8062949 und 04182/2399636.