Eine Glosse von Michael Schick

Wetter geht immer und HSV sowieso. Beides sind ideale Gesprächsöffner, wie der Selbstversuch zeigt. „Noch richtig schön sommerlich heute“, sage ich mitten hinein in die Stille am runden Stehtisch vor dem Imbisswagen. Drei Menschen und ich stehen drum herum, starren auf ihre Erbsensuppe, schauen in die Gegend oder schieben sich Pommes rot-weiß und Currywurst in den Mund. „Wohl die letzten warmen Tage“, sagt der Erbsensuppen-Fan. „Müsste dringend mal regnen, für den Garten.“ Der Appell der Mittvierzigerin ist kaum zu verstehen, die Wurstscheiben behindern die saubere Artikulation. Aber das Gespräch fließt, irgendwann werden wir sogar politisch, landen bei der Bundeswehr und ihren untauglichen Waffen.

Nächster Versuch, gleicher Platz: „Der HSV kommt ja endlich auf die Beine“, lautet mein Angebot, ins Gespräch einzusteigen. „Ach hör doch auf. Das war doch ein Zufallssieg gegen Dortmund. Für mich gehört der HSV in die zweite Liga“, schallt es mir von einem Anzugträger entgegen. Ein knappes „Jo“ wirft ein junger Mann in die Runde, der sich sofort als Bremen-Fan outet und auf die Häme über den letzten Tabellenplatz der Grün-Weißen wartet, die bei der ewigen Fehde zwischen Bremen und Hamburg nun folgen müsste. Glück gehabt, ein Optimist ergreift das Wort: „Beiersdorfer und Zinnbauer machen das schon, man muss ihnen nur Zeit geben.“

Der dritte und vierte Versuch scheitern kläglich. Salafisten und die Mörderbande des Islamischen Staates eignen sich als Einstieg in ein lockeres Mittagsschwätzchen genauso wenig wie die AfD oder die Rücktritte schleswig-holsteinischer Spitzenpolitiker. Meine Eröffnungszüge bleiben ohne Reaktion. Also nächstes Mal wieder HSV oder Wetter oder einfach schweigen, das ist ja sowieso Gold.