Ausstellung „The Beautiful Travelers“ beschäftigt sich mit Flucht und Reiselust gleichermaßen

Harburg. „Das Reisen zieht sich durch unsere kosovarische Künstler-Generation – notgedrungen und ohne, dass es für uns so einfach wäre, wie für andere“, sagt Mentor „Toro“ Eijupi. Der Künstler, Gastronom und Galerist stellt in seinem Galeriecafé „Mytoro“ im Gloriatunnel zwei Landsleute aus. „The Beautiful Travelers“, zu deutsch: „Die schönen Reisenden“, heißt die Schau mit Werken von Driton Hajredini und Alban Muja.

„Wir Kosovo-Albaner waren nämlich lange keine schönen Reisenden, Wir reisten nicht freiwillig und aus Lust am Reisen, sondern, weil wir vertrieben wurden, oder zu Hause keine Perspektive hatten. Der Krieg in unserer Heimat trieb uns in die Welt.“, sagt Toro. Erst jetzt können wir aus freien Stücken reisen – auch wenn wir das europäische Volk sind, das immer noch die meisten Visa braucht.“

Auch die kosovarische Kunstszene war von den Konflikten in der Heimat betroffen: „Während des Krieges wurde die Kunsthochschule geschlossen, wir Kunststudenten sahen zu, dass wir im Ausland weiter studieren konnten, egal wie, egal wo“, sagt Driton Hajredini.

Das ständig Wiederkehrende seiner fünf Bilder sind Koffer und Dohlen. Es sind alte Koffer, keine schicken, modernen flugzeugpackerresistenten Hartschalenkoffer. Sie stehen für Vieles: „Sie symbolisieren das, was die Leute mitgenommen haben und gleichzeitig symbolisieren sie das Ankommen“, sagt Hajredini. „Dort, wo man seinen Koffer abstellt, bleibt man – zumindest für eine Weile.“

Zu den Dohlen habe ihn ein Besuch in seiner Heimatstadt Pristina inspiriert: „Die Straßen, die ich als belebt kannte, waren fast menschenleer. Dafür waren überall Dohlen und Amseln zu sehen.“

Die schwarzen Vögel sind typisch für das Kosovo. Bevor er als Konfliktregion bekannt wurde, hieß der Landstrich auf Deutsch „Amselfeld“. Auch das Wort Kosovo bedeutet auf mehreren Balkansprachen „Feld der schwarzen Vögel“. Alban Muja gehört einer jüngeren Generation kosovarischer Künstler an. Er ist erst 1980 geboren, war noch ein Kind, als die Konflikte im ehemaligen Jugoslawien offen ausbrachen und ein Jugendlicher, als der Kosovokrieg beendet wurde. Seine Werke sind einerseits heimatbezogen, wie die Fotografie „Tonys“ oder die Grafik „Brotherhood“, anderseits Reisezeugnisse, wie die Zeichnungsserie „Window Seat“, die während einer Reise durch die USA entstand. Am Flugzeugfenster skizzierte Muja die Landschaft am Boden

Heute um 19.30 Uhr hat die Ausstellung Vernissage. Die Künstler werden anwesend sein und Fragen beantworten. Die Bilder hängen bis zum 3. Oktober. Die Galerie ist täglich außer sonntags von 12 bis 20 Uhr geöffnet.