Fahrrad-Training an der Alten Stadtteilschule in Winsen. Polizei macht deutlich: Kopfbedeckung kann Leben retten

Winsen. Im Landkreis Harburg wurde im vergangenen Jahr alle 4,9 Tage ein Fahrradfahrer in einen Verkehrsunfall verwickelt. Zwar ist die Radler-Quote bei den Unfallbeteiligten mit drei Prozent vergleichsweise gering. Doch wenn es kracht, zieht der Fahrradfahrer immer den Kürzeren. Schwere Verletzungen sind oft die Folge. Das belegt auch die Statistik: Insgesamt 14 von 149 Schwerverletzten waren im vergangenen Jahr im Kreis mit dem Drahtesel unterwegs.

Grund genug für die Verkehrswacht Harburg-Land, gerade die jüngeren Verkehrsteilnehmer zu Schulbeginn auf die Gefahren aufmerksam zu machen. Sie organisierten für die Schüler der Alten Stadtteilschule in Winsen gestern ein Sicherheitstraining, bei dem es vor allem um die Vorteile von Fahrradhelmen ging.

Pinzessin-Lillifee-Motive und Filly-Pferde sind bei den Schülern der Klasse 4a schon lange nicht mehr angesagt. Dafür zieren Fahrradhelme in verschiedenen Formen und besonders knalligen Farben ihre Köpfe. Was passieren kann, wenn sie ohne Helm mit dem Rad unterwegs sind und dabei verunglücken, demonstrierte Dirk Poppinga mit einem simplen, aber eindrucksvollen Beispiel. Der Polizist steckte eine Melone in einen Helm und ließ in von einer Trittleiter plumpsen. Den Aufprall überstand das Obststück unbeschadet. Den freien Fall auf den Asphalt ohne schützende Hülle hingegen nicht: Die Melone platze auf wie ein rohes Ei. „Passt also gut auf Euren Kopf auf und schützt ihn mit einem gut sitzenden Helm in der richtigen Größe. Euer Gehirn wird es Euch danken“, sagt Dirk Poppinga.

Die Datenbank der Unfallforschung der Versicherer (UVD) zeigt, dass 73 Prozent aller Helmträger, die mit einem Fahrzeug zusammenprallten, am Kopf unverletzt blieben. Bei den Radfahrern ohne Helm waren es lediglich 46 Prozent. Bei den Schwerverletzten trugen sogar nur zwei Prozent einen schützenden Fahrradhelm.

Dass der modische Kopfschmuck unverzichtbar ist, werde den Grundschulkindern schon beim Üben für die Radfahrprüfung beigebracht. „Die Kinder halten sich an die Helmtragepflicht, die ihnen von Schule und Verkehrswacht vorgegeben werden“, betont Dirk Poppinga. Eine Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) aus dem Jahr 2011 hat ergeben, dass die Helmtragequote bei Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren rund 56 Prozent betrug. In der Gruppe der elf- bis 16-Jährigen aber sinkt diese Quote schon auf 19 Prozent; bei den über 17 Jahre alten Radfahrern beträgt sie nur noch zwischen vier und elf Prozent. „Das häufigste Argument ist, dass so ein Helm ja doof aussieht und die Frisur zerstört. Manchmal mangelt es aber auch an guten Vorbildern. Die Eltern fahren oft auch ohne Helm“, kritisiert Poppinga.

Auch die wachsende Zahl an Pedelecs und E-Bikes stellten Verkehrswacht und Polizeiinspektion vor große Herausforderungen. „Die Durchschnittsgeschwindigkeit und Länge der Fahrten steigen deutlich an und mit ihr die Verletzungsgefahr“, sagt Poppinga. Doch auch bei diesen Rädern gilt: Eine Helmpflicht wie in Finnland und Spanien gibt es in Deutschland bislang nicht. Poppinga: „Das ist wie mit dem Tempolimit. Da traut sich die Politik auch nicht ran. Dabei könnten Fahrradhelme Leben retten.“