Doppelausstellung: Volker Tiemann im Kunstverein und in der Kulturkirche St. Johannis Buchholz

Buchholz. Luftschlangen aus Papier kringeln sich, schweben federleicht durch den Raum und üben auf gestandene Leute eine kindliche Faszination aus. Aber eine Luftschlange aus Sperrholz? Faszinieren nicht minder: Knallgrün liegt sie da, windet sich auf einem Tischchen, das nur halbfertig weiß angestrichen ist. Ihre Leichtigkeit hat sie trotz des sperrigen Materials behalten. Mit seinen Holzobjekten verwirrt Volker Tiemann die Betrachter seiner Kunst. Gesetze der Schwerkraft, von Raum und Zeit werden scheinbar ausgehoben, obwohl doch alles ganz bodenständig und robust wirkt.

Wie die „Vase für meinen Statiker“. Sie ist das Titelbild zur aktuellen Ausstellung im Buchholzer Kunstverein. Ein roter Pfeil stupst die täuschend echte „kostbare“ chinesische Vase von ihrem Regal. Natürlich fällt sie nicht herunter, und falls doch, zersplittert sie nicht. Alle Objekte von Volker Tiemann sind aus Holz, was sich nicht auf den ersten Blick erschließt. Die Teekanne in der Skulptur „Mein linker Arm beim Frühstück II“ ist ebensowenig aus Porzellan wie das Toastbrot aus Getreide. Frech stochert ein Finger in der Tülle der Kanne. Ein Objekt, das irgendwie gute Laune macht.

Die Ausstellung „Zufall und Notwendigkeit“, die am Sonntag, 21. September, um 11 Uhr eröffnet wird, findet in Kooperation mit der St.-Johannis-Kirche Buchholz statt. Die Kirche hat in diesem Jahr von der Hanns-Lilje-Stiftung eine Förderung als „Kulturkirche“ erhalten, verbunden mit der Aufgabe, auch mit nicht-kirchlichen Institutionen zu kooperieren. Und so stellt Volker Tiemann auch in der Kirche einige Objekte aus. „Das ist schwieriger zu konzipieren, weil die Kirche ja schon voll ist und wenig Platz für Skulpturen übrig bleibt“, sagt der Kieler Künstler. Seine dort gezeigten Arbeiten werden nicht tiefreligiösen Charakter haben, aber religiöse Motive zitieren. Auf jeden Fall werden die beiden Ausstellungsorte inhaltlich voneinander unabhängig sein.

Volker Tiemann gibt Alltägliches wieder, das verfremdet wird. Sockel, Tische, Regale – alles fertigt er selbst. Wobei das Nebensächliche unfertig bleibt. Wenngleich handwerkliches Geschick notwendig ist, einen handwerklichen Hintergrund hat der Kieler nicht. „Dann würde zuviel Aufmerksamkeit auf die richtige Ausführung liegen“, sagt er. Seine Objekte entwickeln sich, während er daran arbeitet. Das können auch die eigenen Schuhe sein: „Der Künstler nach dem Sprung in die Leere“ – eine Anspielung auf den französischen Künstler Yves Klein, der seinen „Sprung in die Leere“ im Foto festhielt. Tiemann zitiert gern aus der Kunsthistorie: „Man muss die Zusammenhänge nicht kennen, aber falls man sie kennt, ist das ein zusätzlicher Effekt.“

„Zufall und Notwendigkeit“ läuft bis 19.Oktober im Kunstverein (Kirchenstraße 6) und Johanniskirche (Wiesenstraße 25). Geöffnet: di-fr 16-18 Uhr (beide Ausstellungen), sa+so 11-17 Uhr (Kunstverein), und sonntags nach dem Gottesdienst (Kirche). Eröffnung Sonntag, 21. September, 11 Uhr Kunstverein, 12.30 Uhr Kirche.

Begleitprogramm: www.kunstverein-buchholz.de .