Politische Vertreter der Nordheide-Stadt wollen sich gegen die Aufwertung Neu Wulmstorfs wehren

Buchholz. „Neu Wulmstorf nimmt unseren Händlern die Kunden weg“: Dieses Szenario droht aus Buchholzer Sicht, wenn der Landkreis Harburg in der Neufassung des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) 2025 die Gemeinde Neu Wulmstorf vom Grundzentrum zum „Grundzentrum mit Teilfunktion eines Mittelzentrums im Bereich Handel“ heraufstuft. Die Stadt widerspricht daher in ihrer Stellungnahme mit Vehemenz diesen Plänen.

Die Klassifizierung in Grund-, Mittel- und Oberzentren in der Raumplanung bestimmt, welche Sortimente in den Kommunen vertrieben werden dürfen und wie groß die Einzugsbereiche der Kunden sind. So werden in Grundzentren Waren des täglichen Bedarfs, also in erster Linie Lebensmittel, vertrieben, in Mittelzentren auch Waren des „aperiodischen Bedarfs“ – Dinge, die man nur selten oder unregelmäßig kauft. Für Buchholz als Mittelzentrum sind dies beispielsweise der Elektronikfachhandel oder Textilkaufhäuser. Würde Neu Wulmstorf in diesem Bereich Buchholz gleichgestellt, dürften auch dort Handelsketten wie Media Markt oder H&M sich niederlassen.

Untermauern lässt die Buchholzer Verwaltung dies von einem GfK-Gutachten. Darin wird festgestellt, dass die Kriterien für den sogenannten Verflechtungsbereich nicht den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechen. Der Verflechtungsbereich gibt das Gebiet an, aus dem Kunden nach Buchholz fahren. Allerdings wird hierin nur die Erreichbarkeit mit dem Auto zugrunde gelegt.

Kompliziert wird die Angelegenheit dadurch, dass Buchholz zugleich eine Stellungnahme zum Landesraumordnungsprogramm (LROP) abgeben muss. Das LROP fordert unter anderem die Einhaltung des sogenannten Kongruenzgebots. Demnach dürfen in einem Mittelzentrum nur bis zu 30 Prozent der Umsätze von außerhalb des Verflechtungsbereichs stammen. So wird Buchholz im Schnitt ein Wert von 46 Prozent bescheinigt. Die GfK hat aber den tatsächlichen Einzugsbereich herausgearbeitet. Dieser reicht weit über die Grenzen des Landkreises Harburg hinaus. Die GfK ermittelte rund 30.000 Kunden mehr als das LROP.

Damit nicht genug: Wie die Stadt in ihrer Stellungnahme weiter ausführt, sieht das LROP gar nicht vor, dass ein Landkreis im Zuge seines RROP ein Grundzentrum in Teilen hochstufen darf. Der Landkreis Harburg bestätigt, dass die Überarbeitung des LROP diese Möglichkeit – anders als in der Version von 2008 – nicht vorsieht. „Unabhängig davon muss sowieso mit davon betroffenen Mittelzentren Einvernehmen bestehen“, erklärte Kreis-Sprecher Johannes Freudewald. Auch für die Mitglieder des Stadtplanungsausschusses, die über die Stellungnahmen der Stadt abzustimmen hatten, ein zu komplexes Thema. Sie kritisierten, dass die Zeit, sich mit der Materie zu beschäftigen, zu kurz gewesen sei. Gudrun Eschment-Reichert (SPD) fragte daher, ob eine Fristverlängerung möglich sei, worauf Peter Kaufhold vom Fachbereich Stadtentwicklung entgegnete, die Fristverlängerung sei vom Landkreis abgelehnt worden. Arno Reglitzky kündigte an, nochmals auf die Kreistagsmitglieder einzuwirken, die Kritik an die Aufwertung Neu Wulmstorfs anzunehmen: „Sie sollten wissen, dass sie sonst gegen Buchholz stimmen.“ Peter Noetzel (CDU) meinte gar, die Ablehnung des Mittelzentrums Neu Wulmstorf dürfte ruhig deutlicher formuliert sein. Dagegen resignierten die Vertreter von UWG und Buchholzer Liste: „Viel zu komplex, viel zu konfus…“. Abschließend beraten werden die Stellungnahmen am 16. Oktober im Verwaltungsausschuss.