Fundament des Bauwerks soll mit neuen Pfählen stabilisiert werden. Die Fertigstellung verzögert sich bis zum kommenden Frühjahr

Winsen. Die Arbeiten an der Luhe-Brücke in Winsen werden am 15. September wieder aufgenommen. Das wird aber nichts daran ändern, dass das 1,6 Millionen Euro teure Bauwerk nicht vor dem Frühjahr 2015 fertig sein wird. Das teilte die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Geschäftsbereich Lüneburg, am Donnerstag mit. Zunächst war die Behörde davon ausgegangen, dass die Arbeiten bis zum Oktober abgeschlossen sein könnten. Hintergrund für den Baustopp ist, dass die in den Boden eingelassenen Großbohrpfähle den Baugrund gelockert haben. Damit wird aber die notwendige Tragfähigkeit für die Brücke nicht eindeutig nachgewiesen.

Abhilfe sollen nun zusätzliche Pfähle schaffen, die in den Boden eingebracht werden. Dafür liegt ein Sanierungskonzept vor. Sind die Pfähle eingelassen und überprüft, soll der Bau wie geplant weitergehen. Vorgesehen ist eine knapp 52 Meter lange, 15 Meter breite Brücke, die auf beiden Seiten Fahrradwege erhalten soll. Der Neubau ist ein wichtiges Tor zur Winsener Innenstadt. Durch die Bauarbeiten endet nun die Landesstraße 234, die in Winsen Hansestraße heißt, aber in einer Sackgasse. „Mit der Verzögerung müssen die Anwohner nun länger mit dem Lärm durch die Umleitungen leben, sind weiter Tempolimits nötig und auch der Busverkehr wird beeinträchtigt“, sagt der städtische Bauamtsleiter Andreas Mayer. Bürgermeister André Wiese habe bereits Gespräche mit den betroffenen Händlern und Geschäften aufgenommen und werbe um Verständnis für die Baumaßnahmen des Landes.

Für das Land ist dabei klar, dass der Mangel „auf einen Ausführungsfehler des Auftragnehmers“ zurückgeht, wie die Behörde weiter mitteilte. „Es wird jetzt zu einer Auseinandersetzung kommen, um die Schuldfrage zu klären“, sagte der Leiter der Behörde, Dirk Möller, dem Abendblatt. Dabei geht es vor allem darum, wer die nun notwendige Sanierung zu verantworten hat und damit auch die zusätzlichen Kosten tragen muss. Zu ihrer voraussichtlichen Höhe wollte sich Möller nicht äußern. Von Seiten des Auftragnehmers, des Lingener Brückenspezialisten Hofschröer, gab es am Donnerstag trotz mehrfacher Anfragen keine Stellungnahme.

Um die Fertigstellung der Brücke möglichst wenig zu verzögern, hat die Straßenbaubehörde aber nun eine Vereinbarung mit dem Landkreis Harburg erzielt. Nach dem Planfeststellungsbeschluss konnte aufgrund der Vorkommen von Fledermäusen und Fischottern bislang nur tagsüber gearbeitet werden. Nun aber wird es möglich sein, auch länger zu arbeiten. Die Behörde hat die Baufirma aufgefordert, die neue Regelung auch zu nutzen und „Maßnahmen zu ergreifen, den Bauablauf mit dem Ziel der Bauzeitverkürzung zu optimieren.“

Mitentscheidend für den Neubau war der Zustand des Spannstahls bei der Konstruktion. Die Materialermüdung ließ den Beschluss reifen, die 1959 gebaute Brücke komplett zu ersetzen. Das beschert der Stadt nun das vom Land finanzierte Bauwerk mit etlichen Neuerungen. Zu ihnen gehören die nach außen geschwungenen Portale an jedem Ende, für die die Stadt die Steine aussuchen kann und ein Abfluss für das Regen- und Schmutzwasser, das bisher in die Luhe floss. Künftig wird das Wasser nach beiden Seiten in Rinnen gelenkt, fließt in Schächte und von dort in einen Filter, der Feststoffe und Öl aufnimmt. Einmal aufgestellt, soll die Brücke für die nächsten 100 Jahre bis zu 40 Tonnen schwere, über sie hinweg rollende Lasten aushalten können.

Bau-Ingenieur Christian Magill, der Sachgebietsleiter Brückenbau der Lüneburger Behörde, ist überzeugt: „Die Winsener werden ihre Brücke mögen.“ Doch auf ihre Fertigstellung werden die Bürger der Kreisstadt und vor allem die Geschäftsinhaber nun einige Monate länger warten müssen.