Die Unterläufe von Luhe und Ilmenau werden zu einem gemeinsamen Naturschutzgebiet

Winsen. Ab dem ersten Dezember hat der Landkreis Harburg ein weiteres Naturschutzgebiet mehr auf seiner Liste: Die Ilmenau-Luhe-Niederung. Sie ist Teil des Flora-Fauna-Habitats „Gewässersystem der Luhe und unteren Neetze“ und des Vogelschutzgebietes „Untere Seeve und Untere Luhe-Ilmenau Niederung“. Das neue Naturschutzgebiet umfasst die Unterläufe von Ilmenau und Luhe zwischen Winsen und der Elbe. Im Westen reicht es vom Stöckter Deich bis zum Ilmenau Sperrwerk in Hoopte. Im Norden schließt es das Hauer Feld ein, im Süden reicht es bis zum Tönnhauser Weg, der Deich zum Gewebegebiet Osterwiesen begrenzt das Areal im Südosten. Und weil die Wiesen am Ilau Schneegraben vor allem den Weißstörchen ideale Nahrungsbedingungen liefern, ist auch diese Fläche hier unter Naturschutz gestellt worden.

Das neue Naturschutzgebiet glänzt nicht unbedingt mit einer Vielzahl von seltenen Tierarten, die hier leben. Aber es bietet perfekte Voraussetzungen für viele Pflanzenarten, die vor allem durch Landwirtschaft und Entwässerung in ihrem Lebensraum bedroht sind. Sie bieten spezialisierten Tierarten selten gewordenen Lebensraum. Hier gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Biotopen: nährstoffreiche Nasswiesen, verschiedene Ausprägungen von Röhrichten, Flutrasen, Sumpfdotterblumen-Wiesen und Weiden-Auenwälder.

Das Gebiet liegt im Naturraum Harburger Elbmarschen. Die Marschlandschaft wird von Luhe und Ilmenau durchflossen und ist mit zahllosen Prielen und Gräben durchzogen. Das Ilmenau Sperrwerk in Hoopte sperrt das Gebiet zwar bei Hochwasser zur Elbe hin ab, sorgt aber andererseits dafür, dass sich das Flußwasser aufstaut und die angrenzenden Wiesen und Weiden überschwemmt. So entstanden über Jahrzehnte hier Röhrichte, Rieder, moorige Flächen, und Hochstaudenflure, auf denen beispielsweise Wasserdost, Blutweiderich oder auch der Sumpf-Ziest gedeihen. Diese Feuchtwiesen und der hohe Grundwasserstand prägen diese Landschaft zwischen Winsen und der Elbe. Damit diese Marschlandschaft mit seinem vom Tidenhub geprägten und vielfältig strukturierten Lebensraum erhalten bleibt, soll dieser besondere Lebensraum durch die neue Ausweisung gepflegt und entwickelt werden. Das Naturschutzgebiet schützt auch ein Biotop, das heute sehr selten geworden ist: hier liegt eine der wenigen erhaltenen Nebenflussmarschen der Elbe, außerdem existieren entlang der Luhe und Ilmenau die ebenfalls selten gewordenen Süßwasserwatten. Tideröhrichte und Schlamm-, Schlick- und Sandflächen bestimmen die Landschaft und bieten Kleinlebewesen wie Muscheln, Würmer und Schnecken beste Lebensbedingungen. Zur Freude der Watvögel, die hier regelmäßig Station machen, um zu fressen. Weiterhin gibt es hier aber auch Stillgewässer, die nicht von dem Auf und Ab der Tide beeinflusst sind. Da diese einzelnen Gewässer einen großen Wert für das ganze Ökosystem haben, sollen sie sich durch den Naturschutz weiter entwickeln und ausweiten.

Die offenen und halboffenen Flächen sind auch von besonderer Bedeutung für Vogelarten, die am Boden brüten. Die Anzahl der Tiere ist stark zurückgegangen, die Marschlandschaft bietet ihnen die Bedingungen, die sie brauchen, um ungestört den Nachwuchs aufziehen zu können. Neben den vielen Feuchtgebieten besteht am Hauer Feld noch ein weiteres Biotop. Hier sind schützenswerte trockene und nährstoffarme Sandmagerrasen entstanden. Pflanzen und Tiere, die hier leben, sind wahre Asketen und müssen als Hungerkünstler, Wassersparer und mit raffinierten Anpassungsstrategien den kargen Lebensbedingungen auf Sand trotzen. Für wärmeliebende Reptilien und Insekten, darunter viele seltene Heuschrecken-, Wildbienen- und Sandlaufkäferarten, sowie eine große Zahl konkurrenzschwacher Pflanzenarten bilden Sandtrockenrasen selten gewordene Überlebensräume.

Eine gute Nachricht für alle Naturfreunde, ist, dass Biber und Fischotter sich hier wieder angesiedelt haben. Sie nutzen die Region vorwiegend als Jagd- und Streifgebiet. Vor allem für die Otter ist die Luhe eine wichtige Verbindungsachse zwischen den Populationen an der Elbe und der Ilmenau. In Zukunft wird man die Tiere wahrscheinlich mit ein wenig Glück öfter bei einem Spaziergang am Fluss beobachten können.

Naturschutz heißt aber auch, sich als Mensch zurück zu nehmen. Deshalb wird ab dem ersten Dezember noch stärker darauf geachtet, dass die hier lebenden störungsempfindlichen Arten so wenig wie möglich beeinträchtigt werden. Hundebesitzer müssen dann das ganze Jahr ihre Vierbeiner angeleint lassen, nur Jagdhunde dürfen während der Ausübung ihrer Aufgaben ohne Leine laufen!