Serie zum Harburger Kulturtag am 8. November. Erstmals ist in diesem Jahr auch die Geschichtswerkstatt dabei

Harburg. Nicht nur Freunde Bildender Kunst, sondern auch Historiker kommen beim Harburger Kulturtag seit jeher auf ihre Kosten: Institutionen wie das Archäologische Museum oder der Verein Alter Friedhof lassen die Besucher traditionell tief in Geschichte des Stadtteils eintauchen. Einen weiteren Beitrag dazu leistet dieses Jahr erstmals auch die Geschichtswerkstatt Harburg, die am 8. November zwischen 12 und 20 Uhr in ihren Vereinsraum am Kanalplatz 6 lädt.

Der gemeinnützige Verein, in dem sich aktuell 18 Mitglieder ehrenamtlich engagieren, wurde im Februar 2010 gegründet und gehört damit zu den jüngsten der insgesamt 20 Geschichtswerkstätten in Hamburg. Deren Ziel ist es, die lokale Alltagsgeschichte aufzuarbeiten und am Leben zu halten. Sie sammeln Stadtteilfotos und Dokumente, betreiben Archive, veranstalten Ausstellungen und erarbeiten Publikationen. „Dabei geht es uns um Dinge, die in den letzten 100 Jahren passiert sind und zu denen man noch Zeitzeugen befragen kann“, sagt Angelika Hillmer, Initiatorin und Gründungsmitglied des Vereins. „Das alles zu erforschen ist deshalb so wichtig, weil die Erinnerungen dieser Menschen verloren gehen, wenn wir sie jetzt nicht befragen.“

Beim Harburger Kulturtag geben Angelika Hillmer und ihre Mitstreiter einen Einblick in die Arbeit der Geschichtswerkstatt. Dazu gibt es zu jeder vollen Stunde einen etwa zehnminütigen Vortrag zu bisherigen, laufenden und zukünftigen Projekten. Um 12 Uhr referiert Angelika Hillmer zunächst über die Geschichte des Harburger Binnenhafens – das allererste Projekt der Geschichtswerkstatt. Unter dem Titel „Arbeit im Hafen – Hafen in Arbeit“ wurde Ende 2011 eine vom Bezirksamt finanziell unterstütze Broschüre veröffentlicht, in der es um den Strukturwandel im Hafen zwischen 1945 und 1970 geht. „Da wir damals nur einen Teil der uns vorliegenden Daten auswerten konnten, wird es nun noch einen zweiten Teil des Projekts geben“, verrät Angelika Hillmer.

Um 13 Uhr referieren Angelika Hillmer, ihr Ehemann Joachim Hillmer und Klaus Barnick gemeinsam über die Harburger Straßenbahn, die im Mai 1971 ihre letzte Fahrt absolvierte. Hintergrund: 2013 ist der Geschichtswerkstatt ein Film über die Straßenbahnlinie 12 zugegangen. Um den Film zeigen zu können, musste er stark überarbeitet werden. Begleitend dazu wurde eine kleine Präsentation angefertigt, die die Entwicklung des elektrischen öffentlichen Personennahverkehrs in Harburg von 1902 bis 1971 nachzeichnet.

Weiter geht es um 14 Uhr mit einem Vortrag von Birgit Caumanns und Angelika Hillmer über den Kanalplatz im Harburger Binnenhafen, eine Stunde später widmen Klaus Barnick und Jürgen Apel sich dann den Harburger Werften. Informationen zu einem weiteren großen Projekt der Kulturwerkstatt stehen um 16 Uhr auf dem Programm: Die große Flut von 1962. Riesige Gebiete im Hamburger Süden wurden damals verwüstet. Wie die Harburger die Nacht, in der die Deiche brachen, erlebt haben, hat die Geschichtswerkstatt in einer 2012 veröffentlichten Publikation aufgearbeitet. Beim Kulturtag referiert Andrea Pautsch, Vorstandsmitglied der Geschichtswerkstatt.

Im Anschluss stellt Andrea Pautsch ein Thema vor, dem der Verein sich demnächst gerne widmen möchte: Die letzte Drehscheibe im Harburger Binnenhafen. Sie befindet sich auf dem einstigen Güterbahnhofsgelände und wurde zuletzt vermehrt Opfer von Vandalismus. Die letzten zwei Vorträge des Abends hält schließlich wieder Klaus Barnick. Um 18 Uhr geht es um die Zerstörung Harburgs im Jahre 1944. „Am 25. Oktober 1944 wurden weite Teile Harburgs durch alliierte Bombenangriffe zerstört“, so Barnick. Aktuell zeigt die Geschichtswerkstatt zu dem Thema eine Ausstellung im Harburger Rathaus, die noch bis zum 24. Oktober läuft und anhand von Fotos, Schadenskarten und Zeitzeugenberichten das Ausmaß der Zerstörung dokumentieren. Die wichtigsten Eckpunkte fasst Klaus Barnick beim Kulturtag noch einmal zusammen. Zu guter letzt widmet er sich um 19 Uhr den Harburger Seehäfen.

„Wir hatten in den vergangenen Jahren, in denen wir ganz viel Arbeit in den Aufbau des Vereins gesteckt haben, immer das Gefühl, dass wir in der Öffentlichkeit gar nicht so präsent sind“, konstatiert Angelika Hillmer abschließend. „Das ist der Grund, weshalb wir beim Kulturtag jetzt zeigen wollen, was wir alles machen.“ Menschen mit spannenden Geschichten und Zeitdokumenten Harburgs sind natürlich herzlich willkommen, diese beim Kulturtag mit den Verantwortlichen der Geschichtswerkstatt zu teilen. „Oder sie kommen während unserer Öffnungszeiten, also dienstags zwischen 16 und 19 Uhr, zu uns“, so Andrea Pautsch.

Harburger Kulturtag am 8. November 2014: Geschichtswerkstatt Harburg, im Konsulzimmer der Kulturwerkstatt, Kanalplatz 6. Vorträge zu jeder vollen Stunde, www.geschichtswerkstatt-harburg.de