„Identities – dazwischen der Ozean“: In der TU stellen Künstler aus Ecuador und das Kollektiv „Kobalt“ gemeinsam aus.

Heimfeld. Der Personalausweis, ein Koffer voller Blumen, ein Triptychon mit Störchen, Spiegelobjekte, gemalte Gedichte – wie kann ein Künstler Identität ausdrücken? Auf all diese und noch mehr Weisen, beantwortet die aktuelle Kunst-Ausstellung im Hauptgebäude der Technischen Universität Hamburg-Harburg diese kunstphilosophisch knifflige Frage. „Identities – dazwischen der Ozean“ ist der Titel der Schau mit Werken von zehn Künstlern des Kollektivs „Kobalt“, die seit einer Woche im Lichthof des Repräsentativbaus hängt, und doch erst in einer Woche eröffnet wird.

Diese Terminschieflage ist der hausinternen Politik der TUHH und dem komplizierten Kalendergefüge der internationalen Diplomatie geschuldet: Zwei Künstler, die hier ausstellen, kommen aus Ecuador und haben dort auch einen gewissen Rang. Deshalb hat sich der ecuadorianische Botschafter zur Vernissage ansagen lassen. Er kann aber erst am 26. September. Die TU hingegen möchte ungern leere Wände im Foyer präsentieren. Also kann man die Ausstellung schon sehen. Feiern hingegen kann man sie erst am nächsten Freitag.

„Kobalt Kunst international e.V.“, so der volle Name des Kollektivs, ist ein Zusammenschluss von Künstlern mit tiefen Wurzeln in Harburg. Fünf der 13 Kobalt-Künstler wohnen und leben südlich der Elbe. Vereinsgründerin Anke de Vries ist Eißendorferin und direkte Nachbarin der Technischen Universität. Das überraschte Professor Viktor Sigrist, Vizepräsident für Strukturentwicklung der TUHH und so etwas wie der Kulturbeauftragte des TUHH-Präsidiums. Bislang schweifte er eher in die Ferne, wenn es darum ging, Künstler und Ausstellungen ins Hauptgebäude zu holen. „Uns ist sehr daran gelegen, nicht nur den Techniker-Blick auf die Welt, sondern auch Kultur zu vermitteln“, sagt er. „Deshalb haben wir hier auch ständig Ausstellungen im Hauptgebäude und an anderen Orten der Hochschule. Dass sich aber in direkter Nachbarschaft der TUHH Künstler solcher Qualität befinden, hat mich überrascht und gefreut.“

Die Auseinandersetzung mit der Fremde, mit dem Wesen und der Kultur anderer Länder ist einer der Eckpfeiler der künstlerischen Arbeit von „Kobalt“ . Anke de Vries und ihre Mitstreiter bereisen andere Länder oder arbeiten in Hamburg mit Migranten. Im vergangenen Jahr wurde Anke de Vries nach Ecuador eingeladen und lebte sechs Wochen lang in einer Gastfamilie in Quito. „Es ist mir bei solchen Reisen wichtig, unter Einheimischen zu sein“, sagt sie. „In einem Hotel bekomme ich zu wenig mit. Ich will wissen, wie die Menschen woanders leben.“

Von ihrer Gastfamilie aus knüpfte sie Kontakte zu zahlreichen ecuadorianischen Künstlern, unter anderem zu Marcelo Méndez Endara. Der studierte Architekt und autodidaktisch weitergebildete Maler und Bildhauer kombiniert Metallreliefs und Malerei. Er ist einer der Gastkünstler. Die andere ist Ana Maria Murieta. Die Ecuadorianerin lebt bereits in Harburg. Sie ist nicht nur Malerin, sondern auch Musikerin und wird die Vernissage musikalisch mit Liedern aus dem Gastland begleiten.

„Identities – Dazwischen der Ozean“ Ausstellung der Künstler Voula Dougeri, Ute Fleming, Mandy Hilse-Thürmer, Ilona Hoffmann, Evelin Marin, Marcelo Méndez Endarra, Ana Maria Murietta, Heike Rolshoven, Theodor Stenzel, Bodo Thürmer und Anke de Vries im Hauptgebäude der TUHH, Schwarzenbergstraße 93, seit 8. September, bis 23. Oktober Vernissage: 26. September, 19 Uhr