Landesregierung will Abbau beschleunigen. Massiver Anstieg des Schwerlastverkehrs erwartet. Gemeinde plant Protest

Rosengarten. Die rot-grüne Landesregierung plant offenbar, den Kiesabbau in Niedersachsen zu beschleunigen. Das kann für den Landkreis Harburg eklatante Folgen haben. Gleich drei Regionen im Landkreis sind vom Bodenabbau betroffen: Rosengarten, Buchholz und Seevetal. Rollen künftig noch mehr 40-Tonner auf den Straßen, droht eine massive Verkehrsbelastung.

Den Bodenabbau können weder Landkreis noch Gemeinde verhindern. Das Land Niedersachsen legt die Areale im Landesraumordnungsprogramm fest, dem sich Kreis und Gemeinde zu beugen haben. Der Landkreis muss die Flächen in das Raumordnungsprogramm übernehmen, das die Entwicklung des Landkreises festhält. Für die Gemeinden ist die Festlegung der Abbauflächen vom Land Niedersachsen also so etwas wie ein Diktat.

Doch bislang konnte der Landkreis zumindest den Abbau etwas abmildern und so die Verkehrsbelastung reduzieren. Das gelang, indem die Gebiete für den Kiesabbau in zwei Zeitstufen eingeteilt wurden. In die Gebiete der Zeitstufe zwei konnten die Bagger erst vordringen, wenn die Gebiete der Stufe eins nahezu abgebaut waren. So liegen beispielsweise vom insgesamt 115 Hektar großen Abbaugebiet südlich von Eckel 92 Hektar in der Zeitstufe zwei.

Dieses zeitversetzte Verfahren will die rot-grüne Landesregierung jetzt aufgeben. Das geht aus dem neuen Entwurf des Landesraumordnungsprogramms 2014 hervor. Seitdem das durchgesickert ist, sind Politik und Verwaltung in der Gemeinde Rosengarten am Rotieren. Die CDU hat sich dem Thema bereits angenommen. „Wir befürchten eine deutliche Verschlechterung in der Steuerung der zeitlichen Abfolge des Abbaus. Das kann starke negative Auswirkungen für die gesamte Gemeinde haben“, erklärte CDU-Fraktionsvorsitzender Maximilian Leroux.

Denn wenn ein Kieswerkbetreiber mehr vom Rohstoff benötigt, kann er mit der geplanten neuen Regelung ohne weiteres die nächste Grube aufmachen. Es gibt drei Abbaugebiete: in Klecken, Eckel und südöstlich von Emsen. Ein weiteres Areal zur Rohstoffgewinnung ist bereits in der Pipeline. Es soll zwischen Eddelsen und Klecken, westlich der Bahnstrecke und nördlich der Autobahn 1 entstehen und das auslaufende Abbaugebiet in Klecken ablösen.

Das neue Gebiet umfasst 26 Hektar. Auf dem Areal sollen 5,1 Millionen Kubikmeter Kies und Sand über einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren abgebaut werden. Insgesamt umfassen die Abbaugebiete auf der Gemeinde Rosengarten 250 Hektar. „Können alle Abbaugebiete zeitgleich angegangen werden, könnte ein hohes Verkehrsaufkommen auf uns zukommen“, sagt auch Rainer Alka, stellvertretender Verwaltungschef.

Dabei sind die Verkehrsprobleme, die der Kiesabbau in der Gemeinde Rosengarten schon heute verursacht, noch längst nicht gelöst. Seit Jahren leiden die Anwohner unter den zahlreichen Kieslastern der Firmen Otto Dörner und August Ernst, die täglich auf dem Weg zur Autobahn durch Eckel donnern. Zuletzt musste die Gemeinde Rosengarten intervenieren, nachdem die zugelassenen 80 Lkw-Fahrten pro Tag erheblich überschritten wurden. Längst ist eine Kiestrasse geplant, die die Buchholzer Straße (K 61) mit der Eckeler Straße (K 12) verbinden soll, um den Schwerlastverkehr aus der Ortschaft herauszuhalten. Doch wann die Trasse realisiert wird, ist noch völlig offen.

Zwar liegen die Durchführungsverträge zwischen der Gemeinde und den Firmen Dörner und Ernst, die zugesagt haben, die Trasse zu bauen, bereits vor. Doch es zeichnet sich ein Tauziehen unter den Bürgern ab. „Anwohner an der Nordseite der Buchholzer Straße haben angekündigt, sich gegen die Kiestrasse wehren zu wollen“, sagt Rainer Alka.

Für Jörg Ernst und Holmer Athen hingegen wäre die Verwirklichung der Kiestrasse so etwas wie ein Segen. Fast zehn Jahre haben die Männer investiert, um Politik und Verwaltung auf die Kiestrasse einzuschwören. Wenn man es genau nimmt, ist es ihnen zu verdanken, dass die Bebauungspläne für die Kiestrasse und für eine Änderung der Einmündung in die Straße Am Kalksandsteinwerk aufgestellt wurden.

Die Einmündung soll von der Ortschaft Eckel in Richtung Westen verschoben werden. „Dadurch wird ein Stück der Straße am Kalksandsteinwerk stillgelegt“, erklärt Holmer Athen. „Bislang fahren die 40-Tonner praktisch durch mein Schlafzimmer.“ Zudem soll es eine Geschwindigkeitsreduzierung geben für die Lastwagen, die aus Vaensen Richtung Eckel fahren. Die Männer hoffen, dass die Baupläne für die Einmündung und für die Kiestrasse nun endlich voranschreiten. „Wir wollen nicht, dass die Lastwagen weiter durch unser Dorf donnern“, sagt Jörg Ernst.

Wenn die Landesregierung tatsächlich an den Stellschrauben für das Kiesabbauverfahren drehen wird, nimmt die Problematik noch zu. Die CDU reagiert empört: „Wir haben noch nicht mal unsere Kiestrasse gewuppt, und jetzt sollen auch noch einfach die Rahmenbedingungen außer Acht gelassen werden“, sagt Axel Krones, Pressesprecher der CDU Rosengarten.

Die Gemeinde Rosengarten ist aufgefordert, zum neuen Entwurf des Landesraumordnungsprogramms Stellung zu nehmen. Das ist die Gelegenheit, gegen die geplante Änderung des Landes zu protestieren. Auf Antrag der CDU wird sich der Bau- und Planungsausschuss der Gemeinde Rosengarten am Montag, 29. September, mit dem Thema beschäftigen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Es wird sicherlich nicht das letzte Mal sein, dass das Thema Kiesabbau die Gemeinde bewegt.