Postkunden in Finkenwerder und Neuenfelde ärgern sich darüber, dass sie lange auf Briefe warten müssen

Finkenwerder/Neuenfelde. Dass in Finkenwerder und in Neuenfelde an vielen Straßen montags überhaupt keine Post zugestellt wird, ist in beiden Stadtteilen längst kein Geheimnis mehr. „In den acht Jahren, in denen ich am Organistenweg in Neuenfelde wohne, habe ich bisher genau zwei Mal montags doch Post bekommen. Und das lag wahrscheinlich daran, dass an den Sonnabenden davor kein Zusteller da war“, sagt Rolf Dieter Haase. Es sei überaus ärgerlich so Haase weiter, „wenn man auf einen Brief wartet oder sogar auf amtliche Papiere, wie es mal meiner Freundin passierte. Sie wartete dringend auf ihre Zulassungspapiere für das Auto, die einfach nicht zugestellt wurden“, sagt Haase.

Schließlich forderte ein Mitarbeiter der Deutschen Post Haases Freundin auf, sich den Brief im Briefzentrum abzuholen. „Das gehe schneller, hat man ihr gesagt“, erzählt Rolf Dieter Haase. Als er sich über die schlechte Zustellung der Post in Neuenfelde bei der Deutschen Post beschweren wollte, so der Neuenfelder, habe der Schalterbeamte nur die Achseln gezuckt, und ihm geraten, das schriftlich zu tun.

Das hat auch der Finkenwerder SPD-Politiker Ralf Neubauer aus Finkenwerder getan. Auch er muss an der Alten Aue regelmäßig auf seine Post warten. „Als Antwort bekommt man dann ein Standardschreiben, das derart lapidar ist, dass es kaum lohnt, darüber noch nachzudenken“, so Neubauer. „Die Zusteller erzählen uns, wenn man sie drauf anspricht, dass es ihnen ausdrücklich untersagt ist, Überstunden zu machen. Wenn die Schicht mitten in der Runde zu Ende ist, hören sie auf, die Post an dem Tag weiter zu verteilen. Da frage ich mich, wie das mit dem Dienstleistungsgedanken in Einklang zu bringen ist“, so Neubauer. Verpasse man dadurch beispielsweise Fristen vor Gericht, sei man selbst in der Pflicht, zu beweisen, dass einem das Schreiben wirklich nicht rechtzeitig zugestellt worden ist.

Sebastian Stahl wohnt am Finksweg in Finkenwerder. Stahl musste mal eine Woche auf einen Brief aus Kassel warten. Auch er bekomme montags nie Post. Eine bis eineinhalb Wochen wartet man in den beiden Stadtteilen mitunter auf seine Post. „Die Post sorgt hier für einen Ärger unter den Leuten, den dann im Notfall die Postboten, die ständig wechseln, zu spüren bekommen. Das ist zum einen unfair den eigenen Arbeitnehmern gegenüber. Zum anderen fehlt da wirklich jeder Kundengedanke“, sagt Clarissa Niel. Sie wohnt auch in Neuenfelde am Organistenweg und hat genau wie ihre Nachbarn Probleme mit der Postzustellung.

Auf Nachfrage teilt der Sprecher der Deutschen Post in Hamburg, Martin Grundler, mit: „Derzeit haben wir im Bereich Finkenwerder eine angespannte Personalsituation, die zu einem durch hohen Krankenstand, zum anderen durch kurzfristige Personalveränderungen versierter Kräfte bedingt ist.“ Wie jedes andere Unternehmen auch, stelle die Deutsche Post Prognosen für den zu erwartenden Krankenstand für bestimmte Zeiträume auf. Wenn die tatsächlichen Krankmeldungen diese Prognosen übersteigen, komme es zu personellen Engpässen, heißt es aus dem Unternehmen.

„Den im Einsatz befindlichen neuen Kräften fehlt es zum Teil noch an der nötigen Routine. Durch die ansteigenden Sendungsmengen und zum Teil notwendigen Übertragungen, das heißt Aufteilung von Bezirken“, so Grundler weiter, „ist es in den vergangenen Wochen vereinzelt zu Zustellabbrüchen und damit zu Verzögerungen von einem, maximal zwei Tagen gekommen. Das bedauern wir sehr“. Was der Post-Sprecher nicht bestätigen will, sind die aussagen einiger Zusteller, sie dürften keine Überstunden machen. Überstunden im gesetzlichen Rahmen seien, sagt Martin Grundler, sehr wohl erlaubt. Allerdings schreibe das Arbeitszeitgesetz vor, dass ein Mitarbeiter nicht mehr als zehn Stunden am Tag arbeiten dürfe. Insbesondere zum Ende der Ferien sei ein Anstieg des Sendungsaufkommens üblich, so der Sprecher.

Grundler: „Insgesamt versuchen wir derzeit, Entlastung zu schaffen durch Umsetzung von Zustellern aus anderen Bereichen.“ Zudem sei die deutsche Post sehr darum bemüht, neue Arbeitskräfte zu finden. Aber auch die müssten erst eingearbeitet werden. Zum postlosen Montag heißt es aus der Pressestelle der Deutschen Post lediglich, dass der Montag ehedem ein „sendungsarmer“ Tag sei. Daraus resultiere das Empfinden der Kunden, montags werde keine Post zugestellt.

Ob dieser Erklärungsversuch die Postkunden in Neuenfelde und Finkenwerder zu trösten vermag, bleibt dahin gestellt.