Geheimtipp: Seit 20 Jahren gibt es das Finkenwerder Trachten- und Heimatmuseum, der Bekanntheitsgrad ist gering

Harburg. Wahrscheinlich handelt es sich bei dieser privat geführten Einrichtung um Hamburgs kleinstes Museum. Ganze 50 Quadratmeter misst die Ausstellungsfläche des Trachten- und Heimatmuseums Finkenwerder in der Straße Brack 30. Als „klein aber fein“ ließe sich dieses Museum auch einstufen, denn hier befinden sich alle mehr als 1000 Exponate durchnummeriert und mit Alter und Herkunftsgeschichte sorgsam aufgeschrieben. Helmut Vick, 67, und seine Frau Jutta haben sich die mühsame Inventarisationsarbeit am Computer während dunkler Wintermonate gemacht. Und vor wenigen Tagen hatte das Ehepaar auch allen Grund, die Korken knallen zu lassen, denn das Museum, das sich auf dem Privatgrundstück neben dem Wohnhaus in der oberen Etage eines Wirtschaftsgebäudes mit dem spaßig gemeinten Namen „Villa Swinskoben“ (Schweinestall) befindet, hatte Geburtstag. Es ist 20 Jahre alt geworden. Ein Schweinestall war in dem Gebäude übrigens noch nie untergebracht.

Wer auf die ehemalige Elbinsel Finkenwerder kommt, findet die Straße Brack, an der sich das Museum befindet, nicht auf Anhieb. Man muss dafür von der Ortsdurchfahrt, der Ostfrieslandstraße, zuerst in die Emder Straße abbiegen. Dann sind es nun noch wenige Meter. Neben der Grundstückspforte steht eine grüne Tafel mit einer Bronzeglocke und dem Hinweisschild: Das kleine Finkenwerder Trachten- und Heimatmuseum. Geöffnet. Museumsbesucher, bitte Glocke läuten. Unterschrift: Finkwarder Museumskring, Telefon: 040/7434186. Museumsbesuche sollten vorher telefonisch vereinbart werden. Museumsführungen sind kostenlos. Spenden werden nach den Worten von Helmut Vick angenommen, um den Betrieb aufrecht erhalten zu können. Besucher aus der näheren Umgebung sind eher selten. Das Ehepaar hat meist Hamburg-Touristen aus anderen Bundesländern zu Besuch. Und mehr als einen Besuch pro Monat gibt es kaum. Zu den Besonderheiten während der 20-jährigen Museumsgeschichten zählen Besucher aus Österreich, England, Australien, USA und Kanada. Einmal stand eine Gruppe von 40 Personen vor der Tür. Die passten nicht alle auf einmal ins Museum. Ein Teil musste erst einen Stadtrundgang durch Finkenwerder machen.

Im Museum zu sehen gibt es unter anderem Trachtenkleidung, Mützen und Kappen. Besonders prächtig ist die bunte Flunkenmütze, die Brauthaube. Eine komplette Aussteuer-Truhe ist zu bestaunen, ein Kleiderschrank, zahlreiche Butterfässer, Dreschflegel, Flachskämme, Holzschaufeln oder auch ein Kniefseden, was Hochdeutsch mit Messersense zu übersetzten wäre. Mit Kniefseden sind bei der Grabenreinigung beispielsweise Baumwurzeln gekappt worden. „Be- und Entwässerung hat für uns auf der Insel seit Jahrhunderten eine große Bedeutung“, sagt Helmut Vick. Das älteste Ausstellungsstück ist von 1744. Alles Gezeigte stammt aus der Zeit vor 1920 und dokumentiert hundertprozentig ein Stück Finkenwerder Geschichte. Helmut Vick: „Ich nehme noch weitere historische Stücke für das Museum entgegen.“

Der Museumschef ist als Kind der 1954 gegründeten Finkwarder Speeldeel beigetreten, hat die plattdeutsche Sprache, Volkstanz und Gesang im Blut. 1976 gründete er das eigene Norddeutsche Folklore-Theater „Finkwarder Danzkring“, dessen Vorsitzende seine Frau ist. Und mit der Sammlung alter Finkwarder Gegenstände hatte er schon 1976 angefangen, als er einen wertvollen, geschnitzten Stuhl vor der Sperrmüllabfuhr bewahrte. Von seinem Schwiegervater erhielt er dazu passend ein Gemälde mit einem Finkenwerder Fischkutter. 18 Jahre später, im Jahr 1994, hatten sich bei ihm so viele alte Schätze angesammelt, dass er im Wirtschaftsgebäude das kleine Museum einrichtete. Vick: „Es gab dafür auch Spenden. Der Ortsausschuss bezahlte die Beleuchtung, die Kulturbehörde stellte drei Glasvitrinen zur Verfügung und mein damaliger Arbeitgeber, die Hydro Aluminium, spendierte ebenfalls eine Vitrine.

Zu den besonders schönen Ausstellungstücken des Museums zählt eine Holzbank von 1823 mit Inschrift Bastian und Catrina Fock, den Vorfahren der Familie Kinau, deren Söhne Johann (Gorch Fock) und Jakob bekannte Romanautoren wurden.