Die Harburger Künstlerin Brigitte Nolden präsentiert im Archäologischen Museum 40 Titel aus verschiedenen Schaffensphasen

Harburg. Obwohl Brigitte Nolden auch eine Zeitlang in Rom und auf Sizilien lebte, nach Harburg hat es die Malerin immer wieder zurückgezogen. Hier ist die gebürtige Cellerin aufgewachsen, hier ist sie zur Schule gegangen, hier hat sie ihre Jugend verbracht. Und nirgends hat sie so oft ausgestellt, wie im Archäologischen Museum.

Bereits zum vierten Mal präsentiert sie dort jetzt ihre Werke. In der Reihe „Künstler zu Gast im Archäologischen Museum“ zeigt sie insgesamt 40 Titel. Die stehen oftmals in einem unmittelbaren Bezug zu den Exponaten der archäologischen Dauerausstellung. Weil sich die Kopplung mythischer Figuren und moderner Technik, versetzt zumeist in norddeutsche Elb-Landschaften, wie ein roter Faden durch ihr gesamtes Oeuvre zieht. Was wiederum eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten zu archäologischen Themen ermöglicht.

„Schon als Kind war ich oft im Archäologischen Museum, weil unser Mittelschullehrer Hinrich Prigge die Sammlung gern in seinen Unterricht einbezog“, sagt Brigitte Nolden. So habe sie begeistert Faustkeile und Speerspitzen, Beile und Schwerter, Töpfe und Urnen gemalt: „Das beflügelte mein Interesse an Fundstücken aus der Erde, aus Mooren und dem Wasser.“

Seinerzeit wohnte sie mit ihren Eltern an der Landscheide unterhalb der Harburger Raffinerien. Ein Areal, das ihr unheimlich und geheimnisvoll zugleich erschien, sie aber gerade deshalb fast magisch anzog. „Es knackte, rauschte und zischte unentwegt. Außerdem standen diese gewaltigen Industrieanlagen in einem bizarren Kontrast zur moorigen Landschaft mit ihren Entwässerungsgräben und Wiesen“, erinnert sich Brigitte Nolden.

Ebenso oft war sie im Harburger Binnenhafen, der damals noch eine riesige Industriebrache mit vielen Hausbooten gewesen sei. Und sie ebenfalls zu vielen Werken inspirierte. Der Kieler Kunsthistoriker Peter Thurmann nannte sie einmal „Bilder magischer Landschaften“. Die sich der Mensch angeeignet und im Zuge der Industrialisierung neu geprägt hat.

So finden sich in der ebenerdigen Abteilung des Archäologischen Museums „Naturlandschaft Elbe“ großformatige Werke Noldens, die eben diesen Prozess auf beeindruckende Weise reflektieren. Wie zum Beispiel das Gemälde „Herkulesaufgabe“. Darin zeigt sie das Bemühen, den 40 Meter hohen Müllberg in Wilhelmsburg, auf dem nach den Trümmern des Zweiten Weltkrieges auch Industrieabfälle gelandet waren, Ende der 80er-Jahre in einen regenerativen Energieberg zu verwandeln. Der eben keine Gifte wie Dioxin mehr absondert, sondern Tausende Haushalte mittels riesiger Windräder und Sonnenkollektoren mit Strom versorgt. Den Menschen aber auch ein Ziel für erholsame Spaziergänge bietet. Als Höhepunkt mit Aus- und Weitsicht für neue Einsichten und Perspektiven.

In der aktuellen Werkschau findet sich aber auch das Bild einer rituellen Schlachtung, während der „Schöne Ritter“ und der „Bogenschütze“ in direktem Bezug zu ausgegrabenen Waffen und Pfeilspitzen in den Schaukästen stehen. „Einige Stücke der Sammlung inspirierten mich auch direkt, wie das Tier auf der Scheibenfibel aus Tangendorf, eine zurückblickende Hirschkuh, die mich an Chimaira erinnert hat, Tochter der Echidna und des Typhon, ein Mischwesen aus Löwe, Ziege und Schlange“, erklärt Brigitte Nolden.

Wie Tiere überhaupt immer wieder Thema in ihren Bildern sind. So finden sich in der Ausstellung neben mythischen Pferden auch der Höllenhund „Kerberos“, Stymphalische Vögel und ein „Hirsch der Vorzeit“. „Die großen Themen der Archäologischen Sammlung wie Leben und Tod, die Veränderung der Umwelt, Gewalt und Überlebenskampf haben mich auch als Künstlerin ein Leben lang umgetrieben“, sagt Brigitte Nolden. Dass viele ihrer Gemälde jetzt in Harburg in einen Dialog mit archäologischen Fundstücken treten könnten, empfinde sei als überaus reizvoll. Und sei wie eine Heimkehr an jenen Ort, an dem ihr künstlerischer Werdegang einst begann.

Brigitte Nolden, Ausstellung im Archäologischen Museum bis 9. November, Harburger Rathausplatz 5. Eintritt: Erwachsene 6 Euro, ermäßigt 4 Euro