Die Harburger Wirtschaftsförderer vermarkten jetzt ein Gewerbegebiet in Bispingen im Heidekreis

Buchholz/Bispingen. Erstmals in ihrer 15-jährigen Geschichte überschreitet die Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Landkreis Harburg (WLH) die Kreisgrenzen und wird in der Gemeinde Bispingen im Heidekreis ein Gewerbegebiet entwickeln und vermarkten. Bispingens Bürgermeisterin Sabine Schlüter und WLH-Chef Wilfried Seyer haben das Projekt gestern in Buchholz vorgestellt.

Ein Gesellschafterbeschluss und eine Genehmigung vom niedersächsischen Innenministerium waren nötig, um diese Kooperation beginnen zu können. „Die Gemeinde Bispingen hat bei uns angefragt, ob wir das Gewerbegebiet entwickeln wollen“, berichtete Seyer. Das Gebiet „Am Horstfeld“ ist im Besitz der Gemeinde und 30 Hektar groß. Es liegt in Nachbarschaft zum Snow Dome und der Kartbahn direkt an der Autobahn. 18 Hektar davon hat die WLH erworben. Ein Gebiet, das im Landesraumordnungsprogramm als „Sondergebiet Tourismusentwicklung“ ausgewiesen ist und auch mal für das Factory Outlet Center angedacht war, das heute in Soltau steht. „Wir sind gute Verlierer“, stellt Schlüter klar. „Wir arbeiten mit Soltau gut zusammen, wollen uns aber vor allem Richtung Norden orientieren. Die WLH ist dafür ein guter Partner.“ Bispingen habe eine lebendige Wirtschaft, die vom Mittelstand geprägt sei, „aber wir sind in Not, weil wir keine weiteren Flächen anbieten können“, so die Bürgermeisterin. Das ändert sich nun: In genau einem Jahr will die WLH die Planung abgeschlossen haben, dann beginnt die Erschließung, sodass Anfang 2016 der Verkauf losgehen kann. Sowohl Seyer als auch Schlüter betonen, dass Gemeinde- und Kreisgrenzen manchmal untergeordnet sind. „Die Unternehmen suchen bestimmte Lagen“, so Wilfried Seyer, und Sabine Schlüter berichtete von Kooperationen mit den Gemeinden Hanstedt und Amelinghausen.

Geplant ist am Horstfeld ein klassisches Mischgebiet – ohne inhaltliche Festlegung. Tourismusverträglich müsse es aber sein, also zum Beispiel nur emissionsarme Betriebe. „Es gab 2008 mal ein Logistikunternehmen, das das ganze Horstfeld belegen wollte. So etwas ist nicht gewollt“, betonte Seyer. „Ohnehin erfolgt keine Ansiedlung ohne Zustimmung der Gemeinde“, ergänzte Schlüter.

Konkrete Anfragen gibt es zwar noch nicht – eben, weil die Entwicklung jetzt erst beginnt, aber schon eine Reihe von Interessenten. Die WLH wird das Gebiet so einteilen, dass große und kleine Unternehmen gleichermaßen Platz finden. Auch die Landräte der beteiligten Kreise begrüßen das Projekt. „Das ist praktizierte Metropolregion“, betonte Rainer Rempe (Harburg), „eine gute Entscheidung“ nennt es sein Kollege Manfred Ostermann, Heidekreis.

Obwohl Bispingen fast genau zwischen Hamburg und Hannover liegt, ist die Gemeinde stark nach Norden orientiert. Davon abgesehen, ist die Struktur der Gemeinde ohnehin bemerkenswert: 6200 Einwohner zählt sie, die meisten davon in den beiden Ortschaften direkt neben der A7: Bispingen selbst und Behringen. „Wir haben 1,2 Millionen Gäste pro Jahr. Das entspricht also in Wirklichkeit 16.000 Einwohnern, für die die Infrastruktur vorhanden sein muss“, erläuterte Sabine Schlüter.