Im Treffpunkthaus Heimfeld gibt es jetzt eine neue Väter-Kinder-Gruppe. Toben, spielen, aber auch netzwerken und klönen heißt das Motto

Heimfeld. Gerade hat der vierjährige Tyler den Bauklötzeturm der fünfjährigen Benita mit einem Handstreich zum Einsturz gebracht. Doch noch ehe daraus ein mittelschweres Scharmützel mit Geschrei und Gezerre erwachsen kann, sind die Väter Hagen Jung und Jochen Riehle zur Stelle und mahnen freundlich zu Nachsicht und Kooperation. Gemeinsam macht man sich zugleich daran, das bunte Bauwerk wieder neu zu errichten.

Diese Szene spielte sich jüngst nicht etwa in einem heimischen Kinderzimmer ab, sondern im Treffpunkthaus Heimfeld an der Friedrich-Naumann-Straße 9. Dort feierten sieben Väter und ein Dutzend Kinder im Alter von bis zu sechs Jahren am letzten Sonnabend im August die Premiere des ersten Väter-Kinder-Treffs in der Stadtteileinrichtung des Margaretenhorts. Mit Kuchen, Kakao und Kaffee. Und natürlich jeder Menge Spaß.

„Ich finde, das ist eine großartige Idee“, sagt Lars Apel und füttert nebenbei Sohn Jannis, mit sieben Monaten an diesem Tag der jüngste Besucher. „Es ist eine hervorragende Möglichkeit, sich mal unter Vätern auszutauschen, abseits der Frauensicht“, so der Bankangestellte. Der zudem auch noch ein Auge auf Töchterchen Leandra hat. Die Vierjährige spielt ein Stück weiter mit Stella, 5, und Sophie, 2, die sie eben erst kennengelernt hat.

Deren Papa Anton Hartwich findet’s gut. Früher hat die Familie in Heimfeld gewohnt, ist inzwischen aber nach Neugraben gezogen. Die Verbindung zum alten Kiez ist geblieben. Seine Töchter seien oft in der Spielplatzgruppe des Treffpunkthauses gewesen und hätten sich immer sehr wohl dort gefühlt. „Als ich von dem neuen Angebot gehört habe, war ich sofort begeistert. Das ist eine schöne Abwechslung auch für mich“, sagte Hartwich.

Genau das hatte Jochen Riehle, den alle nur Jo nennen, im Sinn, als er sich für den Väter-Kinder-Nachmittag im Treffpunkthaus stark machte. Der waschechte Schwabe aus Ravensburg war vor zwölf Jahren mit seiner Frau Reno nach Hamburg gekommen. Als dann Tochter Benita, heute 5, geboren wurde, gab es für den inzwischen 42-Jährigen gar keine Frage, dass auch er Elternzeit nehmen würde. „Ich habe das nie bereut. Das war eine tolle, prägende Erfahrung, die ich nicht missen möchte“, sagt der Lebensmittelchemiker. Er wollte diese gewachsene, enge Beziehung aber auch nach dem Ende der beruflichen Auszeit weiter intensiv pflegen. Und gleichzeitig andere Väter begeistern, mehr erfüllte Zeit mit ihren Kindern zu verbringen.

Also engagierte er sich in der evangelischen Familienbildungsstätte am Harburger Ring und initiierte dort zuerst einen Vätertreff und später auch die erste Papa-Kind-Gruppe. „Dass es dafür eine große Nachfrage gab, wurde schnell klar. Zu besten Zeiten trafen sich zehn Väter und mehr zum Erfahrungsaustausch, Netzwerken und Klönen“, so Riehle

Diese Idee schließlich ins Treffpunkthaus Heimfeld zu tragen, lag für ihn nah. Und nicht nur deshalb, weil seine Frau Reno dort selbst mehrere Kurse anbietet, unter anderem die Spielplatzgruppe. „Die meisten Angebote richten sich hier schon an Mütter“, weiß Riehle und wollte da mal einen Kontrapunkt setzen: „Väter können das auch leisten. Und wenn sie ihre Partnerinnen dabei sogar noch entlasten, ist das doch umso besser. Väter haben Spaß, Mütter mal frei, eine schöne Win-Win-Konstellation für alle.“

Christian Fuchs hält den Termin am Sonnabendnachmittag aber noch aus einem anderen Grund für geradezu ideal. Schließlich sei da im Haushalt oft viel zu tun und Einkäufe stünden zumeist auch auf dem Programm. „Wenn dabei den Frauen nicht ständig der Nachwuchs oder die Ehemänner in die Quere kommen, sind sie abends doch viel entspannter“, hat Fuchs festgestellt. Der mit Söhnchen Alexander, 2, auf allen Vieren durchs Spielzimmer des Treffpunkthauses robbt, um emsig den hiesigen Fuhrpark zu bewegen.

Jo Riehle sieht sich in seiner Initiative schon nach dem ersten Heimfelder Väter-Kinder-Treff bestätigt: „Es ging sehr locker und fröhlich zu. Ich denke, alle haben eine gute Zeit verbracht.“ Auch ohne Basteln, wie er schmunzelnd anmerkt. Väter würden halt anders mit ihren Kindern spielen, mehr toben, mehr bauen, mehr improvisieren. Deshalb sei es gut, dass zum Treffpunkthaus auch ein großzügiger Außenbereich mit Spielplatz gehört. Wo in einem Container Bobby-Cars, Roller und Dreiräder lagern. Leider ließ sich diesmal der Schlüssel nicht finden. Aber zum Auftakt kann ja auch nicht alles gleich reibungslos funktionieren.

Überdies hatte es später auch noch angefangen, zu regnen. Doch das tat der guten Laune an jenem Premieren-Sonnabend keinen Abbruch. Deshalb freuen sich schon alle auf den nächsten Termin. Wenn es am Sonnabend, 25.Oktober, in der Zeit von 14.30 bis 18 Uhr dann wieder heißt: Ein Nachmittag nur mit Papi.