Neu- und Umbau am Perlstieg wird 27 Millionen Euro kosten. Die Architektur setzt das Leitbild Maritimes Zentrum um. Fertigstellung im Jahr 2018

Wilhelmsburg. Die Freie und Hansestadt Hamburg wird die Stadtteilschule Wilhelmsburg an dem mehr als 20.000 Quadratmeter großen Standort am Perlstieg neu bauen. Im Jahr 2018 soll der Schulneubau mit zwei zusätzlichen Sporthallen, eine Zweifeld- und eine Einfeldhalle, fertig sein. Die Gebäudemanagement Hamburg GmbH (GMH) wird am Perlstieg Gebäude mit 8500 Quadratmetern Gesamtfläche errichten.

Die Baukosten der Schulgebäude belaufen sich auf 14,3 Millionen Euro. Das Gesamtinvestitionsvolumen am Standort Perlstieg beträgt nach GMH-Angaben mehr als 27 Millionen Euro: 20,4 Millionen Euro für Abriss alter Gebäude, Planung und Neubau, 4,7 Millionen Euro für die beiden Sporthallen und zusätzlich etwa zwei Millionen Euro für Außenanlagen.

Bei der Präsentation der Vorschläge des Hochbaulichen Realisierungswettbewerbs mit neun beteiligten Architekturbüros hat Klaus Blättner, Abteilungsleiter Bau der GMH, am Mittwochabend in Wilhelmsburg den Siegerentwurf des Lübecker Büros tsj tönies + schroeter + jansen vorgestellt.

Architektonischer Clou ist die lichtdurchflutete Aula, in der das Leitbild der Schule eines Maritimen Zentrums seinen baulichen Ausdruck findet. „Ein Haus, das aus vielen kleinen Häusern besteht“, erklärt Architekt Tobias Engelhardt das, was baulich neueste pädagogische Ansprüche umsetzt. Ein an der Decke hängender Schiffscontainer und der Steuerstand eines Tauchroboters gehören hier zum Mobiliar.

Mit dem Bau haben die Architekten versucht, die Atmosphäre einer alten Werfthalle einzufangen. Maritimes dient nicht nur der Ästhetik, sondern ist Ausdruck von schulischen Inhalten. Die Stadtteilschule Wilhelmsburg arbeitet heute bereits mit Unternehmen und Institutionen aus Hafenwirtschaft und Meeresforschung zusammen. Ein Partner ist das Internationale Maritime Museum in der HafenCity. Mit dem Leitbild Maritimes Zentrum, so Schulleiter Jörg Kallmeyer, erarbeite die Schule ein Profil, das einzigartig in Hamburg sei.

Der im Jahr 2006 teilsanierte sogenannte Kreuzbau und die Pausenmehrzweckhalle am Perlstieg bleiben erhalten. Dem Siegerentwurf sei es laut GMH besonders gut gelungen, die bestehenden Gebäude elegant mit den Neubauten zu verbinden.

Die Stadtteilschule Wilhelmsburg erstreckt sich über insgesamt drei Standorte: Perlstieg, Rotenhäuser Straße und Georg-Wilhelm-Straße. Insgesamt 1100 Schüler besuchen sie. Am Perlstieg sind Vorschulklassen, die Grundschule und Schüler bis zur siebten Klasse untergebracht – insgesamt mehr als 700 Jungen und Mädchen.

Noch zeigt sich der Schulleiter skeptisch, ob es der GMH tatsächlich gelingen wird, den Neubau wie angekündigt im Jahr 2018 fertigzustellen. Vor dreizehn Jahren habe er sich zum ersten Mal mit dem Gedanken eines Neubaus befasst, sagt Jörg Kallmeyer, und sei bis heute deswegen sieben Mal verzweifelt.

Er sei glücklich, wenn er die ersten Bagger über das Schulgelände fahren sehe, sagt der Schulleiter und fordert damit den Bauherrn GMH heraus. Klaus Blättner kündigt prompt an, dass die Unterrichtscontainer am Perlstieg noch in diesem Jahr abgebaut würden und der Neubau damit beginne. Lehrer erzählen, dass die ursprünglich als Provisorium gedachten Ersatzklassenunterkünfte bereits seit 20 Jahren dort stünden. Zwei Stolpersteine könnten das Neubauvorhaben verzögern: Ungewiss ist, ob Bombenaltlasten aus dem Zweiten Weltkrieg im Erdreich dem Zeitplan einen Strich durch die Rechnung machen könnten. Über die Kampfmittelsondierungsphase müsse man hinwegkommen, sagt Jörg Kallmeyer.

Der Neubau am Perlstieg wird nicht während des laufenden Schulbetriebs errichtet werden. Wohin die insgesamt 700 Vorschulkinder und Schüler der ersten bis siebten Klassen während der Bauzeit ausweichen werden, ist noch offen. Im Gespräch sei die leer stehende Förderschule am Karl-Arnold-Ring, sagt Jörg Kallmeyer.

Etwa zwei Milliarden Euro will bis 2019 der Hamburger Senat für die Instandhaltung, Sanierung und Erweiterung der allgemeinbildenden Schulen aufwenden. Im Hamburger Süden haben die im vergangenen Jahr in Wettbewerbsverfahren auf den Weg gebrachten Projekte bis 2016 ein Gesamtvolumen von 80 Millionen Euro.

Darüber hinaus, so hat es Schulsenator Ties Rabe (SPD) kürzlich angekündigt, stünden für den Schulbau in Harburg und Wilhelmsburg zeitnah weitere 85 Millionen Euro zur Verfügung.