Zwölf Frauen zeigen in einem Laden auf Zeit, dass man in Harburg nicht nur Massenware, sondern auch handgemachte Unikate bekommt

Harburg. Leer stehende Geschäfte mitten in der Harburger Innenstadt – das muss nicht sein. Zumindest ein Laden an der Bremer Straße 3 entkommt jetzt dem Dornröschenschlaf. Nur auf Zeit, aber immerhin. Morgen eröffnet für knapp drei Monate im dortigen ehemaligen Backshop ein Pop-up-Store. Bis zum 30. Dezember verkaufen zwölf Frauen, Künstlerinnen, Designerinnen und andere Fachfrauen für Handgemachtes aus Harburg und Umgebung dort Schönes, Praktisches und Einmaliges.

„Neunzig Tage!“ nennen die Kreativen sinnigerweise ihren Laden, eben weil er drei Monate lang öffnen wird. Pop-up-Stores sind Läden, die häufig sogar unangekündigt plötzlich auftauchen (“aufpoppen“) und nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Eine tolle Chance für Kunsthandwerkerinnen, ihre Werke mal nicht auf einem zugigen Markt, sondern in einem richtigen Laden zu präsentieren.

Noch wird in dem großen hellen Geschäft gewerkelt, Möbel werden gestellt und die Ware drapiert. Im hinteren Teil steht Christine Horstmann im Schutzanzug und weißt eine große Europalette. Später wird die Grafikdesignerin, die in Wilhelmsburg ein Atelier hat, ihre bunt bedruckten Taschen und Gürtel daran hängen. Weiter vorn leuchten an Kleiderständern bunte Jacken aus Fleece, Kleider, Röcke und Oberteile für Kinder. Annette Wiese und ihre Kollegin Michaela Skoeries zeigen an ihren Ständen Kleidung für Kleine, die es in keinem Kaufhaus gibt. Michaela Skoeries hat als Modedesignerin früher vor allem Gesellschafts- und Businessanzüge für Herren geschneidert. Dann kam ihre Tochter und sie konzentrierte sich auf Kleidung für Kinder. So wie alle Frauen, die im Pop-up-Laden ihre Produkte verkaufen, ist auch bei ihr alles handgemacht. Ganz filigran sind die Arbeiten, die Ingrid Goosen aus Wilhelmsburg anbietet. Sie setzt kleine Eulen mit großen Augen in Walnüsse ein, dekoriert Anhängekärtchen mit kleinen getöpferten Accessoires und faltet zauberhafte Engel, deren Papier von alten Notenblättern des Leipziger Gewandhausorchesters stammt. Ein Tisch weiter ist Kuschelalarm. Monika Oelrichs häkelt nicht nur Topflappen in Regenbogenfarben, strickt winzig kleine Babysocken und filzt warme Hauspuschen. Sie gestaltet auch kunterbunte und ganz weiche Teddybären mit Knopfaugen. Wer nicht weiß, was er dem Liebsten zu Weihnachten schenken soll, sollte die Arbeiten von Hilke Jonas unter die Lupe nehmen. Sie schneidet Kisten und Kästchen aus Kartonagen zu und gestaltet jede anders mit schönem Papier aus Italien und Japan. Stiftboxen, Schreibtischorganisatoren, Zettelbehälter können auch Männer gut gebrauchen, Kosmetikboxen, Schmuckschatullen oder auch Stricknadelkästchen sind wohl eher was, um den Damen eine Freude zu Weihnachten zu machen. „Ich finde es spannend, bei diesem Projekt mitzumachen“, sagt die Eissendorferin. Sie sieht in dem Pop-up-Projekt eine Chance, wieder Vielfalt in die Innenstadt zu bringen: „Als ich hier vor 30 Jahren hergezogen bin, war die Lüneburger Straße noch eine Straße. durch die man schön schlendern konnte. Das glaubt heute ja gar keiner mehr. Ich finde toll, dass die Harburger hier mal wieder was Anderes zu sehen bekommen.“

Und die Palette in dem Kurzzeitladen ist noch viel bunter. Weiterhin zu sehen und zu kaufen sind afrikanische Kunst von Dorothee Adam, Möbeltischlerei von Birte Gutzki-Heitmann und Deko und Lunchboxen, die Tanja Freitag gestaltet. Kirsten Schulenburg hat Seidenschals in allen Farben des Regenbogens im Angebot, Susanne Körösi hat sehr witzige und herzerfrischende Unikate dabei und Uschi Tisson ihre inzwischen schon fast berühmten Harburger Hafenkisten und ihren neuen Harburg-Becher im Gepäck.

Initiatorinnen des kreativen Frauenladens auf Zeit sind Melanie-Gitte Lansmann, Geschäftsführerin des Citymanagements Harburg, und Dagmar Overbeck, Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus in der Bezirksversammlung. Gemeinsam mit dem Business Improvement District Lüneburger Straße machten sie sich auf die Suche nach Eigentümern, die offen für die Idee vom Laden auf Zeit waren. Eigentümer Karsten Schachne war sofort dabei, er hatte im Sommer die Räume bereits für einen Schallplatten-Pop-up-Store zu Verfügung gestellt.

Neunzig Tage!, Bremer Straße 3, ist bis zum 30. Dezember mittwochs bis sonnabends von 10 bis 18 Uhr geöffnet.