Infoabend zur Unterbringung neuer Asylbewerber in der Neu Wulmstorfer Heideresidenz

Neu Wulmstorf. 50 Asylbewerber leben zurzeit in der Gemeinde Neu Wulmstorf. Mitte Oktober beziehen weitere 50 Personen die „Heideresidenz“ an der Hauptstraße 12 im Kernort. Insgesamt will der Landkreis Harburg in dem ehemaligen Altenheim an der B73 104 Flüchtlinge unterbringen – und weicht damit von der eigens auferlegten maximalen Belegungsgröße von 60 Personen an einem Ort ab. Über das Vorhaben, die Hintergründe und die aktuellen Asylbewerberzahlen in der Region informierten Experten der Kreisverwaltung nun im Neu Wulmstorfer Rathaus mehr als 200 Bürger.

Die leer stehende „Heideresidenz“ an der B73 hatte die Gemeinde Neu Wulmstorf bereits vor einem Jahr als möglichen Standort an den Landkreis gemeldet. Doch die Verwaltung lehnte das Angebot ab. „Wir wollten nicht mehr als 60 Asylbewerber an einem Ort unterbringen. Das war uns bislang eine Nummer zu groß. Wir haben deshalb zunächst andere Möglichkeiten ausgeschöpft“, erklärte Kreissprecher Johannes Freudewald. Weil aber die Flüchtlings-Zahlen weiter ansteigen, habe die Verwaltung das bisherige Verfahren geändert. Ab sofort gehörten deshalb auch Großunterkünfte wie die in Neu Wulmstorf und Eddelsen mit zur Planung. „Damit wollen wir verhindern, dass wir wie in den 90er-Jahren Turnhallen und Schützenhäuser mit Asylbewerbern belegen müssen“, sagt Freudewald.

Mittlerweile kommen 35 bis 40 Asylbewerber pro Woche in den Landkreis Harburg. Die Verwaltung hat bislang 18 Unterkünften für insgesamt 520 Bewohner eingerichtet, 620 weitere Unterkunftsplätze sind konkret in Planung. Bis zum 31. Dezember 2015 müssen noch weitere 2300 Personen im Landkreis aufgenommen werden. Doch der verfügbare Wohnraum wird immer knapper. „Aktuell fehlen uns 1580 Plätze. Deshalb sind wir umso mehr auf eine enge Kooperation mit den Gemeinden und ihren Bürgern angewiesen“, betonte Björn Hoppenstedt, der beim Landkreis für die Flüchtlinge zuständig ist.

Rolf Martens kritisierte die Belegung der Heideresidenz. „Als direkter Anlieger finde ich es grausam, jetzt von Ihnen zu hören, dass das alles schon seit einem Jahr in der Planung ist. Mit uns hat darüber keiner gesprochen“, sagte der Neu Wulmstorfer. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass sich das Gebäude mit dem angrenzenden Park direkt an der Landesgrenze zu Hamburg befinde. „Vom Haus bis nach Hamburg sind es nur 55 Meter. Die Unterbringung ist also kein Kreis- oder Gemeindeproblem, sondern ein Landesproblem.“

Für Björn Hoppenstedt schließt sich damit trotz der Residenzpflicht, an die sich jeder Asylbewerber halten muss, die Belegung des ehemaligen Altenheims nicht aus. Immerhin bliebe dem Kreis nichts anderes übrig als alle Optionen auszuschöpfen. „Wir müssen das nehmen, was da ist. Wenn das dann an irgendwelchen Landesgrenzen liegt, dann ist das eben so. Es wird sich doch jetzt niemand ernsthaft darüber beschweren wollen, wenn die, die genug schlimme Dinge in der Vergangenheit erlebt haben, mal zehn Meter über die Landesgrenze in den Park gehen.“

Auf die Ankunft der Asylbewerber bereiten sich die Neu Wulmstorfer schon seit längerer Zeit intensiv vor. Im Juli gründeten Kirche, Vereine und das Team des Mehrgenerationenhauses das Netzwerk „Willkommen in Neu Wulmstorf“. Seit kurzem bieten die Organisatoren beispielsweise ein internationales Frühstücksbuffet und einen internationalen Treff an. Cornelia Meyer betonte: „Wir wünschen uns, dass noch mehr Leute Lust bekommen, bei uns mitzumachen. Wir sammeln immer noch Ideen und Aktive.“ Das nächste Planungstreffen ist für Mittwoch, 22. Oktober, 20 Uhr, angesetzt.