Für eine Belebung der Harburger Innenstadt fordern Geschäftsleute mehr Engagement von Politik und Verwaltung

Harburg. Im Einzelhandel tobt der Kampf um den Kunden. Internet-Versandgeschäfte machen kleinen Läden, Kaufhäusern und Einkaufszentren zunehmend zu schaffen. Andererseits entwickelt sich der Wettbewerb auch im stationären Einzelhandel mit wenig Rücksichtnahme auf Schwächere weiter. In Harburg blicken die Geschäftsleute der Fußgängerzone Lüneburger Straße, kurz „Lü“, nach wie vor mit finsterer Miene in Richtung Phoenix Center, das vom Betreiber ECE aus Anlass des zehnjährigen Center-Bestehens um weitere Verkaufsflächen ausgebaut werden soll. Die behördliche Baugenehmigung ist mit einer Zahlung von 1,225 Millionen Euro an die Stadt Hamburg verbunden. Das Geld ist für Planung und bauliche Verbesserungen zwischen dem Center und den Fußgängerpassagen zur Innenstadt vorgesehen.

Trotz dieser geplanten Verbesserungen sieht Wolfhart Berg, Sprecher der Eigentümer- und Entwicklungsgemeinschaft BID Lü, die Centererweiterung äußerst kritisch und spricht von einem „Sargnagel für die Harburger Innenstadt“. Bei der Einweihung des für knapp 85.000 Euro neu gestalteten Harburger Stadtplatzes Lüneburger Tor sagte er kürzlich: „Wir Grundeigentümer engagieren uns mit dem BID in großem Maße für die Lü. Wir investieren viel Geld und Zeit, obwohl wir alle in den vergangenen zehn Jahren über 50 Prozent des Immobilienwertes wie auch bei den Mieteinnahmen einbüßen mussten. Die Lü wird nicht überleben können ohne nachhaltige Hilfe des Bezirksamts.“ Berg forderte vom Bezirksamt unter anderem das Aufstellen größerer und modernener Papierkörbe in der Innenstadt, wie sie in anderen Hamburger Stadtteilen bereits üblich sind. Er hält für den Aufenthalt in der Innenstadt auch ein gut ausgebautes Funknetz für kostenlose Internet-Nutzung für notwendig. Zur Belebung der Innenstadt erwartet er künftig schnellere Genehmigungen für kleinere Stadtteilfeste am Lüneburger Tor.

Auch Apotheker Mohamed Joune von der neu eingerichteten Vivo-Apotheke im Eckhaus Lüneburger Straße 18/Amalienstraße übt Kritik wegen des Zustands der Fußgängerzone. „Hier gibt es großen Nachholbedarf für Verbesserungen“, sagt er. Insbesondere der Zustand des roten Backsteinpflasters ist ihm ein Dorn im Auge. „Bei Regen stehen hier zum Teil große Pfützen, das Pflaster ist stellenweise abgesackt, einige Steine sind gebrochen und es besteht Stolpergefahr“, sagt er, „eine echte Katastrophe.“ Joune hält es für notwendig, das von den Grundeigentümern im BID eingenommene Geld zielgerichtet für Verbesserungen und weniger für Verwaltung auszugeben. Er schlägt eine Pflasterung der Fußgängerzone mit hellem Basalt vor und rechnet mit einer Investitionssumme von rund einer Million Euro.

Ebenso ist Joune überzeugt, dass die vielen Halteverbotszonen an den Zufahrten der Lüneburger Straße auf Kurzzeitbesucher der Harburger Innenstadt, die nur für eine kleine Besorgung vorbei kommen wollen, abschreckend wirken. „Für die Belebung der Innenstadt muss auch in diesem Bereich mit Kurzzeitparkplätzen eine Willkommensatmosphäre geschaffen werden. Aber hier haben Falschparker schon nach einer Minute ein Knöllchen an der Windschutzscheibe. So etwas schreckt von kurzen Besuchen der Harburger Innenstadt ab und ist nicht dienlich für die Belebung des Zentrums.“

Bezirksamtsleiter Thomas Völsch lobt das Engagement der Harburger Grundeigentümer im BID Lü. Er begrüßt auch jede Form von Ideen für Verbesserungen. Völsch: „Bei größeren Investitionen wie einer neuen Pflasterung der Fußgängerzone bedarf es aber gründlicher Abstimmungen der Wünsche aller Grundeigentümer. Und natürlich muss die Finanzierung geklärt werden. Kurzfristige Entscheidungen sind dabei eher nicht zu erwarten.“ SPD-Fraktionschef Jürgen Heimath erinnert, dass die derzeitige Pflasterung ein Wunsch der Anlieger war.