Die Stadtteilschule Ehestorfer Weg will mit dem „Teamplayer-Tag“ das soziale Miteinander der Schüler stärken

Eißendorf. Zehn Schritte gehen, lautete die Aufgabe an Station 6 in der Pausenhalle. Leichter gesagt, als getan, für die 13-jährige Fatbardha aus Team 8. Denn zurückzulegen waren sie auf einem riesigen „A“. Doch Dank der Unterstützung ihres Teams ist es der Siebtklässlerin letztlich gelungen, die volle Punktzahl fürs Team zu holen.

Als sich die 48 Mannschaften morgens um 9 Uhr auf dem Hof der Stadtteilschule Ehestorfer Weg formierten, kannten die wenigsten einander persönlich. Kein Wunder, waren die einzelnen, jahrgangsübergreifenden Gruppen beim sogenannten „Teamplayer-Tag“ doch bunt gemischt – und das durchaus in doppeltem Wortsinn. Bestes Beispiel war eben jenes Team 18 rund um Fatbardha. Sie selbst stammt aus Mazedonien, Sebastian aus den Niederlanden, Katharina aus der Dominikanischen Republik, Danila aus Litauen.

„Obwohl wir normalerweise in sechs verschiedenen Klassen sind, haben wir uns sofort verstanden“, sagt Mika Erik aus der 8E. Nach der Hälfte des Parcours aus insgesamt 30 Stationen fehlten dem Sextett nur sechs Zähler zur Maximalpunktzahl. „Weil sich eben jeder mit seinen Stärken und Talenten eingebracht hat“, so Katharina, mit 15 Jahren die Älteste im Bunde.

Das war auch nötig, haben die verschiedenen Aufgaben alle Mannschaften doch auf sehr verschiedene Weise gefordert. War beim „Quizduell“ im Pavillon vor allem Allgemeinwissen gefragt, so forderten Spiele wie „Flussüberquerung“ eher Improvisationsvermögen und Beweglichkeit, das „Kooperationsbauspiel“ und das „Strippenziehen“ hingegen Geschicklichkeit in Kombination mit fein abgestimmter Teamarbeit.

Um letzteres ging es dem Kollegium der Stadtteilschule vor allem, als der „Teamplayer-Tag“ 2011 aus der Taufe gehoben wurde. Mit großem Erfolg: Nur ein Jahr später übernahmen die Schüler selbst die Regie, kreierten neue Spiele und organisierten den Tag als Event. Das immer wieder neugierig macht, einander aber auch spaßbetont und spielerisch näher bringt.

Wenn Schüler aus 33 Nationen unter einem Dach lernen, sind gewisse Spannungen nicht gänzlich auszuschließen. Zu unterschiedlich sind Sitten und Gebräuche, Sozialisierung und Temperamente. So kam es in der Vergangenheit immer wieder mal zu „Stress und Ärger auf dem Schulhof“. Auch wenn ernsthafte körperliche, als auch verbale Attacken kaum eine Rolle gespielt hätten, wie Lehrer Hendrik Hauschild versichert.

Dennoch firmierte die Initiative anfangs noch als „Antigewalttag“, um deren präventiven Charakter zu unterstreichen. Schnell einigte man sich darauf, dass die Betonung eher auf dem positiver besetzten Teamgedanken liegen sollte. „Inzwischen ist es Konsens an der Schule, unsere Vielfalt als Chance zu sehen“, so Hauschild. Das Schulklima habe sich in den vergangenen Jahren nachweislich deutlich verbessert, wozu die Teamplayer-Tage fraglos einen großen Beitrag geleistet hätten.

Dazu mag auch beigetragen haben, dass die Schule seit vielen Jahren ein Profil „Soziales Engagement“ anbietet. Betzy Schiller hat sich ganz bewusst dafür entschieden. „Das hat mich schon immer interessiert. Heutzutage ist es doch wichtiger denn je, selbstlos etwas für andere zu tun“, sagte die 16-Jährige dem Abendblatt.

Mit einer Mitschülerin kreierte und betreute Betzy die Station „Team-Limbo“. Dabei galt es, zu karibischen Rhythmen gemeinsam ein rot-weißes Flatterband zu untertanzen. Wie sich überhaupt die Schüler der Profilklassen im Vorfeld viele Gedanken gemacht haben, welche Spiele fürs Teambuilding am wirkungsvollsten sind.

Erstmals wurden zum „Teamplayer-Tag“ auch fünf Schüler der Schule Nymphenweg eingeladen, die von Kindern und Jugendlichen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung besucht wird. „Damit haben wir ein bislang einzigartiges Projekt zur Inklusion in der Sekundarstufe realisiert, beide Kollegien wollen künftig noch enger kooperieren“, sagt Hendrik Hauschild.

Dem 14-jährigen Sascha hat die Gastrolle im Team 18 der Stadtteilschule auf jeden Fall Riesenspaß gemacht. „Das war echt cool“, befand Sascha, der sich im Kreise seiner Mannschaftskameraden sichtbar gut aufgehoben und akzeptiert fühlte. Offenbar wird das Schulmotto „Fördern, Fordern, Wohlfühlen“ am Ehestorfer Weg tatsächlich gelebt.