Eine Glosse von Fabian Schindler

Kennen Sie das? Die Sehnsucht nach der Kindheit? Bei mir wurde sie neulich wieder geweckt. Eine Pixi-Buch-Ausstellung brachte mich dazu, meinen alten Bücherfundus aus Kinder- und Jugendtagen doch einmal zu durchforsten. Auch ich hatte diese kleinen Pixi-Bücher, und irgendwo sollte doch noch eins sein. Bei der Suche in alten Kartons stieß ich jedoch auf ein paar alte Fotoalben mit berühmt-berüchtigten Klassenfotos aus vergangenen Zeiten.

Es sind Zeugnisse jener schlimmen 80er- und 90er-Jahre, als das erste Gespür für Mode erwachte – beziehungsweise das, was man als Kind und Teenager dafür hielt. Die Zeit war, retrospektiv betrachtet, grausam. Poppermatten, Blousonjacken, Karottenschnitt-Jeans mit wilden Karo-Farbmustern, Haarlackorgien, neonfarbene Schnürsenkel, Tennissocken in Slippern, Flanellhemden, Netzhemden, Pullis in marmorwashed Jeans gestopft.

Mein Modegeschmack hat sich mittlerweile deutlich verbessert, die Lernfähigkeit von Modebranche und Gesellschaft aber weniger. Denn dieselbe Gruselmode wird seit einiger Zeit wieder aufgetischt und um ahnungslose Teenagerkörper gewickelt. Bin ich nun traurig? Nein, eher ein wenig schadenfroh. Denn die Teenager von heute werden eines Tages auch Klassenfotos sehen, die sie bestimmt bereuen werden. Und dadurch ist meine Generation dann nicht die einzige, deren Jugenderinnerungen von schrecklicher Mode ruiniert wurden.