Vereine sollen an den Personalkosten für den Betrieb der Nordheidehalle beteiligt werden – nur die FDP lehnt dies ab

Buchholz. Zur Betriebsführung der Nordheidehalle in Buchholz soll ein hauptamtlicher Betriebsleiter eingestellt werden. Das hat der Buchholzer Stadtrat am Dienstagabend beschlossen. Zugleich stimmten die Ratsmitglieder mehrheitlich dafür, die Vereine an den damit verbundenen Personalkosten zu beteiligen. Wie berichtet, sehen die Buchholzer Vereine, die die Halle vornehmlich nutzen, dies mit Sorge: Sie wollen nicht gezwungen sein, die Kosten an Zuschauer oder Mitglieder weiterzugeben. Doch allein die FDP stellte sich auf die Seite der Vereine.

Bisher hat sich die Arbeitsgemeinschaft der Sportvereine in Buchholz, kurz Arge Sport, um die Betriebsleitung gekümmert, in Person des langjährigen Arge-Vorsitzenden Kai von Thienen. Weil sich seine Aufgaben auf bis zu 100 Stunden ehrenamtliche Arbeit im Monat summierten, sah es die Arge Sport als erforderlich an, einen hauptamtlichen Betriebsleiter zu beschäftigen, und kündigte die bisherige Vereinbarung per 31. August. Die Arge Sport plant, für die künftige Betriebsführung eine UG, also eine haftungsbeschränkte Gesellschaft, zu gründen, die einen Betriebsleiter anstellt. Dadurch entstünden Personalkosten in Höhe von 38.000 Euro jährlich. Bereits bei der Beratung in den Fachausschüssen wurde deutlich, dass die meisten Fraktionen es als angemessen ansahen, die Vereine an den Kosten zu beteiligen.

Wilhelm Pape, sowohl im Vorstand der FDP als auch im TSV Buchholz 08 – aber kein Ratsmitglied –, wandte sich in der Einwohnerfragestunde an den Sportdezernenten Jan-Hendrik Röhse: „Wollen Sie wegen geringfügiger Beträge den Frieden stören?“ Röhse beschwichtigte, es sei nicht zwingend erforderlich, dass die 38.000 Euro komplett von den Vereinen übernommen werden. „Das Miteinander ist nicht gestört. Ich bin überzeugt, dass wir zu einem guten Ergebnis kommen.“ FDP-Fraktionschef Arno Reglitzky, auch Vorsitzender von Blau-Weiss Buchholz, eröffnete die Debatte. Er hielt eine minutenlange Dankesrede für Sportler, Ehrenamtlichen, Sponsoren, Arge und selbst den Rat für sein bisheriges Sport-Engagement. Dem Dank schlossen sich die nächsten Redner an, doch SPD, CDU und Grüne sahen die Kostenbeteiligung der Vereine als notwendig an.

„Es soll versucht werden, die Lasten auf mehrere Schultern zu verteilen. Es geht nicht darum, die Vereine zu knebeln“, so Christoph Selke von der SPD. Er verwies darauf, dass die Stadt für die Sportanlagen Hunderttausende Euro an Unterhaltung, Betriebskosten, Zinsen und Tilgung zahle und 500.000 Euro für einen weiteren Kunstrasenplatz ausgeben will. Er bedauerte, dass die Arge nicht von sich aus einen Finanzierungsvorschlag gemacht habe. Gabriele Wenker (Grüne) meinte, das Verfahren sei unglücklich gelaufen. Die Arge hätte weite Teile der neuen Vereinbarung mit der Verwaltung abgestimmt, bevor die Politik informiert worden sei. Auch hätten Gespräche mit der Gemeinde Rosengarten – deren Bundesliga-Handballerinnen die Halle nutzen und seit kurzem unter der Regie von Blau-Weiss spielen – schon längst geführt werden können. Die Verwaltung hätte Einsparvorschläge machen können. „Fürs nächste Mal, Herr Röhse, bitte erst Fakten, dann Verträge!“

Arne Ludwig (Piraten) kritisierte, dass mit Sportförderung vor allem Vereinsförderung gemeint ist. „Im Haushalt werden 10.000 Euro für Spielplätze gestrichen, aber für 500.000 ein neuer Kunstrasen angelegt – da fällt mir nichts mehr zu ein.“ Die Gesellschaftsform UG mit der Arge als Gesellschafter sei bezeichnend: „Zweck ist, den Vereinsmitgliedern die Ausübung ihres Sports zu ermöglichen. Das ist kein öffentlicher Auftrag.“ Zumal die Arge 17 Vereine repräsentiere, aber nur vier die Nordheidehalle nutzten und auch die zugesicherten zwölf städtischen Veranstaltungen nicht stattfänden. Er forderte zudem, ein Preis- und Leistungsverzeichnis zu veröffentlichen.

Für Ralf Becker (CDU) ging es ums Grundsätzliche: „Es handelt sich nicht um eine Einmalzahlung, sondern um eine dauerhafte. Wir werden diese Diskussion in Zukunft noch häufiger haben, in allen Vereinen, wenn wegen des demografischen Wandels weniger ehrenamtliche Kräfte zur Verfügung stehen. Man kann nicht immer nach dem Staat rufen. Wir brauchen Eigenverantwortung und Beteiligung. Die Last muss auf beiden Schultern verteilt werden.“

Zum Schluss noch einmal die FDP: Jürgen Kempf erinnerte daran, dass die Stadt durch die Arge, die seit 37 Jahren besteht, Hunderttausende Euro eingespart habe. „Hier entwickelt sich eine Allianz der Unvernunft. Wir wollen keine Nutzungsentgelte!“ Was von Gabriele Wenker mit „Lieber Staatsknete?“ kommentiert wurde. Auch Röhse staunte: „Ich dachte immer, die FDP sei gegen staatliche Subventionen.“ Umstimmen konnten die Liberalen daher niemanden: Mit ihren drei Nein-Stimmen blieben sie allein. Nun haben Verwaltung und Vereine Zeit, bis zum 30. April 2015 eine Lösung zur Finanzierung der Mehrkosten, in der Abstimmungsvorlage „Management-Solidaritätsabgabe“ genannt, zu finden. Versöhnlicher ging es danach zu: Für Bürgermeister Wilfried Geiger war es die letzte Ratssitzung im Amt, die zudem auf seinen Geburtstag fiel. Mit einem Umtrunk verabschiedete er sich vom Rat.