Werner Meyer, Otto Heuer und Friedrich Heger spielen im Posaunenchor Amelinghausen und treten als Trio auf

Amelinghausen. Als Werner Meyer sein Hobby begann, beschwerte sich der Nachbar bei Vater Meyer: „Der Werner bläst den ganzen Tag ,Jesu, geh voran’!“ Als Werner Meyer die Anekdote 67 Jahre später am Wohnzimmertisch in Amelinghausen in der Lüneburger Heide erzählt, lacht er herzlich: „Das Stück habe ich damals nie gespielt.“ Wohl aber etliche andere: Gemeinsam mit zwei Freunden bläst Meyer seit 1947 im Posaunenchor Amelinghausen. Als der 15-jährige Werner Meyer zwei Jahre nach Kriegsende mit dem Blasen begann, konnte er sich sein Instrument nicht aussuchen. Die Liebe zur Musik, die Bindung an die Kirche – beides hat ihn nie verlassen. Noch heute hält der 81-Jährige Gottesdienste, noch heute bläst er im Posaunenchor. „Zwei Söhne blasen seit 1975, und mittlerweile auch vier Enkelkinder“, erzählt der Großvater nicht ohne Stolz.

Ein Jahr jünger war Otto Heuer, als er beim 135 Jahre alten Posaunenchor der Hippolit-Gemeinde Amelinghausen „HippoBrass“ zum ersten Mal die Ventilposaune in die Hand genommen hat. Später lernte er Flügelhorn, heute spielt er Bariton. Seit 1947 gibt es keinen Monat in Heuers Leben ohne Posaunenchor. Selbst als er beruflich für ein Jahr in Bochum und Herne war, blies er dort ins Blech.

Ein Jahr später stieß Friedrich Heger dazu, vier Jahre jünger als die anderen beiden. Zum Posaunenfest nach Stelle fuhr das Trio aus der Heide mit dem Fahrrad, später quetschten sie sich zu fünft in Heuers VW Käfer.

Die modernen Stücke und Kommunikationswege von heute fordern die drei: Programme kommen nicht mehr mit der Post, sondern per E-Mail. „Wir bleiben trotzdem bei der Fahne“, sagt Otto Heuer und lacht. Und Werner Meyer ergänzt: „So werden wir nicht ganz so schnell alt.“

Die drei sind zusammen zur Volksschule gegangen, so lange wie sie spielt niemand im Landkreis Lüneburg im Posaunenchor. Etwa 110 Einsätze haben sie und ihre 16 Mitbläser im Jahr, davon 45 Proben. „Manchmal war es schwierig, andere zu motivieren, bei der Stange zu bleiben“, sagt Otto Heuer. Zu jedem runden Geburtstag ab dem 80. bläst der Chor den Gemeindemitgliedern ein Ständchen. „Wenn die alten Herrschaften sich dann freuen, laufen auch mal die Tränen. Das macht alles wieder wett“, sagt Werner Meyer.