Dampfmaschinen und Traktoren zogen am Wochenende rund 10.000 Besucher zur Schau ins Freilichtmuseum Kiekeberg

Ehestorf. Mit seinem roten McCormick-Trecker, Baujahr 1957, zieht Andreas Jantzen eine Furche nach der anderen. Auf und ab. Zwar hat er schon vor drei Jahren einen Theorielehrgang zum Pflügen absolviert. Nun aber holt er sich praktische Tipps von Jürgen Kollatz, einem Landmaschinen-Mechanikermeister, der gleich auf dem Pflug mitfährt. Kollatz, der zum Verein Dieselrunde Nordheide in Buchholz gehört, weiß, dass der Boden des Außengeländes des Freilichtmuseums Kiekeberg für den kleinen Pflug zu hart ist. Macht aber nichts. Denn beim 26. Dampf- und Traktorentreffen geht es vor allem darum, Spaß am Hobby mit den alten Maschinen zu haben, sich mit anderen Enthusiasten zu treffen oder Ersatzteile zu tauschen. Allein 400 Trecker standen am Wochenende auf dem Gelände in Ehestorf, dazu zehn große Dampftraktoren und unzählige weitere Modelle. Die Luft roch nach Diesel und dem Qualm aus den Schornsteinen der Dampfmaschinen.

Organisator des Treffen ist seit 25 Jahren Achim Schmidt. Er sitzt an diesem Nachmittag auf der Ladefläche eines Lkw, macht Ansagen über Lautsprecher und steht für Fragen zur Verfügung. „Zusammen mit dem Museumsleiter Rolf Wiese war ich vor 27 Jahren im englischen Dorset“, erzählt der ehemalige Finanzbeamte aus Buchholz. Dort steigt das größte Treckertreffen der Welt und von den Briten übernahmen Wiese und Schmidt auch die Idee, Besitzer von Dampfmaschinen zur Schau in Ehestorf einzuladen. Weil die ihre Oldtimer auf Tiefladern in Hamburgs Süden bringen, erhalten sie eine Aufwandsentschädigung für ihr Kommen. Die soll durch den Eintritt von zehn Euro wieder hereinkommen. Insgesamt kamen am Sonnabend und Sonntag rund 10.000 Besucher. „Wenn wir Glück haben, werden wir kostendeckend abschneiden“, sagt Schmidt.

Ziel der Treffen ist es, alte Landtechnik nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Ernste Sorgen um dieses Ziel macht sich Schmidt nicht. „Es kommen viele junge Leute. Sie entdecken die Langsamkeit, haben Freude an den mechanischen Schaltungen und an einer Technik, die noch nachvollziehbar ist“, sagt der 68-Jährige. „Wer einmal vom Diesel-Virus infiziert ist, bleibt dabei.“

Dampfmaschinen bieten aber auch einen Blick in die Zeit der Großväter und Urgroßväter. So etwa die Wolf NHF 4, eine Lokomobile Baujahr 1911, die dem Museum gehört. Mit ihr zog ein Lohnunternehmer über die Bauernhöfe und brachte mit ihrem Dampfantrieb per Riemen eine Kreissäge zum rotieren. Die zerschnitt Baustämme zu Brettern. Mitarbeiter des Museums führten die Maschine am Wochenende mehrfach vor. „Solche Arbeiten wurden noch bis in die frühen 50er Jahre kommerziell angeboten“, sagt Alexander Eggert, seit fünf Monaten neuer Abteilungsleiter Volkskunde des Museums. Zum Geschützrücken im Ersten Weltkrieg wurde dagegen der vom Agrarhistorischen Museum in Alt Schwerin an der Müritz vorgestellte Dampftraktor verwandt. Danach blieb er noch bis 1960 in der DDR-Forstwirtschaft im Einsatz.

Holz transportiert auch Werner Handtke mit seinem Güldner-Trecker aus den 60er-Jahren. Der gelernte Schmied war einer der Teilnehmer des Pflug-Lehrgangs. „Gepflügt habe ich bisher noch nie“, verrät er. Nun will er zu Hause in Scheeßel auf seinem 4000 Quadratmeter großen Grundstück „solange üben, bis es klappt“.