Stadtrat berät über hauptamtliche Betriebsleitung für Nordheidehalle – Sportvorstände fürchten Kostenbeteiligung

Buchholz. Der großflächige Schriftzug „Sportstadt Buchholz“ begrüßt die Autofahrer am Ortseingang, und die 2008 eröffnete Nordheidehalle ist das Aushängeschild der Stadt. Ein Publikumsmagnet. Bundesligaspiele, Länderspiele und Deutsche Meisterschaften in verschiedenen Sportarten, von Handball über Basketball bis Turniertanz, finden hier statt. Der Erfolg droht jedoch jetzt den örtlichen Vereinen auf die Füße zu fallen. Weil die Arbeitsgemeinschaft der Buchholzer Sportvereine (ARGE Sport) die Betriebsführung der Halle auf ehrenamtlicher Basis nicht mehr übernehmen möchte, soll jetzt ein hauptamtlicher Betriebsleiter eingestellt werden. Im Stadtrat haben die Mitglieder nun darüber abzustimmen, ob die Vereine an den dadurch entstehenden Zusatzkosten von rund 38.000 Euro jährlich beteiligt werden sollen (Sitzung heute, 19 Uhr, Rathauskantine).

Die ARGE Sport ist unter anderem zuständig für die Vergabe von Hallenzeiten an die Vereine und Schulen, sie koordiniert die Kommunikation zwischen Vereinen, Verwaltung und Politik und sie hat in der Nordheidehalle bisher für reibungslose Betriebsabläufe gesorgt: Der ehrenamtliche Betriebsleiter beschafft Material vom Toilettenpapier bis zum technischen Ersatzteil, er gibt aber auch Dienstleitungen wie Reinigung, Wartung und Versorgung in Auftrag. Außerdem ist er für die Rechnungsprüfung und die Jahresrechnung zuständig. Unterstützt wird er durch mehrere Minijobber und Hausmeister in Teilzeit. „Die Erfahrungen der ersten fünf Jahre des Betriebes zeigen, dass sowohl aus betrieblichen als auch aus sportlichen Gesichtspunkten, aber auch vom Umfang der Verantwortung die Aufgabe des Betriebsleiters für eine ehrenamtliche Funktion zu umfangreich, zu zeitaufwendig und zu risikobehaftet ist“, schreibt die ARGE in ihrem Konzept und nennt einen Aufwand von 80 bis 100 Stunden pro Monat.

Die ARGE hat daher die Vereinbarung mit der Stadt Buchholz per 31. August gekündigt und schlägt die Gründung einer Sporthallen-Betriebsführungs UG (haftungsbeschränkt) vor. Der ARGE-Vorstand wird Gesellschafter und stellt einen hauptamtlichen Betriebsleiter ein. Für diesen sind 38.600 Euro Kosten (Gehalt plus Sozialversicherung) veranschlagt.

Nach der jüngsten Sitzung des Fachausschusses und des Verwaltungsausschusses zeichnet sich ab, dass die Vereine an diesen Kosten beteiligt werden sollen. Ein entsprechender Antrag der Grünen zielt zwar auch darauf ab, die Gemeinde Rosengarten zu beteiligen, da die SG Rosengarten/Buchholz in der Nordheidehalle ihre Bundesligaspiele austrägt, vor allem aber ist in dem Antrag die Rede davon, eine „Management-Solidaritätsabgabe aus den kommerziell einträglichen Veranstaltungen“ von den Vereinen zu verlangen.

„Das würde zu höheren Eintrittspreisen führen“, sagt Lothar Hillmann, Vereinsvorsitzender des TSV Buchholz 08. Die Tanzsportabteilung ist auf Bundesebene sehr erfolgreich und ihre Tanzturniere sind ein Aushängeschild für den Verein. Trotzdem bleibe aus den Eintrittsgeldern meistens nichts übrig, und wenn doch, werden davon Anschaffungen getätigt. „Außerdem schwebt über den Vereinen noch das Damoklesschwert einer generellen finanziellen Beteiligung. Das würde zu höheren Beiträgen für die Mitglieder führen“, so Hillmann. Die Höhe der Beteiligung – er nennt sie ironisch „Hallenmaut“ – sei noch völlig unklar. Die – vom Rat zu beschließende – Betriebsführungsvereinbarung beinhaltet in ihrer überarbeiteten Version die Auflage für die Vereine, hier bis zum 30. April kommenden Jahres eine Lösung zu finden. Hillmann ruft seine Sportler dazu auf, während der Ratssitzung Flagge zu zeigen.

Auch Arno Reglitzky, Vorsitzender von Blau-Weiss Buchholz, sieht eine Kostenbeteiligung der Vereine kritisch. „Ich bin konsterniert, erschüttert“, sagt er. Es treffe die, die besonders engagiert sind. „Unser Vorstand lehnt so eine Gebühr ab und hat dafür kein Verständnis.“ Zumal der Buchholzer Haushalt rund 60 Millionen Euro umfasst, „wir reden hier über 38.000 Euro!“ Der Sport in Buchholz habe sich toll entwickelt und eine große Außenwirkung. „Aber das hier zeigt eine Wende in der Philosophie der Stadt, das nehmen wir mit großer Irritation zur Kenntnis.“ Man könne nicht die Breitensportler oder gar die Behindertensportler zur Kasse bitten. Eine Konsequenz wäre, das Bundesliga-Engagement zurückzufahren. Ähnlich sieht es auch Wilhelm Pape, Schatzmeister bei Buchholz 08. „Der Leistungssport ist in Gefahr.“

Reglitzky und Pape, beide FDP-Mitglieder, bedauern, dass die anderen Ratsfraktionen diese Problematik offenbar nicht sehen. Fraktionschef Arno Reglitzky will sich in der Debatte heute Abend zurückhalten, an der Abstimmung aber teilnehmen.