Stadt Buchholz verleiht ihren Kulturpreis an die Theaterwerkstatt BiSchu. Im Dezember kommt „Der kleine Lord“

Buchholz. Mitten in der Buchholzer Innenstadt werden Märchen wahr. Tom Sawyer und Alice im Wunderland, und gerade zieht „Der kleine Lord“ ein. Die Geschichte von dem griesgrämigen Earl und seinem heiteren, liebenswerten Enkel erweicht jedes Jahr in der Weihnachtszeit aufs Neue die Herzen der Menschen. Demnächst auch in Buchholz, wenn die Theaterwerkstatt BiSchu den Klassiker als Weihnachtsmärchen aufführt.

BiSchu – das steht für Birgit Schulz-vom Heede. Die Buchholzerin hat sich vor zwölf Jahren mit ihrer eigenen Kinder-Schauspielschule einen Traum verwirklicht. Mit ihrem Engagement, ihrer Kreativität und ihrer Liebe zu den Kindern hat sie die Theaterwerkstatt zu einer bedeutenden kulturellen Institution gemacht. 249 Auftritte auf eigener Bühne und 47 in der Empore in acht Jahren sind die stolze Bilanz. Die Stadt würdigt dies mit dem Kulturpreis, der am 24. Oktober an BiSchu verliehen wird. „Das war eine große Überraschung“, gibt Birgit Schulz-vom Heede zu.

Die gelernte Sozialpädagogin arbeitete in ihrer nordrhein-westfälischen Heimat in einem Modellkindergarten mit kreativem Schwerpunkt. Hier schrieb sie jedes Jahr zwei Stücke und brachte sie zur Aufführung, engagierte sich in der Freizeit als Jugendgruppenleiterin. 1990 zog sie mit ihrer Familie nach Buchholz. Die heute 57-jährige engagierte sich seither im Mehrgenerationenhaus „Kaleidoskop“, beim „Parabol Theater“, in der St.-Paulus-Gemeinde. 1999 stieg sie bei die Ballettschule Rake/Rant als Theaterpädagogin ein. Doch weil ihr dabei der schauspielerische Part zu kurz kam, machte sie sich 2003 selbstständig. „Anfangs war ich Untermieterin im Kunsttempel, dann wurde das Souterrain in der Neuen Straße 6 frei. Ich habe aus Stoffresten Kissen genäht und einen Teppich gekauft“, erinnert sie sich. Seither werden dort Kinder und Jugendliche in Schauspiel, Musical, Improvisationstheater – „wir waren anfangs die einzige Amateur-Improgruppe in ganz Niedersachsen“, Malerei und musikalischer Früherziehung ausgebildet. Zwischenzeitlich zog „BiSchu“ ins Erdgeschoss um. „Wir rissen Wände heraus, machten aus drei Räumen einen, und bauten eine Bühne.“

150 Kinder und Jugendliche gehen bei „BiSchu“ ein und aus. Vor Aufführungen dürfen sie beim Probenwochenende sogar dort übernachten. Sie wachsen mit ihrem Theater heran und bleiben zuweilen auch als Erwachsene. Weil fertige Stücke teuer sind, schreibt Birgit Schulz-vom Heede das Meiste selbst. „Oft bringen die Kinder dafür Bücher mit, die sie toll finden.“ Sieben Honorarkräfte lehren hier, die Eltern fungieren als Kulissenbauer und Schneider. Mehr als 600 Kostüme lagern hier. Auch für den „Kleinen Lord“: „Eine Mutter hat das Kostüm nachgenäht, das der Sohn der Autorin auf einem Foto trug“, berichtet Birgit Schulz-vom Heede stolz. Frances Hodgson Burnett, die das Buch 1886 schrieb, sei zudem Erfinderin des Urheberrechtes und somit Vorbild. Das ist der Preisträgerin mindestens ebenso wichtig wie Kreativität. Alle Mitarbeiter leben den Kindern vor, freundlich miteinander umzugehen, aber auch diszipliniert zu sein. „Mein Wunsch ist, dass die Kinder hier etwas mitnehmen, was sie später an ihre Kinder weitergeben“, so die Preisträgerin.