Patenschaften für Grünflächen: Bauausschuss berät am heutigen Donnerstag im Rathaus über Konzept zur Pflege

Schwiederstorf. 14.000 Quadratmeter Grünstreifen und Rabatten ziehen sich kreuz und quer durch das Gebiet der Gemeinde Neu Wulmstorf. Um die einzelnen Flächen in Schuss zu halten, greift die Verwaltung tief ins Portemonnaie. Allein im Haushaltsbudget für die Straßenunterhaltung schlug die Grünpflege im Jahr 2013 mit 231.000 Euro zu Buche. Das entspricht etwa zwei Drittel der veranschlagten Mittel. Doch das, was die Gemeinde für ihr Geld bislang bekam, gefällt nicht allen: Immer wieder beschweren sich Bürger über den verwahrlosten Zustand der Flächen. Mit einem Antrag will die SPD nun Abhilfe schaffen: Am heutigen Donnerstag, 11. September, ab 19.30 Uhr, sprechen die Mitglieder des Ausschusses für Bau, Planung und Umwelt im Rathaus über Patenschaften und ein neues Pflegekonzept.

Dass Grünflächenpflege nicht teuer sein muss, stellen Andreas und Antje Benecke seit eineinhalb Jahren regelmäßig unter Beweis. Das Ehepaar aus Schwiederstorf hat eine Patenschaft für die Rabatten vor ihrem Grundstück im Rüterweg übernommen. Da, wo vorher Hagebutten und Ilex ihr Dasein fristeten, verschönern jetzt bunte Stauden und rosafarbige Bodendeckerrosen den Straßenrand. „Das, was da vorher wuchs, sah irgendwann einfach nicht mehr schön aus und versperrte uns den Blick. Deshalb hab ich mich bei der Gemeinde gemeldet und dann mit dem Baubetriebshof abgesprochen, dass wir uns in Zukunft selbst um die Fläche an unserem Grundstück kümmern werden“, erzählt Antje Benecke. Die Mitarbeiter hätten kurz darauf die alten Hecken und Büsche samt Wurzelwerk entfernt, den Boden ausgetauscht und neue Pflanzen eingesetzt. Den Rest erledigt seither Familie Benecke.

Laub harken, Unkraut zupfen, Blumen gießen und neue Pflanzen setzen – all das sei schnell gemacht und mit weitaus weniger Aufwand verbunden als viele denken, sagt Andreas Benecke. „Wir haben eh viel Gartenarbeit zu machen. Da fällt das bisschen mehr nicht ins Gewicht. Und außerdem machen wir das gern: Wir können im Garten gut abschalten und entspannen.“

Stauden, Gräser und andere Pflanzen, die im eigenen Garten überzählig sind, werden seither kurzerhand vor der Eingangstür wieder eingesetzt. Eigentlich ist für die Pflege der gemeindeeigenen Grünflächen der Baubetriebshof (BBH) zuständig. Der hat die Arbeiten – bis auf den Bereich in der Bahnhofstraße – allerdings schon vor Jahren an ein Fremdunternehmen vergeben. „Und die kamen dann zwei- bis dreimal pro Jahr und haben Hagebutten, Heckenrosen und Unkraut einfach abgemäht. Da ist das Unkraut natürlich schneller wieder hoch als man gucken kann – und die Rosen kaputt“, sagt Andreas Benecke.

Laut Verwaltungsvorlage sei die Fachfirma angehalten, einen fachgerechten Rückschnitt von Büschen und Gehölzen sowie die Entfernung von Wildkräutern zu leisten – ohne Einsatz von chemischen Mitteln. Müll und Unrat werde ebenfalls beseitigt, auch werden bei Bedarf Ersatzpflanzungen vorgenommen. „Als Bewuchs kommen pflegeleichte und schnell bodendeckende Pflanzen zum Einsatz, die den Aufwand bei der Pflege in Grenzen halten“, heißt es in der Beschlussvorlage.

Die SPD hofft nun, dass es in Zukunft noch mehr Bürger der Familie Benecke gleichtun, um der Gemeinde Neu Wulmstorf auch am Straßenrand ein „attraktiveres Erscheinungsbild“ zu geben. Auch eine Zusammenarbeit der Ehrenamtlichen mit dem BBH ist angedacht.

Die Gemeindeverwaltung zeigt sich skeptisch: „Vor vielen Jahren gab es schon einmal die Initiative für Patenschaften zur Pflege von Grünflächen. Dabei hat sich gezeigt, dass die Bereitschaft immer weiter nachgelassen hat und viele gut gemeinte Übernahmen von den Anwohnern letztendlich nicht geschafft wurden. Es wurde dann auch zum Teil nicht mal mehr mitgeteilt, dass die Pflege durch den Paten eingestellt wurde, sodass über einen längeren Zeitraum nichts mehr gepflegt wurde. Die Folge war, dass die entsprechenden Beete komplett erneuert werden mussten“, teilt die Verwaltung mit.

Aktuell gebe es nur zwei Familien, die als offizielle Paten die Rabatten freiwillig pflegen und auch bepflanzen. „Ich bin mir sicher, dass die eigentliche Zahl größer ist“, sagt Antje Benecke. Sie kenne viele, die die Arbeit auf „Gemeindegrund“ vor ihrem Grundstück übernehmen, ohne sich bei der Gemeinde zu melden. „Das wird ohne viel Aufhebens einfach miterledigt.“